Wenn dir etwas fehlt oder du dich nicht gut fühlst, zeigt dir dein Körper das oft auf offensichtliche Weise. Ein Mineralstoffmangel macht sich etwa häufig durch Hautveränderungen bemerkbar.
Es gibt jedoch auch Gesundheitsprobleme, die dir dein Körper nicht direkt mitteilen kann oder die du einfach übersiehst. Diese sind oft die schwerwiegenderen. "Zahlreiche Erkrankungen verursachen zunächst keinerlei Symptome. Der Satz 'Man ist so gesund, wie man sich fühlt!' stimmt leider nicht immer", erklärt Prof. Tammo von Schrenck von Mein Direktlabor in Hamburg.
Anhand der Blutwerte können Expert:innen erkennen, wie es wirklich um deine Gesundheit steht. Das Blutbild verrät nicht nur verborgene Krankheiten, sondern auch, ob du rauchst, Alkohol konsumierst, häufig gestresst bist oder ob deine Ernährung ausgewogen ist. Immer häufiger hört man auch, dass ein Bluttest sogar das Abnehmen vereinfachen kann.
Wann ist ein Bluttest sinnvoll?
Grundsätzlich kann es nie schaden, genau über die eigene Gesundheit Bescheid zu wissen. Aber es gibt Situationen, in denen die genaue Kenntnis der eigenen Blutwerte besonders wichtig ist:
- Bei diffusen Beschwerden: "Durch einen Bluttest können Risikofaktoren zuverlässig erkannt und damit die Weichen für eine geeignete Vorsorge oder Therapie gestellt werden", erklärt Prof. von Schrenck. Hat eine Patientin bereits Symptome, dient die Untersuchung des Bluts der Diagnosestellung einer bestimmten Krankheit. Wenn sich die Patientin etwa schlapp und müde fühlt, kann die Diagnose Blutarmut (Anämie)/Eisenmangel mittels eines niedrigen Ferritinwertes im Blut gestellt werden.
- Zur Bestimmung von Krankheitsverläufen: "Bei einigen Stoffwechselerkrankungen wird eine Blutanalyse zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs herangezogen", so der Experte.
- Vor Operationen: Ein Bluttest hilft, mögliche Risikofaktoren oder Vorerkrankungen, wie zum Beispiel eine Blutgerinnungsstörung, zu erkennen. In Notfallsituationen geben bestimmte Laborwerte (zum Beispiel Elektrolyte oder das Blutbild) wichtige Hinweise auf den Zustand der Patientin und weitere Maßnahmen.
- Bei Verdacht auf Krankheiten, die anfangs symptomfrei verlaufen: "Eine Blutuntersuchung deckt zudem verschiedene sexuell übertragbare Krankheiten auf, wie z.B. HIV, Hepatitis B+C, Chlamydien und Syphilis. Oft verlaufen diese Infektionen ohne Symptome, können jedoch weitreichende gesundheitliche Folgen haben und gefährliche Ansteckungen ermöglichen", erklärt von Schrenck.
Welche Blutuntersuchungen gibt es?
Um das Blutbild eines Patienten zu erfassen, gibt der Arzt eine Blutuntersuchung in Auftrag. Sie ist für ihn ein wichtiger Hinweisgeber bei der Diagnose. Bei einer Blutuntersuchung wird das Blut in seine Bestandteile zerlegt und mittels unterschiedlicher Methoden untersucht.
Dein Blut besteht zu 45 Prozent aus Blutzellen und zu 55 Prozent aus Blutplasma. Bei einem Blutbild werden jedoch allein die Blutzellen genauer untersucht. Dabei wird zwischen einem kleinen und einem großen Blutbild unterschieden.
Beim kleinen Blutbild werden die roten und weißen Blutkörperchen (Erythrozyten und Leukozyten) sowie die Blutplättchen (Thrombozyten) untersucht. Die Untersuchung zählt zur Routine bei der allgemeinen Gesundheitsvorsorge, wird aber auch bei Verdacht auf Blutarmut (Anämie), Infektionen und Entzündungen angeordnet. Die Werte geben Aufschluss, ob die Blutbildung und die Sauerstoffversorgung gut funktionieren und ob Mangelerscheinungen vorliegen. Bei Bedarf kann der Arzt zusätzlich zusätzliche Werte bestimmen lassen, zum Beispiel Leber- oder Nierenwerte.
Wer denkt, das große Blutbild würde sehr viel mehr Werte ermitteln, der irrt. Im Unterschied zum kleinen Blutbild werden hier ergänzend die Unterarten der weißen Blutzellen (Leukozyten) genauer untersucht. Leukozyten sind Teil des Immunsystems, das Fremdstoffe und Erreger bekämpft. Anhand der Daten des "Differenzialblutbildes" lässt sich erkennen, welche Unterart erhöht im Blut auftritt. Auf dieser Basis sind Rückschlüsse auf die Ursachen bestimmter Krankheiten möglich, zum Beispiel auf Infektionen, Entzündungen, Parasitenbefall, Vergiftungen oder Allergien.
Übrigens: In naher Zukunft wird es wahrscheinlich einen Bluttest geben, der eine Vielzahl von Krebsarten frühzeitig erkennen kann. Noch ist dieser Test in der Entwicklungsphase, doch Studien zeigen bereits, dass dieser von der amerikanischen Firma Grail entwickelte Test eine zu etwa 75,5 Prozent sichere Voraussagbarkeit haben wird, so die neuesten Untersuchungen.
Hilft ein Bluttest beim Abnehmen?
Wer Gewicht verlieren will, sollte zunächst den klassischen Weg über eine Umstellung der Lebensgewohnheiten gehen. Das heißt: gesunde Ernährung, viel Sport. Doch was, wenn beim Abnehmen trotzdem nichts mehr geht? Kann das Blut eine Erklärung über den ausbleibenden Erfolg geben?
Unter Umständen ja, sagt der Mediziner. "Nach mehreren erfolglosen Diäten ist eine Blutuntersuchung zur Ursachenklärung sinnvoll", rät von Schrenck. Teilweise seien Stoffwechselerkrankungen für die fehlende Gewichtsabnahme verantwortlich, zum Beispiel eine Unterfunktion der Schilddrüse oder eine Nebennierenüberfunktion. "Der Bluttest bringt hier Klarheit", so von Schrenck.
Wie nehme ich nach einem Bluttest ab?
Nur durch die Blutwerte allein lässt sich natürlich kein Gewicht verlieren – sofern du nicht an einer Stoffwechsel-Krankheit leidest. In dem Zusammenhang wird auch die Blutgruppendiät, die vom amerikanischen Naturheilkundler Peter D'Adamo entwickelt wurde, von Medizinern heftig kritisiert.
Die Theorie des Diät-Konzepts basiert darauf, dass jeder Mensch sich nach seiner Blutgruppe ernähren soll. Je nach Blutgruppe stehen unterschiedliche Lebensmittel auf dem Speiseplan. Mediziner beanstanden, dass die Theorie wissenschaftlich nicht haltbar sei und eher zu einer unausgewogenen Ernährung führe.
Eine Blutuntersuchung ist für Übergewichtige, unabhängig vom Abnehmwunsch, sinnvoll, so von Schrenck: "Da sie generell ein höheres Risiko für bestimmte Stoffwechselerkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 2 und Fettstoffwechselstörungen haben, empfiehlt sich ein Test auf bestimmte Risikofaktoren, zum Beispiel Blutzucker, HbA1c, Cholesterin, Triglyzeride und Harnsäure. So kann gegebenenfalls eine Lebensstilanpassung oder eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden."
Zu den wichtigsten Hinweisgebern im Blut gehören:
- der Blutzucker (gibt Aufschluss darüber, ob Diabetes mellitus vorliegt)
- Blutfette wie Cholesterin und Triglyzeride (sie erklären ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen)
- Entzündungsparameter (zum Beispiel C-reaktives Protein: CRP)
- Blutsalze wie Eisen, Natrium, Kalium oder Kalzium
- bestimmte Enzyme und Proteine
- Stoffwechselprodukte wie Kreatinin und Harnstoff (sie geben wichtige Hinweise auf die Nierenfunktion)
- Hormone, zum Beispiel von der Schilddrüse
- Blutgase
- Tumormarker
- Gerinnungsfaktoren
Um Bakterien im Blut oder Urin (bei Harnwegsinfektionen) der Patientin nachzuweisen, wird eine sogenannte "Kultur" gemacht. Dazu wird das Blut oder der Urin auf unterschiedliche Nährböden gegeben und beobachtet, ob Erreger dort gut wachsen. So kann nachgewiesen werden, ob und an welchem Infekt die Patientin erkrankt ist und ob eine Antibiotikaresistenz vorliegt.
Kann ich einen Bluttest auch selbst veranlassen?
Normalerweise wird eine Blutuntersuchung nur auf eine bestimmte Veranlassung hin, zum Beispiel einen Krankheitsverdacht, durchgeführt. Kein Mediziner wird aus bloßer Neugierde eine Laboruntersuchung des Bluts veranlassen. Das verraten deine Blutwerte.
Trotzdem kannst du deine Gesundheit auch selbst in die Hand nehmen: "Was viele nicht wissen: Die Blutentnahme muss nicht zwingend beim Hausarzt erfolgen. Auch als Privatperson kann man sich direkt an ein Labor wenden und dort bestimmte Blutuntersuchungen durchführen lassen. So bieten einige medizinische Labore bereits spezielle Services für eine schnelle und bequeme Blutanalyse, teilweise mit ärztlicher Beratung, an", sagt von Schrenck. Standort findest du zum Beispiel hier.
Kann ich eine Blutuntersuchung auch zu Hause durchführen?
Seit Kurzem gibt es auch Bluttests für zuhause, die du im Internet bestellen kannst. Dazu orderst du den gewünschten Test, entnimmst dir selbst Blut aus der Fingerkuppe und schickst die Probe dann an ein Labor. Am heimischen Bildschirm kannst du dann den Analyseprozess verfolgen. Angeboten werden Tests, die etwa deine Eisenwerte messen oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit feststellen sollen. Auch der Vitamin-D-Level soll bestimmt werden können.
Solche Tests kosten zwischen 40 und 499 Euro. Mediziner stehen der Methode eher kritisch gegenüber, vermuten dahinter einen Selbstoptimierungstrend mit teilweise sinnlosen medizinischen Angeboten. "Zudem ist die Zuverlässigkeit der Ergebnisse umstritten", so von Schrenck.
Was sollte vor einem Blutbild beachtet werden?
Je nachdem, was dein Arzt oder deine Ärztin anhand der Blutentnahme erfahren möchte, solltest du vor dem Bluttest einige Dinge beachten. Wenn dein Blutzucker- oder deinen Triglyzeridwert gemessen werden soll, musst du zum Test nüchtern erscheinen.
Das heißt, dass du vor der Blutentnahme 8 bis 12 Stunden nichts essen darfst. Wasser ist erlaubt, auch Tee ohne Zucker und Milch. Alle zuckerhaltigen Getränke verfälschen das Ergebnis. Alkohol solltest du mindestens 24 Stunden vor dem Test meiden. Auch auf intensiven Sport vor der Blutentnahme solltest du verzichten, da auch so die Ergebnisse verändert werden könnten.
Frage deine Ärztin oder deinen Arzt, ob du mit bestimmten Medikamenten, wie zum Beispiel der Antibabypille, vor dem Test aussetzen sollst. "Bei einigen Hormonuntersuchungen müssen tageszeitliche Schwankungen beachtet werden", so der Mediziner.
Welche Risiken gibt es bei einem Bluttest?
Eine Blutuntersuchung verläuft in der Regel risikofrei. Die Blutentnahme erfolgt meist in der Armbeuge. Nur in sehr seltenen Fällen kann es zu einer Infektion der Wunde kommen. Ein blauer Fleck (Hämatom) bildet sich, wenn die Einstichstelle nicht lange genug zugedrückt wurde. Keine Sorge: Der harmlose Bluterguss verblasst schnell wieder.
Wie viel kostet eine Blutuntersuchung?
Normalerweise übernimmt die Kasse die Bezahlung der Laborleistungen, wenn diese Leistungen von der Arztpraxis veranlasst werden. Besteht jedoch kein konkreter Krankheitsverdacht oder eine Erkrankung, sind diese Leistungen Wunschleistungen (Individuelle Gesundheitsleistungen: IGeL), die in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Private Krankenkassen übernehmen die Laborkosten in der Regel.
"Unabhängig vom Versichertenstatus kann jede Patientin Laborleistungen in Anspruch nehmen. Die Höhe der Abrechnung einzelner Analysen ist transparent in der Gebührenordnung für Ärzte festgelegt. Die veranlassten Kosten müssen dann von der Patientin selbst getragen werden", erklärt Professor von Schrenck.
FAQ zur Blutuntersuchung
Wie oft sollte man ein Blutbild machen lassen?
Gesunde Erwachsene sollten alle 1–2 Jahre ein Blutbild zur Vorsorge machen lassen. Bei bestehenden Beschwerden, chronischen Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme kann eine häufigere Kontrolle sinnvoll sein – je nach ärztlicher Empfehlung.
Wie lange dauert es, bis die Blutwerte vorliegen?
Die Auswertung eines Standard-Blutbilds dauert in der Regel 1 bis 2 Werktage. Komplexere Werte, z. B. Hormone oder Tumormarker, benötigen oft 3 bis 5 Tage. Bei Heimtests kann die Bearbeitungszeit je nach Anbieter variieren.
Was ist der Unterschied zwischen kleinem und großem Blutbild?
Das kleine Blutbild untersucht die Anzahl der roten, weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen. Das große Blutbild enthält zusätzlich ein Differenzialblutbild der weißen Blutkörperchen – wichtig zur Einschätzung des Immunsystems.
Was kostet eine Blutuntersuchung ohne Überweisung?
Ohne medizinische Indikation (z. B. bei Vorsorgewunsch) zahlst du die Kosten selbst. Ein einfaches Blutbild kostet ca. 20 bis 40 Euro, ein großes ca. 50 bis 100 Euro. Spezialanalysen (z. B. Hormonstatus, Mikronährstoffe) können deutlich teurer sein.
Muss ich für eine Blutuntersuchung nüchtern sein?
Für bestimmte Blutwerte wie Blutzucker, Triglyzeride oder Cholesterin ist eine Nüchtern-Blutabnahme erforderlich. Meist bedeutet das: 8 bis 12 Stunden vor dem Test nichts essen, Wasser ist erlaubt.
Wie zuverlässig sind Bluttests für zu Hause?
Heimtests bieten Orientierung, ersetzen aber keine ärztliche Diagnostik. Für einfache Werte wie Vitamin D oder Eisen sind sie oft ausreichend. Wichtig: auf zertifizierte Anbieter achten und Ergebnisse ärztlich einordnen lassen.
Fazit: Bluttests sind entscheidend für deine Gesundheit und Lebensqualität
Wann immer deine Ärztin oder dein Arzt eine Blutuntersuchung empfiehlt, solltest du zustimmen. Ganz gleich, ob der Bluttest Hinweise auf mögliche Erkrankungen oder "nur" Mangelerscheinungen liefert – er kann entscheidend dazu beitragen, deine Lebensqualität gezielt zu verbessern.
Erwähnte Quellen:
Ann Marie Lennon et al. Feasibility of blood testing combined with PET-CT to screen for cancer and guide intervention. 20 Apr 28. doi: 10.1126/science.abb9601, zuletzt abgerufen am 05.05.2025
Lincon D. Nadauld et al. The PATHFINDER Study: Assessment of the Implementation of an Investigational Multi-Cancer Early Detection Test into Clinical Practice. 2021 July. doi: 10.3390/cancers13143501, zuletzt abgerufen am 05.05.2025