Egal, ob du deine Vorgesetzten nach einer Gehaltserhöhung fragst, deinen Schwarm ansprichst oder Leuten deine ehrliche Meinung sagst: All das erfordert Selbstbewusstsein. Eine Umfrage ergab, dass sich über 18 Millionen der 42 Millionen Frauen in Deutschland als selbstbewusst und emanzipiert einschätzen. Das bedeutet aber auch, dass mehr als die Hälfte das nicht tut.
Es gibt viele Faktoren, die das Selbstbewusstsein beeinflussen können: die Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen, die finanzielle und berufliche Situation sowie eine glückliche Partnerschaft sind laut einer anderen Umfrage die wichtigsten Aspekte. Selbstliebe zu entwickeln und diese auch auszustrahlen, ist ein Prozess, der nicht einfach ist, aber erlernbar.
Wir haben mit einem der erfolgreichsten Persönlichkeitstrainer im deutschsprachigen Raum, Christian Bischoff (bekannt für sein Live-Seminar "Die Kunst, dein Ding zu machen"), über Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen gesprochen.
Was ist der Unterschied zwischen Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen?
Selbstbewusstsein heißt, sich selbst bewusst zu sein. Sich selbst zu kennen. Hierfür solltest du die Antworten auf diese Fragen herausfinden: Wer bin ich? Was macht mich aus? Was will ich im und vom Leben? Wofür stehe ich? Was sind meine Stärken und Schwächen? Nach welchen Werten richte ich mein Leben aus?
Selbstvertrauen hingegen bedeutet, sich selbst in möglichst vielen Lebenssituationen zu vertrauen. Wer Selbstvertrauen hat, besitzt die innere Sicherheit, einen Weg zu finden, alle möglichen Dinge bewältigen zu können. Deshalb haben Menschen, die in sich vertrauen, auch eher den Mut, etwas Neues auszuprobieren. Das Gegenteil von Selbstvertrauen ist meist Angst.
Was hat Angst mit Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu tun?
Wer ständig Angst hat, schätzt Situationen als gefährlich ein, obwohl gar keine akute Bedrohung vorliegt – zum Beispiel, wenn eine Rede gehalten werden soll. Die Angst ist meist nur eine Illusion im Kopf. Und sie wird umso größer, je mehr du sie mit Gedanken an mögliche negative Konsequenzen fütterst. Die Lösung: Mut zu haben und in sich selbst vertrauen!
Durch neue Erfahrungen besiegst du so mit der Zeit deine Ängste und trainierst dir ein gesundes Selbstvertrauen an. Du merkst, dass du mit vermeidlich bedrohlichen Situationen umgehen kannst und sie meisterst. Das stärkt wiederum dein Selbstbewusstsein!
Wie wirkt sich zu wenig Selbstbewusstsein aus?
Bischoff: "Wer kein Selbstbewusstsein hat, sich selbst also nicht kennt, kann sein Leben nicht nach den eigenen Bedürfnissen ausrichten. Er erkennt oft nicht die wahren Ursachen für Probleme in seinem Leben – oder die Möglichkeiten, die in einem selbst stecken". Selbstbewusstsein ist daher auch ein Baustein für mehr Selbstvertrauen. Studien zeigen, dass ein positives Selbstbild durch Selbstreflexion auch bessere Leistung bringt.
Wie kann ich selbstbewusster werden?
Das passiert natürlich nicht von heute auf morgen. Aber du kannst anfangen dich zu fragen: In welchen Situationen oder wenn ich etwas tue, bin ich selbstbewusst? Und genauso wichtig: Wann habe ich kein Selbstbewusstsein? Dann frag dich, warum ist das so und was kann ich dagegen tun? Die folgenden 5 Schritte können dir helfen, nach und nach mehr Selbstbewusstsein aufzubauen.
1. Nimm dein Leben selbst in die Hand
Du allein bist dafür verantwortlich, wie dein Leben verläuft. Lassen dein Leben nicht durch andere bestimmen, sondern triff deine eigenen Entscheidungen. Nur du allein hast die Verantwortung, dich selbst glücklich zu machen. Also entscheide dich bewusst immer wieder für dein Glück. Wenn du dir das verinnerlicht hast, kannst du nach deinen Zielen streben und dein Selbstbewusstsein stärken. Das ist die wichtigste Grundvoraussetzung.
2. Mach dir klar, was deine Stärken sind
Schreiben dir eine Liste und beantworte dafür folgende Frage: Was sind meine Stärken? Finde heraus, was du besonders gut kannst. Experten Buchtipp: "Entdecken Sie Ihre Stärken jetzt!: Das Gallup-Prinzip für individuelle Entwicklung und erfolgreiche Führung" (Campus Verlag). Das bedeutet nicht, dass du immer der Beste darin sein musst. Sondern es sollten Dinge sein, die dir leicht fallen, in denen du gut bist und vor allem: die dir Spaß machen. Wenn du weißt, was du kannst, aber dir auch eingestehst, dass es Sachen gibt, die du nicht kannst, kannst du in jeder Situation selbstbewusst und ehrlich damit umgehen.
Tipp: Wenn du anfängst, dich mit dir auseinanderzusetzen und dein Verhalten zu reflektieren, achte darauf, dass du dich nicht dauernd ablenkst. Keine Sorge, das passiert den Besten! Nimm dir Zeit und sei ständig achtsam, ob du im Kopf nicht wieder mit deiner To-do-Liste beschäftigt bist. Schalte am besten das Handy aus! Denn gerade die Sozialen Medien beeinflussen das Selbstwertgefühl und verursachen Ängste.

Die eigenen Stärken zu kennen fördert das eigene Selbstbewusstsein
3. Finde heraus, wofür du brennst
Bei welcher Tätigkeit vergisst du die Zeit und bist voll in deinem Element? Diese Antwort ist zentral auch für ein glückliches und zufriedenes Leben, weil du dadurch die für dich ideale Tätigkeit herausfindest. Egal, ob im Job oder als Hobby: Wer Spaß dabei hat, der ist meistens auch gut. Und gute Arbeit oder gut im Hobby sein, steigert das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.
4. Verbesser deine Körperhaltung
Warum? Weil die Körperhaltung tatsächlich zwei unterschiedliche Auswirkungen hat: Zum einen beeinflusst sie deine innere Selbstsicherheit. Und zum anderen strahlt die richtige Körperhaltung Selbstbewusstsein aus. Streck deinen Rücken durch, der Blick sollte nach vorn gerichtet sein, die Schultern nach hinten und die Brust raus.
Und: Lächeln! Menschen, die lächeln, wirken positiver und attraktiver auf ihre Mitmenschen. Plus: "Wenn du lächelst, erkennt dein Gehirn, welche Muskeln genutzt werden. Das sorgt dafür, dass es mehr Glückshormone ausschüttet", sagt Bischoff. Nimm diese Körperhaltung so oft wie möglich bewusst ein und versuchen sie zu halten. Du wirst feststellen: Die Welt fühlt sich gleich ganz anders an. Erobere sie mit einem Lächeln.
5. Denk positiv
Du siehst nicht gut genug aus, bist nicht schlau oder nicht sportlich genug? Solche negativen Gedanken solltest du gar nicht erst glauben, denn sie können zu selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Pessimismus und negative Gedanken sind wie schwarze Löcher im Universum: Sie entwickeln eine so starke Anziehungskraft, dass du selbst darin verschwindest.
Jeder kennt diesen einen verbitterten Menschen. Willst du mit dieser Person Zeit verbringen? Wohl kaum. Positives Denken ist die Grundlage für eine positive Ausstrahlung. Und die wird auch deinen Mitmenschen sofort auffallen. Denk stattdessen an schöne Momente oder etwas, dass dich aufheitert und vertraue darauf, dass alles gut wird. Und schon strahlst du mehr Selbstsicherheit aus.
SOS-Tipps
Heute ist ein Tag, an dem du vergeblich dein Selbstbewusstsein suchst, aber sonst hast du eigentlich keine Probleme damit? Manchmal reicht es einfach, einen Tag nur für sich einzulegen. Ein Tag oder Abend, den du frei gestalten kannst, wie du es willst. Sehnst du dich nach einem Beauty-Day? Dann mache deine Lieblingsmusik an, lasse dir ein Bad ein und stelle Wasser für einen Entspannungs-Tee auf. Maske oder Augen-Pads geben dir Spa-Vibes. Solltest du lieber Sport machen wollen, laufe deine Lieblingsrunde oder mache eine Runde Yoga? Egal, wie du deine Me-Time verbringst, lege dabei am besten dein Handy weg, um nicht abgelenkt zu werden.
Studien im Auftrag von Nike zeigen, dass sportlich aktive Frauen mehr Selbstbewusstsein haben als sportlich inaktive Frauen. Zudem steigert Sport das Selbstvertrauen, durch eine Zielsetzung oder beim Zurückschauen auf vergangene Ziele. Wie wäre es mit einer Runde Yoga? Eine weitere Studie zeigt, dass Yoga das Selbstbewusstsein stärkt. Also schnapp dir eine Yogamatte, zünde dir Räucherstäbchen oder Duftkerzen an und ab auf die Matte!
Kann man auch zu viel Selbstvertrauen haben?
Grundsätzlich ist Selbstvertrauen eine positive Eigenschaft. Aber zu viel Selbstvertrauen kann schnell als arrogant, selbstverliebt oder überheblich wahrgenommen werden. Wer sich für etwas Besseres hält, wird vielleicht für seine Leistungen respektiert, aber er nicht wirklich gemocht.
Bei Selbstbewusstsein geht es nicht darum, mutiger oder lauter als andere zu sein. Es geht darum, mit sich selbst im Reinen zu sein und trotzdem andere Menschen zu respektieren und schätzen, das zeugt doch von wahrem Selbstbewusstsein, oder?
Mit diesen 5 Tipps kannst du nun an dir und deinem Selbstbewusstsein arbeiten, um die Einladung zur Party, auf die du eigentlich gar keine Lust hast, ehrlich abzulehnen oder statt dem dunklen Pullover doch lieber das figurbetonte, rote Lieblingskleid zu tragen. Aber denk daran: Selbstbewusstsein kann schwanken. Es gibt Zeiten, in denen du weniger oder mehr davon hast, und das ist ganz normal. Nimm dir Zeit und sieh dem Abenteuer mit dir selbst freudig entgegen!
Quellenverzeichnis:
Johnson, C. S., & Stapel, D. A. (2011). Reflection versus self-reflection: Sources of self-esteem boost determine behavioral outcomes. Social Psychology, 42(2), 144–151. https://doi.org/10.1027/1864-9335/a000053, zuletzt abgerufen am 19.07.2024
Alyson Ross und Sue Thomas (2010): The Health Benefits of Yoga and Exercise: A Review of Comparison Studies. The Journal of Alternative and Complementary Medicine, https://doi.org/10.1089/acm.2009.0044, zuletzt abgerufen am 19.07.2024