Monotasking: Produktiver als Multitasking?

Monotasking
Darum bist du mit Monotasking produktiver als mit Multitasking

Veröffentlicht am 17.11.2023
Monotasking
Foto: shutterstock.com/Roman Samborskyi

Du bist mit einer Freundin verabredet und tippst nebenbei schnell eine Nachricht. Du arbeitest an einer Präsentation, und plötzlich überprüfst du Websites nach Flugpreisen. Und beim Telefonieren siehst du dir Food-Reels für gesunde Brownies an – kommt dir das bekannt vor?

Während du diese wenigen Zeilen liest, hast du wahrscheinlich schon das Bedürfnis, Instagram zu checken oder die neuen Nachrichten auf deinem Handy zu öffnen. Dieser permanente Zustand der Ablenkung ist so sehr ins tägliche Leben eingeflossen, dass du oft gar nicht bemerkst, dass du ihm erliegst. Wie oft ertappst du dich dabei, dass du gedankenlos auf deinem Handy herumtippst, ohne dich daran zu erinnern, es in die Hand genommen zu haben?

Viel besser: Monotasking. Dabei geht man strukturiert vor und arbeitet gezielt eine Aufgabe nach der anderen ab. Das ist nicht nur gut für die Produktivität, sondern schafft außerdem Erfolgserlebnisse, die dein Stresslevel nachweislich senken. Wie das geht, erklären wir dir hier.

Multitasking ist ein Mythos

Bei all den kleinen und großen Ablenkungen des Lebens und einem Alltag voller To-dos ist Multitasking für viele eine Art Überlebensstrategie. Wenn es viel zu tun gibt, muss man eben auch einiges gleichzeitig erledigen können, lautet die Devise. Aber: Dadurch haben wir es regelrecht verlernt, uns ganz gezielt nur auf eine einzelne Sache zu konzentrieren. Im Job und selbst in der Freizeit fällt es vielen schwer, nur eine Unterhaltung zu führen, nur ein Buch zu lesen oder nur zu essen – ohne Ablenkung. Multitasking ist der Dauerzustand. An 2 Aufgaben oder mehr zu arbeiten, ist in vielen Jobs sogar eine Anforderung. Im Sinne von: Wer immer beschäftigt ist, ist produktiv, effizient und erfolgreich.

Doch tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Menschen sind gar nicht fähig zum Multitasking. Der Grund dafür findet sich in der Struktur des Gehirns, die nicht auf ein ständiges Hin- und Herspringen zwischen mehreren Tätigkeiten ausgerichtet ist. Untersuchungen zeigen, dass Multitasking deine Effektivität sogar um 40 Prozent verringern kann und die Fehlerquote steigen lässt. Wenn du also versuchst, 2 komplexe Dinge gleichzeitig zu tun, wird am Ende beides auch nur halb so gut – wie etwa ein Telefonat führen und parallel eine E-Mail formulieren.

Trotzdem ist es gar nicht so einfach, sich auf eine einzige Sache zu konzentrieren, denn das Hintergrundrauschen des Lebens geht weiter. So kommt es laut einer Studie der University of California durchschnittlich alle 3 Minuten vor, dass man unterbrochen wird und zwischen 2 Aktivitäten wechselt. Diese kleinen Ablenkungen haben eine große Wirkung: Du brauchst 10 bis 15 Minuten, bis du dich danach wieder auf das vorherige Thema konzentrieren kannst. Das führt zum andauernden Mikrostress.

Weniger multi, mehr mono

Seitdem alles multi ist, suchen viele nach etwas mehr mono. Dazu gehört der Wunsch, mal wieder eine Sache mit Muße zu tun, ein ungestörtes Gespräch zu führen, tief in ein Projekt einzutauchen oder einfach nur zu faulenzen. Beim so genannten Monotasking geht man ganz strukturiert vor und arbeitet eine Aufgabe nach der anderen ab.

Es geht darum, an einem Gedanken dranzubleiben, Tatendrang und Flow zu erleben – und dadurch auch neuen Sinn. Wenn man einen Vorgang gedanklich abschließen kann, dann entstehen Erfolgserlebnisse, Dopamin wird ausgeschüttet und Stress abgebaut. Monotasking ist außerdem gut für die Produktivität: Wenn du voll und ganz bei der Sache bist, passieren weniger Flüchtigkeitsfehler. Davon profitiert die Qualität der Arbeit, und darüber hinaus ist man auch schneller fertig.

Monotasking
shutterstock.com/Viktoriia Photographer

Dieser neu geschaffene Freiraum erlaubt dann mehr Zeit für bewusste Unterbrechungen, die essenziell für Konzentration und Fokus sind: Erholungspausen, in denen du dich kurz bewegst oder frische Luft schnappst. Beim Multitasking gehen diese schnell unter oder werden durch den Griff zum Smartphone nutzlos. Natürlich kann man nicht immer abtauchen, auch wenn man das Bedürfnis danach hat. Im Job müssen viele ständig erreichbar sein und mehrere Projekte gleichzeitig jonglieren. Aber wenn man zum Beispiel im Job häufig zwischen verschiedenen Aktivitäten hin- und herwechseln muss, ist es umso wichtiger, in anderen Lebensbereichen erst recht auf das Monotasking-Prinzip zu setzen. Nämlich dann, wenn man die Situation beeinflussen kann, zum Beispiel in Freundschaften oder bei der bewussten Selfcare. Durch die Gelassenheit und den Fokus, den du dadurch aufbaust, kannst du wiederum besser mit dem ganz normalen Alltagswahnsinn umgehen.

Monotasking ausprobieren: 3 Tipps für die Umsetzung

Monotasking und gezielte Aufmerksamkeit lassen sich ganz einfach im Alltag üben. Der positive Effekt tritt sofort ein: Du wirst dich gelassener, ausgeruhter und zufriedener fühlen. Probier’s doch gleich aus!

1. Aufmerksam sein

Lesen, zuhören, spielen, essen, warten, Yoga oder Sport treiben: Bei diesen Aktivitäten lässt sich Monotasking wunderbar üben. Versuche, im Augenblick präsent zu sein – ohne Ablenkung, vor allem ohne Smartphone. Wenn du anfängst, über die Arbeit, das Leben oder etwas anderes Stressiges nachzudenken, nimm deine Gedanken zur Kenntnis und lasse sie mit der Ausatmung los. Das sanfte Zurücklenken der Aufmerksamkeit wird allen mit Meditationserfahrung bereits vertraut sein. Wichtig ist auch hier: Verzweifle nicht, wenn’s erst mal nicht klappt, sondern bleibe liebevoll dran.

2. Priorisieren

Monotasking erfordert Organisation. Das Ziel ist es, Aufgaben nacheinander anzugehen. Ein Tagesplan mit flexiblen Lücken bringt Struktur in deinen Tag. Beim Priorisieren helfen dir diese Fragen:

  • Was ist heute wirklich wichtig?
  • Was braucht genau jetzt meine volle Aufmerksamkeit?
  • Was kann warten, und was ist als Nächstes dran?

3. Deep Work

Deep Work ist eine Methode, Aufgaben in 25-Minuten-Abschnitte zu unterteilen und währenddessen das Smartphone aus dem Sichtfeld zu verbannen sowie E-Mails und andere Störquellen auszuschalten. Nach dem Zeitabschnitt findet eine 5-minütige Pause statt, danach folgt eine weitere Deep-Work-Phase. Dieses Prinzip eignet sich für die Zeit am Tag, in der du am effektivsten und am wenigsten abgelenkt bist – bei vielen ist das frühmorgens. Tipp: Es hilft enorm, die Deep-Work-Phasen wie jeden anderen Termin im Kalender einzutragen.

Im Gegensatz zum Multitasking werden beim Monotasking die Aufgaben einzeln nacheinander abgearbeitet, wodurch du nicht so schnell abgelenkt wirst und sich dein Stresslevel nachweislich verringert. Versuche dich mit Hilfe unserer Tipps vom Multitasking zu befreien!