Hormone haben einen enormen Einfluss auf körperliches und seelisches Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit. Unbemerkt steuern die Botenstoffe alle wichtigen Prozesse des Körpers. Sie regulieren nicht nur den Zyklus, sondern auch Stoffwechsel, Stimmung und Schlaf.
Obwohl Hormone also offensichtlich die heimlichen Regisseure unseres Alltags sind, wird ihre Macht nach wie vor unterschätzt. So ist vielen Frauen gar nicht bekannt, dass viele ihrer Symptome einen hormonellen Ursprung haben – und sie mit einfachen Maßnahmen behandelt werden können.
So können deine Hormone dich krank machen
Hier sind 3 Beispiele für hormonell bedingte Beschwerden und wie sie behandelt werden können.
1. Hormonelle Migräne
Warum leiden so viele Frauen um ihre Menstruation herum unter einer Migräne? Auch hier liegt die Ursache bei den Hormonen. Kurz vor der Periode fällt der Östrogenspiegel rasant ab. Untersuchungen haben gezeigt, dass durch diesen Hormonabfall plötzlich der Entzündungsbotenstoff CGRP ansteigt. Dieser wiederum sorgt dafür, dass sich die Hirngefäße weiten und es dadurch zu migränetypischen Symptomen kommen kann.
Was kann jetzt helfen? Natürlich gibt es immer die Möglichkeit, mit einer Pille die hormonellen Schwankungen zu unterdrücken. Aber Achtung: Frauen, die unter einer Migräne mit Aura leiden, dürfen nur eine östrogenfreie Pille verwenden! Untersuchungen haben jedoch auch gezeigt, dass die Substitution der Mikronährstoffe Magnesium, Vitamin B2 und Coenzym Q10 nicht nur die Migränefrequenz, sondern auch deren Intensität lindern können.
Und noch ein Tipp: Der Östrogenabfall kann mit einem bioidentischen Estradiolgel oder -spray, das auf die Haut gegeben wird, abgemildert werden. Es sollte damit etwa zwei Tage vor dem Einsetzen der Menstruation begonnen werden. Bitte hierfür unbedingt Rücksprache mit der behandelnden Gynäkologin halten!
2. Schlafstörungen
Schlaflos vor der Menstruation? Kein Wunder, denn die beiden Sexualhormone Östrogen und Progesteron haben einen enormen Einfluss auf die Schlafqualität. Östrogen fördert sowohl die Tief- als auch die REM-Schlafphase, die Abbauprodukte des Progesterons setzen an die GABA-Rezeptoren des Gehirns an und wirken dort beruhigend und schlaffördernd. Kein Wunder also, dass, wenn der Spiegel beider Hormone kurz vor der Menstruation abfällt, nicht nur die Schlafqualität, sondern auch die -effizienz abnimmt.
Menstruationsbeschwerden können zusätzlich dazu führen, dass wir nicht zur Ruhe kommen. Klar, auch hier können hormonelle Verhütungsmittel die Hormonschwankungen verhindern. Aber es gibt auch weitere, sehr effektive Therapiemöglichkeiten! Neben allgemeinen Lebensstilmaßnahmen, wie Alkoholverzicht und dem Einführen eines entspannenden Abendrituals, können Phytoöstrogene, die zum Beispiel in Soja, Tofu und Hülsenfrüchten enthalten sind, hilfreich sein.
Außerdem können Baldriantrockenextrakt (400 bis 600 Milligramm), Zitronenmelissenextrakt (300 Milligramm) oder Passionsblumenkrautextrakt (500 Milligramm), 30 Minuten vor dem Schlafengehen eingenommen, die unruhigen Nächte verbessern. Bitte unbedingt auch in dieser Zeit besonders auf die ausreichende Mikronährstoffzufuhr von Magnesium, Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen, Zink und Vitamin D achten!
3. Reizdarm und Reflux
Ist es möglich, je nach Zyklustag unter einer regen Darmtätigkeit oder Verstopfung zu leiden? Auf jeden Fall! Östrogen und Progesteron bestimmen nämlich maßgeblich mit, wie der Darm arbeitet. So regt etwa Östrogen den Darm an. Viele Frauen müssen an Zyklustagen mit besonders hohem Östrogenspiegel, wie z. B. in der Eisprungzeit, häufig auf Toilette, leiden sogar manchmal unter Durchfall. An diesen Tagen kann eine gezielte Ernährung mit ballaststoffreichen Lebensmitteln und der Verzehr von Prä-, Pro- und Symbiotika sinnvoll sein.
In der zweiten Zyklushälfte, wenn das Progesteron besonders hoch ist, zeigt sich der Darm dagegen oft besonders träge, denn Progesteron entspannt die Darmmuskulatur. Viele Frauen klagen in dieser Zeit daher oft über Verstopfung. Auch jetzt unbedingt auf besonders ballaststoffreiche Ernährung achten!
Übrigens: Der hohe Progesteronwert kann auch dazu führen, dass der Magenschließmuskel nicht mehr so aktiv ist. Saures Aufstoßen und Reflux sind dann oft vorprogrammiert. Der Verzehr von Mandeln neutralisiert und bindet die Säure und kann besonders hilfreich sein.
Fazit: Hormone können für Beschwerden sorgen, aber du kannst gegensteuern
Hormone sind die unsichtbaren Regisseure des Körpers. Nicht immer sorgen ihre Regieanweisungen für gute Laune. Das Tolle: Wir können ihre Fähigkeiten für unser Wohlbefinden nutzen!
Expertin:Die Gynäkologin Dr. med. Judith Bildau macht auf ihrem Insta-Kanal @dr.med.judith_bildau und in ihren Büchern Medizin für alle - einfach, verständlich und unterhaltsam erklärt. Ihr passendes Werk zum Thema: "Raus aus dem Hormonkarussell", GU Gesundheit, um 20 Euro.