Resilienz: die Wunderwaffe gegen Stress

Psychische Widerstandsfähigkeit
Resilienz steigern: 4 Strategien für den Ausweg aus der Krise

Veröffentlicht am 09.01.2024
Resilienz
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Du bist unruhig, der Magen verkrampft, die Gedanken kreisen, du weißt nicht mehr, wie du das alles schaffen und wo du überhaupt anfangen sollst: zu viele Termine, zu wenig Zeit und der Druck wird immer größer.

Die Stressfalle hat wieder einmal zugeschlagen und du fühlst dich ihr schutzlos ausgeliefert, möchtest dich am liebsten verkriechen. Was jetzt helfen würde, wäre eine große Portion Gelassenheit. Fachleute sprechen hier davon, dass es mehr Resilienz braucht. Aber was bedeutet das eigentlich? Das erklären wir dir hier.

Resilienz, was ist das überhaupt?

Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen, also die Fähigkeit, Krisen, Stress und Rückschläge zu bewältigen und – das ist vielleicht sogar der wichtigste Aspekt – gestärkt daraus hervorzugehen. Sie ist eine Art Wesenszug, der dir hilft, auf Krisen mit Zuversicht zu reagieren. Kurz gesagt: Resilienz ist das perfekte Rüstzeug für herausfordernde Zeiten. Wir alle kennen das Gefühl von Überforderung, Stress und Ängsten, und die brennende Frage ist jetzt: Können wir resilienter werden und, wenn ja, wie geht das?

Bas Kast hat sich genau das gefragt: Was macht die Seele stark? In seinem Buch "Kompass für die Seele" (um 24 Euro) geht der Bestsellerautor der Frage nach, was du selbst unternehmen kannst, um deine innere Balance zu finden. Der Wissenschaftsjournalist begann, nach Mitteln und Wegen zu suchen, um seine eigene Stimmung aufzuhellen, denn er verstand nicht, warum es ihm so schlecht ging. Er hatte ja schließlich alles erreicht, was es zu erreichen gibt: Er ist beruflich erfolgreich, lebt in einer glücklichen Beziehung und ist finanziell gut abgesichert. Seine Recherchen beziehen sich dabei auf wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Psychologie und Neurobiologie, aber auch auf Fallbeispiele und persönliche Erfahrungen. Sein Ergebnis sind 10 alltagstaugliche und leicht anzuwendende Strategien, die gegen Alltagsstress, chronische Erschöpfung und depressive Verstimmungen helfen sollen. 4 dieser Anti-Stress-Strategien schauen wir uns einmal genauer an.

Diese 4 Anti-Stress-Strategien machen dich resilienter

Es gibt nicht die eine Anti-Stress-Methode, die gegen alles und bei allem hilft. Es gibt mehrere kleine Stellschrauben, an denen du drehen kannst, um den Stress zu minimieren und deinen Umgang damit zu verbessern. Diese 4 Bereiche hat Bas Kast als die wichtigsten identifiziert:

1. Ernährung

Der Zusammenhang zwischen Ernährung und Psyche spielt eine immer größer werdende Rolle und ist zunehmend besser erforscht. Entzündungen im Körper werden mit einem erhöhten Risiko für Depressionen in Verbindung gebracht, daher kann eine entzündungshemmende Ernährung dazu beitragen, dieses Risiko zu reduzieren.

Diverse Studien haben gezeigt, dass auch die Mittelmeerkost, viel Gemüse, Fisch, gesunde Öle und Hülsenfrüchte, das Risiko für eine Depression um gut 30 Prozent senkt. Je konsequenter man die Kost auf mediterran umstellte, desto ausgeprägter war die antidepressive Wirkung der Studienteilnehmer. Selbst wenn man die Ernährung erst im Alter von 60 Jahren auf diese Weise umstellt, darf man neuen Schätzungen zufolge rein statistisch damit rechnen, ganze 8 bis 9 Jahre länger zu leben.

Fazit

Eine gesunde Ernährungsweise lässt sich nicht nur leicht umsetzen, sie wirkt auch wie eine Frischekur auf deinen Gemütszustand.

2. Natur

Die meisten Menschen leben in einer Umgebung, welche die Sinne permanent mit einer Vielzahl von Informationen und Reizen flutet – alles blinkt, leuchtet und lärmt. In der Großstadt siehst du kaum Sterne am Himmel, so hell ist es sogar in der Nacht. All das hat Auswirkungen auf das Gehirn: Reizüberflutung und Informations-Overkill sorgen für mentale Erschöpfungszustände, die dich launisch und unzufrieden machen.

Aber es ist leicht, Abhilfe zu schaffen, und die Lösung ist genauso simpel wie genial: In der eher reizarmen Natur erholst du dich schnell. Sinne und Gehirn können sich komplett öffnen und sämtliche Stimuli ungefiltert in sich aufsaugen. Das Aufmerksamkeitssystem bekommt so eine Verschnaufpause, der Akku wird aufgeladen. Auf diese Weise tragen Ausflüge in die Natur zu einem ausgeglichenen Seelenleben bei.

Fazit

Es reicht schon aus, 2 Stunden pro Woche in die Natur einzutauchen und dort abzuschalten. Das ist eine gute Investition für die Seele.

3. Hormesis

Der Begriff meint vorübergehende, gezielte, körperliche Stresserfahrungen (z.B. eiskalte Duschen oder Saunabesuche), denen man sich freiwillig aussetzt. Das stärkt die Abwehrkräfte, sorgt aber auch dafür, dass du psychisch gestärkt aus der abhärtenden Stressepisode hervorgehst, denn mithilfe des Stressors (egal ob heiß oder kalt, Hauptsache, extrem) trainierst du auch deine Stressresilienz.

Wissenschaftlich ist das gut belegt: In einer US-Studie wurde die Körpertemperatur depressiver Patienten mit einem Infrarotwärmegerät 1,5 Stunden lang auf 38,5 Grad gebracht. Schon eine einzige Hitzesitzung half dabei, die Depression wochenlang zu lindern! Eine andere Studie konnte mit einer ähnlichen Methode (2-mal pro Woche 30 Minuten lang ein 40 Grad heißes Bad nehmen) noch bessere Ergebnisse erzielen.

Fazit

Nietzsche hatte zumindest in dieser Hinsicht mit seinem Spruch Recht: Was uns nicht umbringt, macht uns stärker. Das gilt nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seelenruhe.

4. Beziehungen

Soziale Beziehungen und Freundschaften gehören zu den wichtigsten Glücksfaktoren überhaupt. Zu wissen, dass es jemanden gibt, der dich bedingungslos unterstützt, beruhigt. Bas Kast erklärt, dass, wer selbst ausgeglichen sei, nicht nur mit dem eigenen Frust besser umgehen könne, man habe zudem viel eher ein offenes Ohr für andere und könne besser für seine Mitmenschen da sein. Sich um die eigene emotionale Gesundheit zu kümmern ist also keinesfalls ein selbstsüchtiges Unterfangen, es stärkt auch Freundschaften.

Fazit

Ein starkes soziales Netzwerk trägt dazu bei, schwierige Situationen besser bewältigen zu können.

Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, Krisen, Stress und Rückschläge zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen. Um resilienter zu werden, solltest du deine Ernährung umstellen, öfter in die Natur gehen oder dich gezielt Stresserfahrungen wie kalten Duschen oder Saunabesuchen aussetzen. Auch soziale Beziehungen und Freundschaften sind besonders wichtig, um mit Stress besser umgehen zu können.

Erwähnte Quellen:

Janssen CW, Lowry CA, Mehl MR, et al. Whole-Body Hyperthermia for the Treatment of Major Depressive Disorder: A Randomized Clinical Trial. JAMA Psychiatry. 2016;73(8):789–795. doi: 10.1001/jamapsychiatry.2016.1031