Pille absetzen: Was wirklich in deinem Körper passiert

Gesundheit und Verhütung
Pille absetzen: Was wirklich in deinem Körper passiert

Zuletzt aktualisiert am 27.05.2025
Frau, die Antibabypille in der Hand hält
Foto: JLco - Julia Amaral / GettyImages

Die Antibabypille hat in den letzten Jahren deutlich an Popularität verloren. Vielleicht denkst auch du darüber nach, sie abzusetzen – und fragst dich, was das für deinen Körper bedeutet: Wie verändert sich dein Zyklus? Nimmst du zu oder ab? Und was passiert mit deiner Stimmung?

Allein in Deutschland verhüten etwa sieben Millionen Frauen mit der Pille, aber die Zahlen sind seit Jahren rückläufig. In den 1960ern wurde das Hormonpräparat gefeiert als Symbol weiblicher Freiheit, heute steht das Medikament zunehmend in der Kritik: Die Liste der möglichen Nebenwirkungen ist lang, die Studienlage oft ernüchternd.

Hier findest du Antworten auf die wichtigsten Fragen – fachlich fundiert und praxisnah.

Die Pille und ihre Nebenwirkungen

Die Pille ist wirksam – aber sie kann auch ernsthafte Nebenwirkungen haben:

  • Thromboserisiko: Frauen, die die Pille nehmen, haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel, vor allem Raucherinnen. Ohne hormonelle Verhütung liegt es laut einer Studie bei 1-5 von 100.000. Durch Pillen der 2. Generation (z. B. mit Levonorgestrel) steigt das Risiko auf 5-7 und bei Pillen der 3. und 4. Generation (z. B. mit Desogestrel, Gestoden, Drospirenon) auf ca. 9-12 von 10.000 Frauen/Jahr.
  • Belastung für Herz und Psyche: Studien zeigen: Die Pille kann Stimmungstiefs, Antriebslosigkeit und ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen.
  • Krebsrisiko: Ein leicht erhöhtes Risiko für Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs wird ebenfalls diskutiert.

Zu den weiteren möglichen unerwünschten Begleiterscheinungen der sicheren Verhütung können unter anderem diese zählen:

  • Blutungsstörungen (z. B. Zwischen- oder Schmierblutungen)
  • Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen
  • Brustschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Gewichtszunahme, Blähbauch, Flüssigkeitseinlagerungen (Ödeme)
  • Hautprobleme (z. B. Akne)
  • Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen
  • Libidoverlust (geringere Lust auf Sex)
  • Müdigkeit, Unterbauchschmerzen
  • Verstärkter vaginaler Ausfluss

Wichtig: Jede Frau reagiert unterschiedlich. Ein Wechsel des Präparates kann Abhilfe oder Verbesserung schaffen. Dennoch ist leicht verständlich, warum sich viele Frauen von der Hormonpille abwenden und auf andere Verhütungsmittel ausweichen. Informiere dich gut – und hole bei Unsicherheiten ärztlichen Rat ein.

Hormonfrei verhüten – diese Methoden gibt es

Wenn du hormonfrei verhüten möchtest, stehen dir verschiedene Methoden zur Auswahl – je nachdem, wie sicher und aufwendig die Methode für dich sein soll:

Natürliche Methoden - basierend auf der Beobachtung deines Körpers:

  • Temperaturmethode: Tägliche Messung der Basaltemperatur, um fruchtbare Tage zu erkennen.
  • Zervixschleim-Methode: Beobachtung der Konsistenz des Zervixschleims.
  • Symptothermale Methode: Kombination aus Temperatur- und Schleimbeobachtung – deutlich sicherer als einzelne Methoden.
  • Verhütungscomputer: Geräte wie der Clearblue Fertilitätsmonitor messen Hormone im Urin und bestimmen die fruchtbaren Tage.

Mechanische Methoden - verhindern das Eindringen der Spermien in die Gebärmutter:

  • Kondome: Einfach anzuwenden und schützen zusätzlich vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
  • Frauenkondome: Werden in der Scheide platziert und verhindern ebenfalls eine Befruchtung.
  • Diaphragma/Portiokappe: Flexible Schalen aus Silikon, die den Muttermund abdecken – meist in Kombination mit Spermiziden, also Spermien abtötenden Mitteln.

Intrauterine Methoden – langfristige, hormonfreie Lösungen:

  • Kupferspirale oder Kupferkette: Vom Arzt eingesetzte kleine Systeme, die Spermienbeweglichkeit durch Kupferionen hemmen. Schutz für mehrere Jahre.

Sterilisation – die endgültige Lösung:

  • Durchtrennen der Eileiter (Tubenligatur): ein großer Schritt, der gut überlegt sein sollte.
  • Vasektomie: Durchtrennung der Samenleiter beim Mann, die sich operativ rückgängig machen lässt.
Frau wählt zwischen hormonellen und nicht-hormonellen Kontrazeptiva. Glückliche junge Frau, die lächelt, während sie von verschiedenen Formen der Empfängnisverhütung umgeben ist.
JLco - Julia Amaral / GettyImages

Absetzen der Pille – das können die Folgen sein

Mehr und mehr Frauen spielen mit dem Gedanken, die tägliche Hormonzufuhr zu stoppen – sind sich aber unsicher, welche Veränderungen sie erwarten. Schließlich hat die Pille oft auch positive Nebenwirkungen gebracht: regelmäßige Blutungen, reine Haut, volles Haar.

Unregelmäßiger Zyklus

Nach dem Absetzen braucht dein natürlicher Zyklus Zeit, um wieder in Gang zu kommen. Laut Gynäkologin Dr. Ursula Sottong haben etwa ein Drittel der Frauen zunächst unregelmäßige Zyklen. Auch kann die Wirkung der Hormone noch andauern, denn sie lagern sich in Fettzellen ab und werden erst langsam abgebaut.

  • Es ist normal, dass die erste Blutung Wochen auf sich warten lässt.
  • Bleibt die Periode länger als drei Monate aus, solltest du ärztlichen Rat einholen.

Tipp: Zyklus-Apps wie Ovy oder Geräte wie Daysy helfen dir, deinen natürlichen Rhythmus besser zu tracken.

Stimmungsschwankungen

Ohne die künstlich konstanten Hormonspiegel der Pille spürst du die natürlichen Schwankungen von Östrogen und Progesteron wieder – und damit auch stärkere Stimmungsschwankungen. Kurz vor dem Eisprung fühlen sich viele Frauen besonders energiegeladen und glücklich, sagt Dr. Katrin Schaudig vom Hormonzentrum Hamburg.

Veränderung bei Haut und Haar

Die Pille senkt den Testosteronspiegel, was oft für reine Haut und kräftiges Haar sorgt. Nach dem Absetzen kann es zu:

  • Hautunreinheiten
  • verstärktem Haarausfall

kommen. Der Effekt tritt meist etwa drei Monate nach dem Absetzen auf, normalisiert sich aber oft innerhalb von ein bis zwei Monaten wieder.

Mehr Lust auf Sex

Die Pille kann die Libido durch einen abgesenkten Testosteronspiegel dämpfen. Viele Frauen berichten nach dem Absetzen von stärkerer sexueller Lust und mehr Sensibilität beim Sex.

Dein Gewicht fällt (manchmal)

Östrogen aus der Pille fördert Wassereinlagerungen. Nach dem Absetzen verlieren viele Frauen automatisch 1–2 Kilogramm Wassergewicht – ganz ohne Diät oder Training.

Schwanger nach dem Absetzen der Pille?

Ist die Hormonzufuhr eingestellt, kann theoretisch sofort eine Schwangerschaft eintreten. Wer jahrelang entspannt verhütet hat, unterschätzt oft, wie schnell die Fruchtbarkeit wieder einsetzen kann.

"Direkt nach dem Absetzen ist die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, besonders hoch", erklärt Dr. Katrin Schaudig. Das liegt zum einen daran, dass der Körper schnell auf natürliche Hormonsteuerung umstellt. Zum anderen sind viele Frauen anfangs noch unsicher im Umgang mit neuen, hormonfreien Verhütungsmethoden.

Worauf sollte ich achten, wenn ich die Pille absetze?

Das Absetzen der Pille ist für deinen Körper eine deutliche hormonelle Umstellung – und ein spannender Neustart. "Viele Frauen erleben nach dem Absetzen zum ersten Mal bewusst ihren natürlichen Zyklus und ihre Fruchtbarkeit", sagt Dr. Ursula Sottong. Die Umstellung bringt neue körperliche Signale und Gefühle mit sich – etwa stärkere Stimmungsschwankungen oder Veränderungen bei Haut und Haar.

  • Die Entscheidung, die Pille abzusetzen, sollte gut überlegt sein.
  • Vermeide kurze Pillenpausen, warnt Dr. Schaudig. Besonders in den ersten 6 bis 12 Monaten nach erneutem Beginn der Pilleneinnahme ist das Risiko für Thrombosen besonders hoch.

Wenn du die Pille absetzen möchtest, sprich am besten vorher mit deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen – insbesondere, wenn du Vorerkrankungen hast oder eine Schwangerschaft aktuell vermeiden möchtest.

Pille absetzen – so geht’s

Du möchtest die Pille absetzen, ohne dass dein Körper allzu stark unter der Umstellung leidet? Mit unserem 5-Schritte-Plan gelingt dir der Wechsel sanft und sicher – ohne Chaos im Körper.

  • Arztbesuch: Bevor du die Pille absetzt, solltest du deine Gynäkologin oder deinen Gynäkologen aufsuchen. Gerade wenn du die Pille ursprünglich nicht nur zur Verhütung, sondern wegen starker oder unregelmäßiger Blutungen genommen hast, könnte sich dein alter Zyklus wieder einstellen. Lass dich beraten – auch zu alternativen hormonfreien Verhütungsmethoden.
  • Entscheide dich für eine neue Verhütungsmethode: Wenn kein Kinderwunsch besteht, brauchst du eine sichere Alternative. Ob Kupferspirale, Kondome oder natürliche Methoden – jede Form der Verhütung erfordert Übung. „Je besser man eine Methode beherrscht, desto sicherer ist sie“, betont Dr. Ursula Sottong.
junge Frau lächelt verantwortungsbewusst und hält ein Kondom in der Hand
JLco - Julia Amaral / GettyImages
  • Setze die Pille richtig ab: Nicht einfach mittendrin aufhören! Beende noch die laufende Blisterpackung. Wer abrupt stoppt, riskiert Zwischenblutungen und bringt den Hormonhaushalt zusätzlich durcheinander.
  • Gönne deinem Körper Zeit zur Umstellung Nach dem Absetzen der Pille kann es turbulent werden:
    • stärkere Monatsblutungen
    • Stimmungsschwankungen
    • Pickel oder Haarausfall
    • Aber auch positive Effekte wie weniger Brustspannen oder Kopfschmerzen sind möglich. Gib deinem Körper mindestens drei bis sechs Monate, um ein neues Gleichgewicht zu finden.
  • Behalte deinen Zyklus im Blick: Nutze Zyklus-Apps, um deinen natürlichen Rhythmus kennenzulernen. Bleibt deine Periode nach drei Monaten aus oder treten starke Beschwerden auf, solltest du ärztlichen Rat einholen.

Erfahrungsbericht: Keine Pille mehr nach 10 Jahren

Lena hat ihre hormonelle Verhütung nach einer Dekade eingestellt und erzählt, wie es ihr damit ging:

"Wie für viele Frauen war es für mich völlig selbstverständlich, täglich Hormone zu schlucken. Nach über 10 Jahren kannte ich es gar nicht mehr anders – und ich merkte dann: Eigentlich kannte ich auch meinen eigenen Körper nicht. Mit der Pille war mein Zyklus zwar regelmäßig, die Periode weniger schmerzhaft, aber ich fühlte mich irgendwie matt und unglücklich und wusste nicht, warum. Ich hatte schon öfter wegen mangelnder Lust die Pille gewechselt, allerdings ohne wirklichen Erfolg. Dann stoppte ich die tägliche Hormonzufuhr – und alles änderte sich!

Schon in den ersten Wochen fühlte ich mich befreiter. Ich entwickelte ein viel besseres Gespür für meinen Körper. Gleichzeitig bekam ich aber auch die ganze Wucht meiner Fruchtbarkeit zu spüren: Klagten Freundinnen früher über PMS, hielt ich das immer für übertrieben – ich hatte ja keine Ahnung, wie sie sich fühlten!

Die ersten Monate kam meine Periode ziemlich zuverlässig, doch dann geriet alles durcheinander. Manchmal wartete ich 6 bis 7 Wochen auf meine Tage – und wurde natürlich total nervös. Schwangerschaftstest (negativ), Arztbesuch, das volle Programm. Doch meine Gynäkologin gab Entwarnung: 'Keine Sorge, Sie ovulieren.' Aha.

Seitdem beobachte ich meine Zyklussymptome sehr genau, und es ist faszinierend, meinen Körper in den verschiedenen Phasen wahrzunehmen. Entweder fühle ich mich supersexy (vor dem Eisprung) oder mega-ugly (kurz vor der Periode). Und ich gebe gern zu: Das kann ganz schön anstrengend sein! Aber es ist ein gutes Gefühl zu wissen, wie der eigene Körper tickt, und zu merken, wie sich die hormonelle Balance wieder einstellt.

Einen super-durchschnittlichen 28-Tage-Zyklus hatte ich übrigens auch nach 8 Monaten noch nicht. Dafür aber immerhin mehr das Gefühl, ich selbst zu sein. Und wenn es das nicht wert ist, was dann?!"

Die häufigsten Fragen zum Absetzen der Pille

Welche Vorteile hat es, die Pille abzusetzen?

Welche Nebenwirkungen können nach dem Absetzen der Pille auftreten?

Verändert sich meine Psyche nach dem Pille absetzen?

Fazit: Mehr Natürlichkeit ohne Pille

Das Absetzen der Pille bringt Veränderungen – manchmal herausfordernd, oft befreiend. Haut, Stimmung, Zyklus und Körpergefühl brauchen Zeit, um sich neu einzupendeln. Mit dem richtigen Wissen, Geduld und einer passenden hormonfreien Verhütung kannst du deinen natürlichen Zyklus wiederentdecken – und ein neues Körperbewusstsein entwickeln.