Wenn deine Schamlippen nach dem Geschlechtsverkehr geschwollen sind, ist das in der Regel kein Grund zur Besorgnis. Das Gewebe am Scheideneingang ist sehr empfindlich und kann durch Penetration gereizt werden, was gelegentlich zu Schwellungen führt.
Normalerweise lassen die Beschwerden nach kurzer Zeit wieder nach. Solltest du jedoch regelmäßig darunter leiden, versuche es mit Gleitgel, um die empfindliche Haut deiner Vulva zu schützen. Treten die Schwellungen dennoch immer wieder auf, könnten diese fünf Ursachen und passende Therapien relevant für dich sein.
Was ist der Unterschied zwischen Vagina und Vulva?
Die Vulva ist der sichtbare Bereich des weiblichen Geschlechtsorgans, die Vagina wiederum ist sozusagen der verbindende Bereich zwischen der Vulva und den innen liegenden Sexualorganen.
Das Wort "Vagina" ist das lateinische Wort für Scheide, was ja auch die deutsche Bezeichnung fürs weibliche Geschlechtsorgan ist. Aus der Gewohnheit wird Vagina oft falsch verwendet, nämlich auch für die äußeren Teile des Organs.
Die 5 häufigsten Ursachen eines geschwollenen Scheideneingangs
Worauf eine Schwellung der Schamlippen im Einzelnen zurückzuführen sein kann, haben wir hier für dich zusammengestellt:
1. Bartholinitis: Entzündung der Geschlechtsdrüsen neben dem Scheideneingang
Neben dem Scheideneingang liegen Geschlechtsdrüsen, Bartholin-Drüsen genannt. Entzündet sich der Ausgang einer dieser Drüsen, spricht man von Bartholinitis.
Ausgelöst wird Bartholinitis durch einen Stau des Drüsensekrets, das beim Sex eigentlich den Scheidenvorhof befeuchten soll, um Reibungsschmerzen bei Eindringen des Penis zu mindern. Tritt es nicht aus, können sich in dem angestauten Sekret Bakterien vermehren und sogar Zysten entstehen, die Entzündungen und Schwellungen verursachen können.
Ursachen: Meist verursachen Darm- oder Haut-Bakterien oder Erreger von Geschlechtskrankheiten eine Entzündung der Geschlechtsdrüsen am Scheideneingang.
Behandlung: Sind Erreger von Geschlechtskrankheiten die Auslöser, wird dein:e Ärzt:in dir Antibiotika verschreiben, wie es auch in Studien empfohlen wird. Ansonsten kannst du in Frühstadien mit Sitzbädern mit entzündungshemmenden Zusätzen oder Wärme zum Beispiel von einer Rotlichtlampe versuchen, die Schwellung selbst zu behandeln.
Übrigens: Studien belegen, dass auch während einer Schwangerschaft eine Bartholinitis auftreten kann, sie aber bei entsprechender ärztlicher Behandlung die Schwangerschaft nicht beeinträchtigen muss.
2. Allergische Reaktion an den Schamlippen
Allergien können überall an deinem Körper auftreten, auch an den Schamlippen. Und wie an anderen Hautstellen kann sich die allergische Reaktion mit Symptomen wie Entzündungen, Jucken, Brennen und Blasen bemerkbar machen, im Falle der Intimregion auch durch Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Sex.
Ursachen und Behandlung: Wenn du eine allergische Reaktion hinter deinen Beschwerden vermutest, solltest du durch ein Ausschlussverfahren versuchen, der Ursache auf die Spur zu kommen, um sie künftig zu vermeiden: Wechsele zum Beispiel dein Duschgel, das Gleitgel, die Kondommarke, verzichte auf Vaginal-Sprays oder parfümiertes Toilettenpapier. Auch das Waschmittel, mit dem du deine Slips wäschst, könnte Allergien im Intimbereich auslösen.
Wenn du zu Allergien im Unterleib neigst, solltest du generell darauf achten, milde Duschgels, parfümfreies Toilettenpapier und sensitive Kondome zu benutzen und auf Vaginalsprays ganz zu verzichten.
3. Scheidenpilz
Eine Infektion mit einem Scheidenpilz, auch Soor genannt, trifft fast jede Frau mehrmals im Leben. In der Regel ist ein Scheidenpilz zwar lästig und oft auch hartnäckig, aber ungefährlich, es sei denn, er breitet sich im Körper aus und befällt innere Organe. Das kann zum Beispiel bei einem sehr geschwächten Immunsystem der Fall sein.
Achtung: Riecht der Ausfluss leicht fischig, steckt wahrscheinlich eine bakterielle Infektion (Vaginose) hinter den Symptomen, dann solltest du unbedingt deine Gynäkologin aufsuchen. Oh, übrigens: Auf diese 7 Vaginal-Gerüche sollte jede Frau achten.
Ursachen: Scheidenpilze verursachen unterschiedlichste Probleme, wenn sie sich ungehemmt vermehren, wie Studien zeigen. Ursachen dafür gibt es viele, von einer Antibiotika-Einnahme bis hin zu einer Schwangerschaft. Zusätzlich zu den Schwellungen an der Vulva kommen bei einem Scheidenpilz noch weitere Symptome hinzu, zum Beispiel Juckreiz, Brennen in der Scheide und im Schambereich, weißlicher Ausfluss, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und beim Wasserlassen.
Behandlung: Es gibt eine Vielzahl nicht verschreibungspflichtiger Cremes, Salben und Zäpfchen, die in der Regel gut helfen. Gute Beispiele sind unter anderem:
- Kadefungin Creme hilft, bakterielle Vaginosen schnell wieder loszuwerdenCanestenGyn (Zäpfchen und Creme) hemmt das Wachstum von Pilzen und Bakterien im weiblichen GenitalbereichVigisan Myko Vaginalzäpfchen hilft bei Scheidenpilzinfektionen
Falls die Symptome trotzdem nicht verschwinden, solltest du deine gynäkologische Praxis aufsuchen.
4. Falsche Hygiene im Intimbereich
Wie gesagt, deine Vaginalflora ist sehr sensibel und achtsame tägliche Hygiene ein Muss, um deinen Intimbereich vor Schmerzen, Entzündungen, Juckreiz und Schwellungen zu bewahren.
Ursachen: Hygienefehler mit negativen Folgen für den Intimbereich passieren am häufigsten auf der Toilette. Achte darauf, immer nur von "vorn nach hinten" das Toilettenpapier zu führen, niemals sollte die Harnröhre oder die Scheide mit Ausscheidungen des Darms in Berührung kommen. Aber auch raue, parfümierte Seifen und Tampons können die Scheidenflora beeinträchtigen.
Behandlung: Probiere einmal 100 Prozent chemiefreie Bio-Baumwolltampons aus (das nützt auch der Umwelt). Auch deine Unterwäsche sollte möglichst aus Baumwolle bestehen, dadurch wird der Intimbereich besser belüftet und verhindert vermehrtes Pilzwachstum. Und wasche dich "untenrum" nur kurz und sanft mit lauwarmem Wasser. Sonst wäschst du die "guten" Bakterien deiner Scheide aus und begünstigst das Wachstum derjenigen, die eine Vaginose auslösen können.
5. Geschlechtskrankheiten
Schwellungen an der Vulva gehören auch zu den typischen Symptomen einiger Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper) oder Genitalherpes. Deshalb solltest du bei Schwellungen im Intimbereich unbedingt darauf achten, dass du beim Geschlechtsverkehr ein Latexkondom benutzt, um sicherzugehen, keine sexuell übertragbare Krankheit auf deinen Partner zu übertragen.
Wichtig: Sprich bei einem Verdacht auf eine Geschlechtskrankheit unbedingt zügig mit einer Ärztin oder einem Arzt. Eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) belegt, dass nur 31 Prozent der befragten Frauen bereits mindestens einmal während eines ärztlichen Beratungsgesprächs über sexuell übertragbare Infektionen gesprochen hat.
Ursache: Ansteckung.
Behandlung: Sollten die Beschwerden nicht durch eine der oben genannten Maßnahmen verschwinden, solltest du frühzeitig deine:n Gynäkolog:in aufsuchen, um dich auf Geschlechtskrankheiten testen zu lassen.
Fazit: Geschwollene Schamlippen sind oft harmlos und verschwinden schnell
Meist ist das einfach eine Reaktion auf Reibung oder fehlende Feuchtigkeit. Wenn deine Vulva jedoch öfter geschwollen ist und die Schwellung länger anhält, könnte eine Infektion dahinterstecken und du solltest zur Sicherheit eine:n Ärzt:in aufsuchen. In jedem Fall ist es ratsam, auf Geschlechtsverkehr zu verzichten, bis die Symptome abgeklungen sind. Alternativ kannst du ein Kondom verwenden, um deinen Partner zu schützen, falls eine ernsthaftere Ursache wie ein Pilz oder eine Geschlechtskrankheit verantwortlich ist.
Erwähnte Quellen:
C. Bertholdt et al.: Antibiotics in first-line in case of bartholinitis: Retrospective Study of 33 Cases, 2017; doi 10.1016/j.gofs.2019.07.011, zuletzt abgerufen am 24.01.2025
J. Boujenah et al.: Bartholin gland abscess during pregnancy, National Library of Medicine, 2017; doi 10.1016/j.ejogrb.2017.03.018, zuletzt abgerufen am 24.01.2025
Hubertine M.E. Willems et al.: Vulvovaginal Candidiasis: A Current Unterstanding and Burning Question, National Library of Medicine, 2020; doi 10.3390/jof6010027, zuletzt abgerufen am 24.01.2025