Selbstoptimierung stoppen: So bremst du den Burn-out aus

Selbstoptimierung stoppen
Entspannter und ruhiger statt besser, schneller, mehr: So bremst du den Burnout aus

Veröffentlicht am 13.03.2025
Entspannter und ruhiger statt besser, schneller, mehr: So bremst du den Burnout aus
Foto: Vlada Karpovich / Montage: SoulSister

Schön, dass du dir die Zeit nimmst, diesen Artikel zu lesen. Wirklich jetzt, wir wissen das sehr zu schätzen. Und wir versprechen: Es dauert auch nur 4 bis 5 Minuten. Denn wir wissen ja, du hast heute und morgen (und hattest auch schon gestern und vorgestern) noch viele andere Dinge zu tun. Wichtige Dinge, mit denen du dein Leben schöner, besser, lebenswerter machen könntest.

Statt diesen Artikel zu lesen, könntest du zum Beispiel jetzt auch einkaufen gehen. Währenddessen könntest du mit irgendeiner App deine Schritte tracken lassen, um sicherzustellen, dass du auch auf die magischen 10 000 pro Tag kommst. Oder noch besser: gleich joggen gehen, um endlich dem Ziel näherzukommen, deine Bestzeit vom letzten Jahr zu knacken. Du könntest auch an einem neuen Konzept arbeiten, das du am Montag supereigenverantwortlich deiner Chefin vorlegst. Oder – noch besser – gleich ein eigenes Start-up gründen.

Du könntest natürlich auch mal wieder etwas für dich selbst tun. Ganz in Ruhe ein Buch lesen, in die Sauna gehen, meditieren. Und, und, und. Herrje, jetzt mach doch endlich mal wieder etwas nur für dich! Ganz entspannt! Oje, klingt anstrengend, oder?

Warum Selbstoptimierung nicht immer optimal für dich selbst ist

Wenn du jetzt laut "Stopp!" schreien willst, tu das unbedingt. Aber schieb uns nicht die Schuld in die Schuhe. Denn was da eigentlich gerade deinen Puls in die Höhe treibt und kleine Stresspickelchen verursacht, das ist der Drang nach ständiger Selbstoptimierung. Deiner Selbstoptimierung! Zig Ratgeber, Apps, Freunde und nicht zuletzt auch wir selbst impfen uns immer wieder ein, dass wir noch ein Stückchen besser sein könnten. Schau dir bloß mal diese Webseite an!

Während der Selbstoptimierungszwang früher vor allem im Job ein großes Thema war und dort insbesondere als Managerkrankheit abgetan wurde, ist er heute längst im Alltag angekommen. Heinz Bude, Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel, spricht sogar von einer "Generation Null Fehler". Was er damit meint, ist: Wir sind erst dann mit uns zufrieden, wenn wir wirklich in allen Bereichen unseres Lebens erfolgreich sind.

Wie du dich besser fühlst, ohne immer besser zu werden

Erfolgreich sein ist längst nichts Gefühltes mehr. Im Zuge der Digitalisierung können wir unseren Fortschritt schließlich permanent messen und uns herrlich easy mit anderen vergleichen. Aber ist das alles wirklich sinnvoll?

"Nein", sagt Trendforscherin Corinna Mühlhausen. "Denn aus dem Trend der Selbstoptimierung ist mittlerweile auch eine Gegenbewegung entstanden. Der Sehnsucht nach Technik, Entwicklung und Digitalisierung steht die Sehnsucht nach Natur, Gesundheit und nach dem ‚Ganz-bei-sich-selbst-Sein‘ gegenüber. All diese Aspekte brauchen eben ein Gegengewicht." Und das ist auch dringend nötig.

Warum es nicht immer neue Erfolge braucht, um erfolgreich zu sein

Nicht immer und überall besser, schneller und effizienter sein zu wollen, bedeutet leider nicht, dass du jetzt entspannt die Füße hochlegen kannst. Wie so oft im Leben macht es der Mix. Das Beste aus sich herauszuholen, ist nämlich grundsätzlich absolut erstrebenswert. Seine eigenen Grenzen zu kennen und diese zu akzeptieren allerdings auch. Statt das gesamte Leben umzukrempeln und nach dieser einen großen Vision zu streben (nur um dann doch jedes Mal wieder feststellen zu müssen, dass alles vorn und hinten nicht klappt), reicht es oft schon, ein paar Mini-Erfolge zu forcieren – und zu feiern.

Du hast deine Steuererklärung schon Ende Januar fertig? Sehr gut! Die Wochenendarbeit, die dir dein Chef aufdrücken wollte, hast du freundlich lächelnd abgelehnt? Bam! Und du hast zum ersten Mal die Krähe sauber geschafft, im Yoga-Kurs auf der Matte in der ersten Reihe? Wooohooo! Nimm das, Selbstoptimierung, es geht doch!

Warum Optimum nicht Maximum bedeutet

Dabei ist die Selbstoptimierung an sich gar nicht allein schuld daran, dass du permanent den Druck verspürst, du müsstest immer noch mehr geben. Selbstoptimierung wird schlichtweg ständig missverstanden. "Optimum muss nicht Maximum bedeuten", sagt auch Mühlhausen. "Es bedeutet vielmehr das Optimum für einen persönlich. Das kann auch kleine Schritte, langsame Steigerungen und bewusste Entscheidungen bedeuten."

Glück macht erfolgreich. Viel mehr noch: Das sollte es sogar. Bevor du nämlich ganz große Erfolge feierst, solltest du dich zuerst wegen deiner kleinen Fortschritte glücklich schätzen. Das sagt auch die Wissenschaft: Professor Shawn Achor von der Harvard University fand in einer Studie heraus, dass nicht Erfolg glücklich macht, sondern dass Glücklichsein am Ende dazu führt, erfolgreicher zu werden.

Zeit also, das Pferd einmal von hinten aufzuzäumen – und zwar ganz ruhig! Die eigene Lebensqualität zu definieren, beinhaltet nämlich auch, kleine Steps zu berücksichtigen. Nicht unbedingt auf dem Papier, sondern vor allem im Kopf. Denn noch besser als ständiges Aufschreiben, Festlegen oder Zum-Ziel-Setzen ist ohnehin: Entspannt machen.

Wie du mit 3 Mini-Tricks erfolgreicher wirst

Hier gibt dir Trendcoach Corinna Mühlhausen exklusiv ein paar kleine, kluge Ratschläge, mit denen du entspannt Erfolg hast:

  • Sei konsequent – auch im Kleinen! Formuliere keine Wünsche wie "Ich möchte in Zukunft 4-mal pro Woche 25 Minuten lang joggen gehen." Geh lieber jeden Tag 15 Minuten laufen. Auf diese Weise wird ein Vorsatz schnell zur Routine.
  • Vergiss nicht zu atmen! Nimm dir jede Stunde einmal Zeit dafür, 10-mal hintereinander ganz tief ein- und auszuatmen. Gönn dir diese kleine Unterbrechung, um dir deiner selbst wieder bewusst zu werden und frage dich: Wie geht es mir gerade? Was brauche ich im Moment?
  • Grenze dich ab! Zugegeben, dieser Rat klingt leichter, als er ist: Schaue nicht auf andere, sondern darauf, was du persönlich für deinen Seelenfrieden optimieren willst. Nur weil alle anderen gerade den neuesten Trendsport ausprobieren, musst du da ja nicht mitmachen. Das ist eine ganz bewusste Entscheidung, die du treffen kannst.

Fazit: Stoppe den Selbstoptimierungszwang und tu das, was dir am besten tut

Um dein bestes Selbst zu werden, musst braucht es kein "Höher, weiter, besser". Viel gesünder ist ein Mix aus motivierter Anstrengung und entspanntem Genuss des Erreichten. Schalte einen Gang runter und komme relaxed in deinem Leben an.