ADS/ADHS bei Frauen: Symptome & 4 Tipps zur Hilfe

ADS und ADHS bei Erwachsenen
ADS/ADHS bei Frauen: Symptome und 4 Tipps zur Hilfe

Zuletzt aktualisiert am 06.05.2025
Psychologisches Konzept. Sonnenaufgang und Frauensilhouettenkopf
Foto: primipil / GettyImages

Mal eine unliebsame Aufgabe aufzuschieben oder unaufmerksam zu sein, ist ganz normal. Fällt es dir jedoch dauerhaft schwer, bei einer Sache zu bleiben, könnte auch ADS oder ADHS dahinterstecken. Was das ist und was du tun kannst, erklären zwei Expert:innen.

Was ist ADS?

Die Abkürzung ADS steht für Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Häufig wird auch von der Aufmerksamkeits-Defizit-Störung gesprochen.

"Betroffene haben Probleme dabei, ihre Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten", erklärt der Psychologe und ADHS-Therapeut Michael Kopper. Er ist der Leiter des ADHS-Therapiezentrums in Köln.

Menschen mit ADS driften schneller mit den Gedanken ab und sind unkonzentrierter. Umgangssprachlich nennt man ADS deshalb auch das "Träumerchen-Syndrom".

Was ist ADHS?

ADHS steht für die Aufmerksamkeits-Defizit-/Hyperaktivitäts-Störung. Bei Personen mit ADHS kommen zu den ADS-Symptomen noch eine Hyperaktivität und mangelnde Impulskontrolle hinzu.

Personen mit ADHS neigen dazu, ständig mit den Fingern zu agieren, wippen mit den Beinen oder stehen alle paar Minuten auf. Manchmal entsteht zusätzlich im Kopf ein regelrechtes Wirrwarr.

Die Symptome bei diesem "Zappelphilipp-Syndrom" sind auffälliger als bei ADS. Daher wird ADHS oft leichter erkannt.

Welche ADHS-Symptome und ADS-Symptome zeigen erwachsene Frauen?

Frau mit vom Wind zerzausten Haaren am Meer
Bogdan Perfiliev / GettyImages

Mindestens 4 Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden an ADHS, so das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit. Dabei fällt die ADHS-Diagnostik bei Erwachsenen besonders schwer.

"Bei Erwachsenen wächst sich die Symptomatik manchmal aus oder wird diffuser", erklärt die Fachärztin für Psychotherapie und Psychiatrie Dr. Jana Engel aus dem hessischen Riedstadt. Aus innerer Unruhe und eigener Schwäche kann dann z. B. eine Depression oder auch eine Sucht entstehen. Daher ist die ADHS-Diagnostik für Erwachsene so wichtig.

Wenn mehrere der folgenden ADHS-Symptome bei erwachsenen Frauen auftreten oder sich andere Hinweise auf ADS bei erwachsenen Frauen zeigen, gehen die beiden Fachleute dem Verdacht auf ADS oder ADHS nach.

1. Aufmerksamkeitsschwächen

  • Routine-Aufgaben fallen schwer: Bei gleichbleibenden, unkreativen Aufgaben lässt deine Aufmerksamkeit schnell nach.
  • Häufiges Verzetteln: Kleines und Großes vergisst du schnell oder es kommen interessantere Dinge dazwischen.
  • Begeisterung beim Start, aber schneller Abbruch: Neues fängst du mit Feuereifer an. Bei der Umsetzung knickst du aber schnell ein. Deshalb bringst du nur wenig zu Ende.
  • Volle Konzentration beim Hyperfokus: Wenn dich etwas richtig interessiert, kannst du Stunden nur damit verbringen, vergisst dabei die Welt um dich herum und bist "hyperfokussiert".

2. Impulskontrolle

  • Unüberlegtes Handeln: Das bunte Werbeangebot verleitet dich zum Kaufen, Gesprächspartner:innen unterbrichst du und den dritten Cocktail trinkst du, obwohl du weißt, dass du davon einen Kater bekommst: Auch dies können typische Symptome sein.
  • Chaotischer Lebenslauf: Jobwechsel, Umzüge, häufige Partnerwechsel und zu viele nie beendete Projekte: Solch ein Lebenslauf ist oft ein Indikator für unerkanntes ADHS oder ADS bei Frauen.

3. Hyperaktivität

  • Starker Bewegungsdrang: Wippst du oft mit den Beinen, spielst in Gesprächen mit dem Kuli und kommst oft nicht zur Ruhe, können auch das ADHS-Symptome bei Erwachsenen sein.
  • Gedankliches Chaos: Dir schießen massig Ideen in den Kopf, du verlierst dich gern in Details und oft können dir Gesprächspartner:innen kaum mehr folgen. Gleichzeitig schließt du einen Gedanken nur selten ab.
  • Überforderung, Stress oder Süchte: Das mentale Chaos und der innere Bewegungsdrang erzeugen Dauerstress. Auf längere Zeit hin ist das sehr ermüdend. Gepaart mit einer schwachen Impulskontrolle werden daraus schnell Suchttendenzen, z. B. beim Shoppen, Trinken, Rauchen oder Spielen.

Ursachen für ADS und ADHS bei erwachsenen Frauen

Frau mit roten Locken steht draußen mit geschlossenen Augen
Westend61/GettyImages

Ein Hauptfaktor für die Symptome von ADS und ADHS bei Erwachsenen ist Dopamin. Der Botenstoff ist der Treibstoff des Gehirns. "Er sorgt für Vorfreude und Neugier, Motivation und Kreativität", erklärt Kopper.

Menschen, bei denen besonders viel Dopamin ausgeschüttet wird, sind im Denken besonders schnell, ausdauernd und kreativ. Allerdings können sie dieses Feuerwerk auch schwerer bremsen.

Der Gegenspieler ist der präfrontale Kortex: Er strukturiert und ordnet unsere Gedanken. Ist dieser Teil des Hirns nicht aktiv oder trainiert genug, um das Dopamin zu hemmen, fällt es schwer, Impulse zu kontrollieren.

"Der Geist hat dann ständig 'Hunger' nach Informationen und Neuigkeiten. Betroffene haben ein Formel-1-Gehirn, aber leider nur eine Fahrradbremse", so der Psychologe. Daher bereiten ADHS und ADS Frauen erhebliche Probleme im Alltag.

Sind ADS und ADHS behandelbar?

Phasen der Unaufmerksamkeit können auch vorübergehend sein. Man muss sie nicht zwingend als ADHS-Symptome bei erwachsenen Frauen oder als Zeichen für ADS einordnen. Oft können beispielsweise Stress und wenig Schlaf typische ADS/ADHS-Symptome bei Erwachsenen hervorrufen.

Wenn dir die Aufmerksamkeit aber dauerhaft schwerfällt, lohnt sich ein ADHS-Test für Erwachsene. Evtl. bist du betroffen. Umso wahrscheinlicher ist das, wenn auch andere Personen in deiner Familie an ADS oder ADHS leiden.

"ADHS hat eine starke genetische Komponente, wird also oft von Eltern an Kinder vererbt", erklärt Dr. Engel, "Wenn dann auch noch ein unstrukturiertes Elternhaus dazu kommt, können die Symptome so stark werden, dass sie Leidensdruck verursachen."

Ein ADS- oder ADHS-Test für Erwachsene ist dann wichtig: So ist die Ursache geklärt und du kannst verschiedene Lösungswege gehen. Mit der fachkundigen Unterstützung von Expert:innen lassen sich ADS und ADHS in den Griff bekommen.

Behandlung: Welche Therapie hilft Frauen mit ADS oder ADHS?

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, die Symptome von ADS bzw. ADHS zu verringern und damit den Leidensdruck zu senken. Zwei häufige Therapieansätze sind die medikamentöse Behandlung oder Training und Therapien.

Medikamente gegen ADS bzw. ADHS bei Frauen

Hast du die ADHS-Diagnostik für Erwachsene durchlaufen, kannst du sicher sein, ob du wirklich unter einer der Störungen leidest.

Führt ADS oder ADHS bei Frauen zu Symptomen, setzen Therapeut:innen häufig auf Methylphenidat. Es ist im recht bekannten Medikament Ritalin enthalten. Methylphenidat gilt aktuellen Studien zufolge als sicher, hat jedoch leichte Nebenwirkungen. Möglich sind beispielsweise:

  • Mundtrockenheit
  • Verminderter Appetit

Der Wirkstoff unterstützt den präfrontalen Kortex. So kannst du dich einige Stunden lang besser gedanklich strukturieren und Impulse kontrollieren. Aber: "Sobald die Wirkung nachlässt, sind die Symptome oft stärker wieder da als vorher", warnt Kopper.

Training und Therapien gegen ADS bzw. ADHS bei Frauen

Doppelbelichtung der jungen Frau mit geschlossenen Augen und Meeresküste bei Sonnenuntergang
SimonSkafar / GettyImages

Nachhaltiger wirken spezielle Trainings bei ADS oder ADHS. Sie helfen dabei, dauerhaft Strukturen im Gehirn aufzubauen. So können sich Betroffene langfristig besser konzentrieren. Um das zu erreichen, sind z. B. diese Therapieformen denkbar:

  • Neurofeedback
  • Achtsamkeitstraining
  • Emotionales Regulationstraining

Eine Methode, die auch im Alltag anwendbar ist, sind die Konzentrationsintervalle. Mit denen kannst du langsam die Fähigkeit aufbauen, dich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren. So geht’s:

  1. Setze dir ein Zeitlimit von 5 oder 10 Minuten, in dem du wirklich konzentriert arbeitest.
  2. Mache 5 Minuten Pause, in denen du dich bewegst und Dampf ablässt.
  3. Starte von vorn.

Diese Übung kann sowohl gegen das Abschweifen bei langweiligen Dingen helfen als auch gegen den "Hyperfokus" bei deiner Leidenschaft.

Weitere Tipps, Tricks und Anregungen zu ADS bzw. ADHS bei erwachsenen Frauen findest du in diesen Ratgebern:

Tipps für den Alltag: ADHS-Symptome bei erwachsenen Frauen mindern

Wichtig nach einer ADHS-Diagnostik für Erwachsene ist dies: Wer ADS oder ADHS hat, ist nicht falsch, verplant oder gar dumm. Das Gehirn arbeitet schlichtweg anders. Man spricht auch von einer Neurodivergenz.

Die beiden von uns befragten Expert:innen haben einige Tipps, mit denen du die ADHS-Symptome bei erwachsenen Frauen mindern oder sogar ganz vermeiden kannst:

1. Minimiere Ablenkungen

Räume den Schreibtisch auf, stelle das Handy stumm und das Mail-Programm aus. Vielleicht positionierst du deinen Schreibtisch auch so, dass du das Fenster nicht siehst, um Ablenkungen von außen zu vermeiden.

2. Meide Multitasking

Der präfrontale Kortex kann sich nicht auf zwei komplexe Sachen gleichzeitig konzentrieren. Zwinge ihn nicht, ständig hin und her zu wechseln. Mache immer nur eine Sache und nichts anderes nebenbei. Vielen Menschen hilft ein „Hintergrundrauschen“ wie Musik dabei, sich besser zu fokussieren. Auf der Videoplattform YouTube findest du eine Vielzahl an Videos mit entsprechender Musik. Manchen Menschen hilft auch ASMR bei der Konzentration.

3. Mache dir einen Plan

Wer plant, kann weniger abschweifen. Plane also los: Mache einen Putzplan, eine Einkaufsliste oder fertige eine To-do-Liste an. So kannst du dich immer wieder auf das Wesentliche fokussieren und die gerade unwichtigen Gedanken und Ideen im Kopf stoppen. Dabei helfen können Planer wie dieser Wochenkalender von Moleskine.

4. Hole dir Unterstützung

Erscheint dir der Anfang zu schwierig, kann Unterstützung sinnvoll sein. "Hilfe zu erbitten und anzunehmen, fällt oft schwer, bringt bei ADHS aber ganz viel", betont Dr. Engel. Hast du keine Personen in deinem Umfeld, die als Hilfe bereitstehen? Dann nutze andere Möglichkeiten, wie etwa eine Kochbox oder einen Staubsaugerroboter. Sie nehmen dir Aufgaben ab und sorgen für mehr Platz im Kopf.

Die häufigsten Fragen zu ADS und ADHS bei erwachsenen Frauen

Wie äußert sich ADS bei erwachsenen Frauen?

Wie verhalten sich Mütter mit ADHS oder ADS?

Wie kann man sich als Erwachsene:r auf ADHS testen lassen?

Fazit: Die ADHS-Diagnostik ist entscheidend für effektive Lösungen

ADS oder ADHS zu haben, ist erst einmal nichts Schlimmes. Die Krankheiten können jedoch zu Schwierigkeiten im Alltag führen und auch ernste Folgen wie Depressionen oder Suchterkrankungen auslösen. Um in einer Therapie am richtigen Punkt ansetzen zu können, ist daher die ADHS-Diagnostik wichtig. Hast du den ADHS-Test für Erwachsene durchlaufen, hast du Gewissheit. In der Folge kannst du mit Verhaltenstrainings oder auch Medikamenten gegen die Aufmerksamkeits-Defizit-Störung oder Aufmerksamkeits-Defizit-/Hyperaktivitäts-Störung vorgehen. Mehr Infos zum Thema AD(H)S findest du hier.