Falscher Job: So beeinflusst er deine Gesundheit

Körperliche und psychische Gesundheit
Ist dein Job gesund? So checkst du es

Veröffentlicht am 10.01.2024
Ungesunder Job
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Kennst du das, wenn du schon mit einem mulmigen Gefühl oder gar Bauchschmerzen zur Arbeit kommst? Oder wenn du gelangweilt am Schreibtisch sitzt, weil du Tag für Tag denselben öden Kram machst? Herausforderungen, Karrierechancen, Aufstiegsmöglichkeiten – alles Fehlanzeige? Mit solchen Gefühlen bist du nicht allein. Laut einer aktuellen Studie haben die meisten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen nach etwa 5 Jahren das Gefühl, in ihrem Job festzustecken und nicht voranzukommen. Die Zufriedenheit sinkt, die Motivation erst recht und das Einzige, was dann noch steigt, ist die Unlust, zur Arbeit zu gehen.

Das dänische Unternehmen Peakon führt seit 2015 weltweit Studien zur Mitarbeiterzufriedenheit durch. Besonders schlecht sehen die Zahlen bei den Deutschen aus: 23 Prozent gehen hierzulande unmotiviert zur Arbeit – der Anteil ist höher als in jedem anderen der rund 160 untersuchten Länder! Bei vielen breitet sich das negative Gefühl von der Arbeit auch auf das Privatleben – und vor allem den Selbstwert und die Gesundheit – aus. Hilft dann nur noch ein Jobwechsel?

Das muss nicht sein. Klar, Arbeit ist anstrengend. Aber all der Stress darf nicht darin enden, dass man nachts um 2 – weil man eh mal wieder wach liegt – nach Anzeichen für einen Burnout googelt. Das Problem ist nämlich: Je unmotivierter du in deinem Job bist, desto schlimmer sind die Auswirkungen auf die Gesundheit.

So wichtig ist der Feel-Good-Faktor für das gesamte Unternehmen

Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Gallup bringt jährlich eine Studie zum Thema Engagement bei Mitarbeitern heraus und untersucht darin, wie sich das Engagement am Arbeitsplatz und die Begeisterung der Mitarbeiter auswirkt. Und da wird Jahr für Jahr deutlicher, wie wichtig es ist, sich an seinem Arbeitsplatz wohlzufühlen – für den Arbeitnehmer und auch für das Unternehmen selbst.

Engagierte Mitarbeiter wollen einen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten, wollen sich weiterentwickeln und ein Gefühl der Zugehörigkeit spüren. Fehlt all das, leidet das Betriebsklima und es entsteht Frust auf beiden Seiten.

Innere Kündigung und mangelnde Erfüllung

Die Zahlen sprechen für sich: Der Engagement Index von Gallup für das Jahr 2022 zeigt Erschreckendes. Ein Fünftel der deutschen Beschäftigten hat innerlich bereits gekündigt. Die emotionale Bindung der Deutschen zum Job befindet sich damit auf dem niedrigsten Stand seit 10 Jahren und kostet die Wirtschaft durch Produktivitätseinbußen jährlich zwischen 118 und 151 Milliarden Euro.

Doch abgesehen von den Kosten für die Unternehmen ist der Verlust für den einzelnen, unzufriedenen Arbeitnehmer ebenfalls hoch. Denn auf das Gefühl der Unzufriedenheit folgen physiologische Reaktionen, die sich auf die geistige und körperliche Gesundheit auswirken können. Und damit ist nicht ein naheliegendes Burn-out gemeint, das droht. Es ist subtiler: Mangelnde Erfüllung im Job geht mit schlechteren Entscheidungen in Bezug auf Ernährung und Selbstfürsorge einher. Die Konsequenzen sind weitreichend.

Wie aus Unzufriedenheit im Job ein Gesundheitsproblem wird

2021 veröffentlichte die Fachzeitschrift BMC Women’s Health eine Studie, die den Zusammenhang zwischen beruflichem Engagement und Essstörungen untersuchte: 701 Frauen im Alter von 26 bis 36 Jahren beantworteten zunächst einen Fragebogen zur Selbsteinschätzung von Essstörungen, bevor die Teilnehmerinnen in Gruppen eingeteilt wurden. Es zeigte sich, dass die Gruppe mit Essstörungen ein deutlich geringeres Arbeitsengagement angab als die Gruppe mit gesunder Ernährung, woraus die Forscher schlossen, dass ein geringes Engagement im Job tatsächlich zu Essstörungen führen kann.

Eine andere Studie konnte nachweisen, dass unmotivierte Menschen ihren Frust eher mit Essen bekämpfen: Sie nehmen häufiger gedankenlos Nahrung auf, bekommen öfter Heißhunger-Attacken, werden übergewichtig und starten am Ende eine (meist erfolglose) Diät. Die symptomatischen Probleme, die sich aus der Unzufriedenheit am Arbeitsplatz ergeben, sind also nur der Beginn eines Teufelskreises, der mit Essstörungen, Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und mentalen Problemen einhergeht.

Glücklich durch Beteiligung

Aber wie kann man dem entgegensteuern? So banal das klingen mag: mit Spaß an der Arbeit! Denn die Auswirkungen des Snackens sind ganz andere, wenn man glücklich ist bei dem, was man tut. Statt Schokoriegel bekommen motivierte Menschen nämlich einen wunderbaren Glücks-Cocktail aus Hormonen: Ist man in seinem Job zufrieden und sucht nach Möglichkeiten, sich zu verbessern, wird Dopamin ausgeschüttet. Ein Lob der Chefin setzt Serotonin frei und fühlt man sich von Team und Vorgesetzten wertgeschätzt, ergänzt Oxytocin den Glücks-Cocktail.

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Und das ist noch nicht alles: Dieser Mix stimuliert die Aktivität des präfrontalen Kortex. Dieser Teil des Gehirns ist für Planung, Problemlösung, Kreativität und – um auf das Snacken zurückzukommen – Impulskontrolle zuständig. Befindest du dich in einem Tief, schaltet das Gehirn die Produktion dieses Wohlfühl-Cocktails ab und aktiviert stattdessen den Bedrohungsmodus, was einen Großteil der Aufmerksamkeitsspanne in Anspruch nimmt. Zudem wird der Körper mit dem Stresshormon Cortisol geflutet. Im Arbeitsalltag heißt das dann: Man reagiert zunehmend mit Ablehnung dem Job gegenüber und macht nur noch Dienst nach Vorschrift. Der Überlebensmodus wird übrigens auch durch ein mangelndes Sicherheitsgefühl aktiviert, also auch, wenn zum Beispiel in der Firma ein Stellenabbau im Raum steht.

Mehr Engagement bringt mehr Gesundheit

Eines ist klar: Berufliches Engagement bringt Sicherheit und Gesundheit. Engagierte Mitarbeiterinnen haben weniger Krankheitstage (bis zu 75 Prozent höher liegt die Zahl bei unmotivierten) und sind kreativer und produktiver. Außerdem verringert sich das Risiko für Depressionen. Aber wie wird man motivierter?

Das internationale Neuro-Leadership Institute hat 5 Bereiche definiert, die das Engagement im Job beeinflussen:

  • positives Feedback erhalten,
  • klare Ziele,
  • Kontrolle über die eigene Arbeit,
  • Verbundenheit im Team
  • Fairness

Vieles davon hat man selbst in der Hand und für die Dinge, die man nicht beeinflussen kann (das Verhalten von Vorgesetzten zum Beispiel), kann man proaktiv etwas tun: Schwierigkeiten offen ansprechen und sagen, was man braucht, um wieder durchstarten zu können. Kommst du damit nicht weiter, kannst du ja immer noch kündigen. Und auch, wenn das erst mal beängstigend ist, kann sich das auch positiv auf die Gesundheit auswirken: Die Selbstbestimmtheit und das Gefühl, das Leben so zu gestalten, wie man es für richtig hält, wirkt Wunder.

4 Tipps für mehr Motivations und Engagement

Natürlich ist es nicht allein deine Aufgabe, dich um deine Motivation zu kümmern, darum ist es wichtig, das Gespräch mit den Vorgesetzten zu suchen. Aber du kannst auch selbst etwas tun. Diese Motivationstipps kannst du nutzen, um dein Engagement zu verbessern:

1. Wachse mit deinen Aufgaben

Nicht zu schwer, nicht zu leicht. Menschen sind am höchsten motiviert, wenn sie Aufgaben bearbeiten, die genau an der Grenze ihrer derzeitigen Fähigkeiten liegen. Ist die Aufgabe zu schwierig, frustriert sie, ist die Aufgabe zu unbedeutend, langweilt sie.

2. Gestalte deinen Job

Überlege dir, welche Aufgabe du wirklich richtig, richtig, richtig gern übernehmen würdest. Präsentiere diese dann deinem Chef als Weiterentwicklungs-Möglichkeit und vergiss nicht, den Mehrwert für das Unternehmen hervorzuheben.

3. Ziele setzen

Ein Ziel zu erreichen, setzt Dopamin frei. Setze daher täglich auch eine körperliche Aktivität, die dir Spaß macht, auf deine To-do-Liste. Es kann auch ein kleiner Spaziergang sein.

4. Liebe, was du tust

Das Gehirn fokussiert hauptsächlich das Negative. Schreibe dir in ein Tagebuch, was dir an der Arbeit gefällt, und aktualisiere es täglich.

Je unmotivierter du in deinem Job bist, desto schlimmer sind die Auswirkungen auf die Gesundheit. Denn auf das Gefühl der Unzufriedenheit folgen physiologische Reaktionen und der mögliche Beginn eines Teufelskreises, der mit Essstörungen, mentalen und gesundheitlichen Problemen einhergeht. Was hilft: positives Feedback, klare Ziele, Kontrolle über die eigene Arbeit, Verbundenheit im Team und Fairness. Alles Fehlanzeige? Dann hilft nur kündigen.