7 häufige Ursachen für Schwindelattacken

Schwindelattacken
7 mögliche Ursachen für Schwindelgefühl

Veröffentlicht am 15.04.2024
Schwindelattacken sind beängstigend, meist sind die Ursachen aber harmlos.
Foto: Maria Evesyeva / Shutterstock.com

Eine Schwindelattacke kann dich regelrecht aus der Bahn werfen, plötzlich findest du dich im Raum desorientiert und überfordert wieder. Dieses Phänomen ist völlig unabhängig vom Alter – tatsächlich erlebt jede dritte Person mindestens einmal im Leben eine solche Episode.

Welche Ursachen dahinterstecken können, wie du mit der Situation umgehst und wann du ärztliche Hilfe suchen solltest, sagen wir dir hier.

Was ist der Grund für Schwindelgefühle?

Die Gründe dafür können vielfältig sein und von harmlosen Zuständen bis hin zu ernsteren Erkrankungen reichen. Im Kern entsteht Schwindel, auch Vertigo genannt, durch eine Störung der räumlichen Orientierung. Das kann passieren, wenn beispielsweise die Augen Stillstand signalisieren, das Gleichgewichtsorgan im Innenohr jedoch Bewegung wahrnimmt.

Was löst Schwindelattacken am Morgen aus?

Der Wecker klingelt, du hüpfst aus dem Bett und machst dich auf den Weg zur Tür. Doch plötzlich scheint eine unsichtbare Kraft dich nach links zu ziehen, deine Umgebung beginnt sich zu drehen und du schwankst – das ist eine Schwindelattacke. Dies beschreibt einen klassischen Fall von gutartigem Lagerungsschwindel, einer der verbreitetsten Schwindelarten. Verursacht wird er durch winzige Kristalle im Gleichgewichtsorgan, die ihre Position verändert haben.

Was passiert bei einem gutartigen Lagerungsschwindel?

Stell dir vor, in den Kanälen deines Gleichgewichtsorgans gibt es feine Härchen, die sich, ähnlich wie Wasserpflanzen im Strom, bei Bewegung neigen. Auf einigen dieser Härchen befinden sich winzige Kristalle, die Otokonien genannt werden. Wenn diese Kristalle aus ihrer Position geraten, können sie durch den hinteren Kanal gleiten und bei Bewegungen Irritationen verursachen: Selbst bei einer geringfügigen Bewegung könnten sie dem Gehirn eine schnelle Drehung suggerieren. Diese fehlerhafte Information stimmt nicht mit dem überein, was deine Augen sehen. Das Ergebnis der konträren Sinneseindrücke ist ein Gefühl von Schwindel.

Aber keine Panik: Gutartiger Lagerungsschwindel klingt in der Regel nach einigen Tagen von selbst ab. Sollte das nicht der Fall sein, können spezielle Bewegungsübungen für den Kopf in unterschiedlichen Richtungen Abhilfe schaffen. Diese Manöver können die Kristalle wieder aus dem meist betroffenen hinteren Kanal herausbefördern. Bei tatsächlichem Vorliegen dieser Art von Schwindel sollte sich das Problem damit vollständig beheben lassen.

Warum ist mir bei großer Hitze schwindelig?

Nicht nur Schwitzen ist eine Reaktion deines Körpers auf starke Hitze. Bei hohen Temperaturen fällt dein Blutdruck, da sich die Blutgefäße erweitern, um die überschüssige Wärme loszuwerden.

Falls du unter diesen Bedingungen nicht genügend Flüssigkeit zu dir nimmst, kann das Blut nicht mehr effizient zirkulieren. Dies führt möglicherweise zu einem Gefühl der Unbehaglichkeit, Kopfschmerzen und Schwindel. Deshalb: Halte dich bei großer Hitze bevorzugt im Schatten auf und sorge für ausreichende Flüssigkeitszufuhr. 7 Tipps für richtiges Trinken bei Hitze.

Welche organischen Ursachen kann Schwindel haben?

Dir ist nicht (nur) nach dem Aufstehen schwindelig? Leider sind die organischen Ursachen nicht immer so harmlos wie beim Lagerungsschwindel. Trotzdem musst du nicht verzweifeln. "Bei richtiger Behandlung sind die Erfolgschancen in den allermeisten Fällen außerordentlich günstig. Etwa 90 Prozent der Patienten sind so gut behandelbar, dass sich die Lebensqualität merklich verbessert", so der Neurologe Prof. Michael Strupp, Leiter der Schwindelambulanz am Klinikum Großhadern und dem Schwindelzentrum IFBLMU in München.

Schwindelattacken haben in 80 Prozent der Fälle organische Ursachen. Dazu gehören neben dem bereits erwähnten gutartigen Lagerungsschwindel beispielsweise folgende Schwindelvarianten:

1. Die Menièresche Krankheit äußert sich durch Drehschwindel

Sie entsteht, wenn Zellen in deinem Innenohr zu große Mengen einer Gewebeflüssigkeit produzieren. Der entstehende Überdruck lässt Membranen reißen, kaliumreiche Flüssigkeit tritt aus und lähmt dann kurzzeitig deinen Gleichgewichtsnerv. Typische Symptome und Beschwerden sind ein ungefähr halbstündiger Drehschwindel, Druckgefühl im Ohr, Übelkeit, einseitige Hörminderung oder gar Hörverlust sowie mitunter ein einseitiges, niederfrequentes Ohrgeräusch ("Tinnitus").

Behandlung: Meist werden hier Medikamente verschrieben, zum Beispiel Betahistin, Dimenhydrinat und Cinnarizin, einzeln oder in Kombination. Die Wirksamkeit von Betahistin ist allerdings nicht unumstritten, in einer Studie lag sie nicht höher als bei Placebo. Besprich das mit deiner Ärztin bzw. deinem Arzt!

2. Taumel durch vorübergehenden Kurzschluss im Gleichgewichtsorgan

Dieser Schwindel entsteht, wenn die Schutzummantelung deines Gleichgewichtsnervs durch ein angrenzendes, pulsierendes Blutgefäß beeinträchtigt wird. Infolgedessen wird der Nerv zeitweise überempfindlich. Die Folge ist ein Drehschwindel, der üblicherweise nur einige Sekunden anhält, gelegentlich jedoch auch länger, bis zu einigen Minuten, dauern kann.

Behandlung: Wenn die Störung länger anhält, ist sie mit Medikamenten, die die Erregbarkeit des Nervs herabsetzen, in den Griff zu bekommen.

3. Viren wie Herpes labialis irritieren die Gleichgewichtsnerven

Flackert eine Entzündung plötzlich auf, kann sie in manchen Fällen einen einseitigen Gleichgewichtsausfall (so genannte Neuritis vestibularis) herbeiführen. Du leidest dann einige Tage lang an einem Dauerdrehschwindel.

Behandlung: In diesem Fall wird der Arzt zur Behandlung des Schwindels Kortison über 2 bis 3 Wochen verabreichen. Außerdem können Gleichgewichtsübungen (Balancetraining und Gangschulung) helfen.

4. Migräne als Ursache für Schwindelattacken

Dass häufig ein Zusammenhang zwischen Migräne und Schwindel besteht, belegen zahlreiche Studien. 30 Prozent der Migräne-Patienten, die an einer im Journal of Headache and Pain veröffentlichten Studie teilnahmen, berichteten von Schwindel während einer Migräne-Attacke, 16 % beobachten Schwindel zu Beginn ihrer Migräne und 3 % bereits kurz vor dem Einsetzen der Kopfschmerzen, quasi als Vorbote.

Behandlung: Antiemetika (zum Beispiel Domperidon) oder spezielle Migräne-Medikamente kommen hier zum Einsatz. Zudem wird einigen Patienten eine vorbeugende Migräne-Behandlung (beispielsweise mit Betablockern) empfohlen. Mehr: So behandelt man Migräne.

5. Schwindel durch Schlaganfall im Hirnstamm

Wenn Schwindel gemeinsam mit Lähmungen, Doppelbildsehen, Schluck- oder Sprechstörungen auftritt, handelt es sich wahrscheinlich um einen Schlaganfall. Du musst schnellstens ins Krankenhaus! Die durch den Schlaganfall zerstörten Nerven sind nicht regenerierbar.

Behandlung: Vorbeugend hilfreich ist in den meisten Fällen Aspirin, um weitere Schlaganfälle zu verhindern, und Physiotherapie mit speziellen Gleichgewichtsübungen.

6. Auch Medikamente können Gleichgewichtsstörungen auslösen

Verschiedene Medikamente, darunter Beruhigungsmittel, Schlafmittel, Präparate gegen Epilepsie, Herz-Kreislauf-Medikamente und bestimmte Antibiotika, die schädlich für die Haarzellen im Innenohr sein können, haben das Potenzial, Schwankschwindel auszulösen.

Behandlung: Sprich mit deiner behandelnden Ärztin und kläre ab, ob es hier alternative Medikamente gibt. Tipps gegen Schlafprobleme findest du auch hier und Informationen zu natürlichen Schlafmitteln hier.

7. Störungen im Herz-Kreislaufsystem als Ursache für Schwindel

Zu niedriger oder zu hoher Blutdruck, Blutdruckschwankungen sowie Durchblutungsstörungen können außerdem zu Schwankschwindel führen.

Behandlung: Medikamente, die den Blutdruck regulieren, können hier Abhilfe schaffen. Zudem wirkt sich Sport positiv aus.

Das alles trifft bei dir nicht zu? Dann könnte psychogener Schwindel die Ursache sein.

Woran erkenne ich psychogenen Schwindel?

Wenn es für deinen Schwindelanfall keine organischen Ursachen gibt, dann könnte es sich auch um einen psychogenen Schwindel handeln: den sogenannten "Phobischen Schwankschwindel". Der ist gar nicht selten. "In etwa 15 Prozent der Fälle hat Schwindel psychosomatische oder psychische Ursachen, in weiteren 5 Prozent sind die Ursachen unklar", erzählt Neurologe Strupp. Neben möglichen Angsterkrankungen sind es vor allem verdeckte Depressionen.

Hast du zusätzlich ein Engegefühl, Atemnot, Herzrasen und Schweißausbrüche? Dann ist bei dir eine Angsterkrankung sehr wahrscheinlich. Panikattacken können dabei auch als Schwindel, ganz ohne subjektive Angst ablaufen. Dieser Angstschwindel ist ein eher diffuser Benommenheitsschwindel, den du häufig als Unsicherheit auf den Beinen, Benommenheit, mangelnde Standfestigkeit oder Gehen wie auf Watte erleben. Antriebslosigkeit, Rückzugsverhalten, Schlaf- und Konzentrationsstörungen sind dagegen typisch für eine Depression.

Aber auch starke psychische Belastungssituationen wie ein Unfall können zu Schwindelattacken führen – allerdings nicht gleich und deshalb wird manchmal ein Zusammenhang übersehen. Es können Monate bis Jahre vergehen, bis sich der Schwindel erstmals bei dir bemerkbar macht.

Kann man psychisch bedingten Schwindel behandeln?

Ja, mit dem Erklären des Mechanismus, Sport, Medikamenten und einer Konfrontationstherapie (dabei müssen sich die Betroffenen genau jenen Situationen stellen, die ihnen Angst bereiten). In einer Studie wird eine Kombination aus Therapie, Physiotherapie und Medikamenten empfohlen. "3 von 4 Patienten werden wieder gesund", sagt Dr. Michael Strupp. Auch autogenes Training kann Studien zufolge helfen.

Welche Informationen sind für die Schwindel-Diagnose nötig?

Solltest du eine Schwindelattacke erleben, ist es entscheidend, dass du deiner Ärztin oder deinem Arzt präzise Beschreibungen liefern kannst – beispielsweise zur Schwindelart, zur Dauer, ob er abrupt oder allmählich einsetzte und was ihn ausgelöst hat (wie Veränderungen der Körperposition, Husten, Niesen, Aufenthalt in engen Räumen etc.).

Eine solch detaillierte Darstellung ermöglicht eine optimale und maßgeschneiderte Behandlung. Mach dir dazu Notizen oder bitte jemand anderen darum, wenn dir zu schwindelig ist. "Dann ist es möglich, schnell eine sichere Diagnose zu stellen und zu behandeln", so Schwindelexperte Dr. Strupp.

Keine Panik, wenn dir mal schwindelig wird. Meist vergeht der Taumel wieder. Passiert das öfter, schreibe dir auf, wann und in welcher Form die Schwindelattacke auftritt. Dann kann dir zügig geholfen werden.