HPV: Alles, was du darüber wissen solltest

Geschlechtskrankheiten
Was ist HPV und wie schützt du dich am besten?

Veröffentlicht am 09.11.2023
HPV
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Wer denkt, sexuell übertragbare Erkrankungen gehören der Vergangenheit an, irrt sich. Laut WHO stecken sich weltweit täglich mehr als eine Million Menschen mit einer Geschlechtskrankheit an. Darunter mit am weitesten verbreitet: humane Papillomviren, kurz HPV. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch du bereits infiziert warst oder dich infizieren wirst, ist statistisch gesehen sehr hoch: Rund 80 Prozent aller sexuell aktiven Frauen und Männer infizieren sich mindestens einmal im Laufe ihres Lebens mit HPV.

Vor allem für Frauen kann das gefährlich werden, denn HPV steigert das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Und dieser gilt weltweit als die vierthäufigste Krebsart unter Frauen. Aber: HPV ist nicht gleich Krebs. Um das Krankheitsbild und seinen Zusammenhang mit Gebärmutterhalskrebs besser zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, was humane Papillomviren sind und was genau eine Ansteckung bedeutet.

Was genau ist HPV?

Humane Papillomviren zählen neben Chlamydien, Syphilis, Tripper und Genital-Herpes zu den weltweit häufigsten Geschlechtskrankheiten. Es gibt in Deutschland zwar keine HPV-Meldepflicht, Fakt ist aber: HPV ist weitverbreitet. Rund 6 Millionen Frauen sind Schätzungen zufolge von HPV betroffen – darunter vor allem Frauen zwischen 20 und 25 Jahren.

Entgegen weitverbreiteter Annahmen ist HPV aber keine "Frauenkrankheit". Männer infizieren sich genauso häufig wie Frauen und können ebenso Träger und Überträger der Viren sein. Einziger Haken: Männer können sich nicht auf HPV testen lassen. Stichwort Folgeerkrankungen: HPV resultiert bei Frauen doch immer in Gebärmutterhalskrebs, richtig? Nein. Unter bestimmten Umständen kann eine Ansteckung mit HPV durchaus in Krebsvorstufen oder Krebs enden, und dabei handelt es sich fast immer um Gebärmutterhalskrebs. Tatsächlich verläuft aber ein Großteil aller HPV-Infektionen völlig beschwerde- und symptomfrei und heilt eigenständig aus. Daher hat eine Infektion mit den Viren auch nur selten negative gesundheitliche Konsequenzen.

Wo kriegt man HPV her und wie wird man das wieder los?

Humane Papillomviren sind sehr leicht übertragbar. Prinzipiell ist eine Ansteckung bereits beim ersten Sexualkontakt möglich. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit bei Frauen, jung an HPV zu erkranken, sehr hoch. Denn: Die Viren gelangen über Mikroverletzungen der Haut und Schleimhaut des Genitalbereichs in den Körper. Bei jungen Frauen ist die Haut der Vagina noch recht dünn und daher anfälliger für kleinere Verletzungen, über die die Viren leichter mit den Schleimhäuten in Berührung kommen können.

Hauptübertragungsweg ist vaginaler oder analer Geschlechtsverkehr. Außerdem führt der Kontakt mit HPV-bedingten Feigwarzen zur Ansteckung. Übrigens: Es gibt kein Medikament zur effektiven Bekämpfung von HPV. Der Grund? Humane Papillomviren gehören, wie ihr Name schon sagt, zur Familie der Viren. Chlamydien oder Syphilis beispielsweise sind bakterielle Erkrankungen und können daher mit Antibiotika behandelt werden. Diese können allerdings nichts gegen Viren ausrichten. Die gute Nachricht aber ist: In 90 Prozent der Fälle übernimmt diese Aufgabe das körpereigene Immunsystem und befreit den Körper in der Regel innerhalb von 1 bis 2 Jahren von den kleinen Erregern.

HPV
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Viren-Check: Vom Abstrich zur Diagnose

Eine Infektion mit humanen Papillomviren kann nur die Frauenärztin oder der Frauenarzt sicher feststellen. Die Diagnose erfolgt meist im Zuge des routinemäßigen gynäkologischen Abstrichs, auch Pap-Abstrich genannt. Bei Frauen zwischen 20 und 30 wird dieser jährlich durchgeführt, ab 30 alle 3 Jahre. Dabei werden Schleimhautzellen vom Muttermund oder dem Gebärmutterhals entnommen und auf Zellveränderungen untersucht. Solche Zellveränderungen sind häufig Folge einer HPV-Infektion. Wichtig hierbei ist: Das Ergebnis ist eine Momentaufnahme und schließt weder vergangene noch zukünftige Zellveränderungen aus. Daher solltest du das Vorsorgeangebot regelmäßig nutzen.

Gleichzeitig bedeuten nachweisbare Zellveränderungen nicht, dass eine HPV-Erkrankung vorliegt. Um sicherzugehen, folgt daher auf ein auffälliges Abstrichergebnis ein HPV-Test. Hier wird das Erbgut der Gebärmutterschleimhaut auf das Vorkommen humaner Papillomviren untersucht. Fällt dieser positiv aus, gilt vor allem eins: Ruhe bewahren! Erst mal ändert sich nur der Kontrollrhythmus. In den meisten Fällen wird dann nach 6 beziehungsweise 12 Monaten erneut getestet. Erst wenn eine Infektion länger besteht, folgt eine Kolposkopie, eine Gebärmutterhalsspiegelung. Dabei werden der Schweregrad der bestehenden Zellveränderungen bestimmt und mögliche Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen identifiziert. Das Ergebnis der Kolposkopie bestimmt dann die weitere Vorgehensweise.

Bedeutet HPV immer gleich Krebs?

Bist du mit HPV infiziert, heißt das nicht, dass du an Gebärmutterhalskrebs erkrankt bist oder zwangsläufig daran erkranken wirst. Aber: Humane Papillomviren sind die Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs – über 95 Prozent der Fälle sind auf sie zurückzuführen. In Deutschland erkranken jährlich etwa 4600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Ob eine HPV-Infektion aber tatsächlich in Gebärmutterhalskrebs resultiert, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Zunächst kommt es darauf an, mit welchem HPV-Typ du infiziert bist. Bist du mit einem Hochrisiko-Typ infiziert und schafft es dein Immunsystem nicht, die Viren zu bekämpfen, steigt das Risiko für krebserregende Zellveränderungen am Gebärmutterhals. Das ist bei etwa 10 Prozent aller betroffenen Frauen der Fall. Treten dann entsprechende Zellveränderungen auf, sind diese in nur etwa 1 bis 2 Prozent der Fälle tatsächlich krebserregend. Und bis sich daraus Krebs entwickelt, kann es bis zu 20 Jahre dauern.

Wie kann ich mich vor Humanen Papillomviren schützen?

Den wirksamsten Schutz bietet die HPV-Impfung. Diese schützt allerdings nicht vor allen bekannten HPV-Genotypen. Die in Deutschland zugelassenen Impfstoffe schützen nur vor den sicher krebserregenden Genotypen 16 und 18 – daher ist eine Ansteckung trotz Impfung durchaus möglich. Um den größtmöglichen Impfschutz zu erreichen, empfiehlt die STIKO die Impfung für alle Mädchen und Jungen zwischen 9 und 17 Jahren.

Bisher sind 50 Prozent aller Mädchen und Jungen aktuell in Deutschland gegen HPV geimpft. Für einen flächendeckenden Impfschutz ist das noch viel zu wenig. Allerdings zeigt der Anteil der gegen HPV geimpften Jungen und Mädchen neuerdings einen Aufwärtstrend – damit rückt die Hoffnung auf eine weitgehende Eliminierung näher. Die Teilnahme am regelmäßigen Vorsorgeangebot ist trotz Impfung wichtig. Und natürlich ist die Verhütung mit einem Kondom ebenfalls immens wichtig.

Was bedeutet eine HPV-Infektion für Kinderwunsch und Schwangerschaft?

Bist du mit HP-Viren infiziert, hat das keinen negativen Einfluss auf eine potenzielle Schwangerschaft. Aber eine aktive HPV-Infektion während der Schwangerschaft steigert das Risiko für eine Frühgeburt. Hält die Infektion bis ins letzte Schwangerschaftsdrittel an, ist die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt um das 3,7-Fache erhöht.

Was ist mit dem Partner?

Ist eine Frau mit HPV infiziert, dann mit großer Wahrscheinlichkeit auch ihr Partner oder ihre Partnerin. Eindeutig nachweisen lässt sich HPV allerdings nur bei Frauen. Wer wen zuerst angesteckt hat, bleibt also meist offen. Daher ist bislang auch unklar, ob gegenseitige Reinfektionen (Ping-Pong-Effekt) möglich sind.

Studien ergaben aber: Bei konsequentem Kondomgebrauch bilden sich bereits bestehende virusbedingte Zellveränderungen am Gebärmutterhals schneller zurück als bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Ist nur ein Partner infiziert, bedeutet das übrigens nicht, dass er oder sie dich betrogen hat. Die Viren können eine Zeit lang im Körper schlummern, bevor eine Infektion ausbricht.

Bin ich nach einer HPV-Infektion immun?

Da es über 200 verschiedene HPV-Genotypen gibt, schützt die Ansteckung mit einem HPV-Typ nicht vor der Ansteckung mit einem anderen. Spezifische Erkenntnisse darüber, ob und wie lange der Körper nach einer Ansteckung mit einem Genotypus gegen diesen immun ist, gibt es noch nicht.

Mit Humanen Papillomviren, kurz HPV, infizieren sich rund 80 Prozent aller sexuell aktiven Frauen und Männer mindestens einmal im Laufe ihres Lebens. Unter bestimmten Umständen kann eine Ansteckung mit HPV durchaus in Gebärmutterhalskrebs enden, aber der Großteil aller HPV-Infektionen hat nur selten negative gesundheitliche Konsequenzen. Um sich trotzdem dagegen zu schützen, gibt es eine HPV-Impfung und regelmäßige Vorsorgeangebote. Natürlich ist auch die Verhütung mit einem Kondom immens wichtig.