Hat hier gerade jemand mit Pfefferspray herumgespielt? Deine Augen sind gerötet, brennen, jucken und tränen wie verrückt. Wenn du nicht gerade allergisch auf Staub, Pollen oder anderes reagierst, sind das deutliche Signale für eine Bindehautentzündung.
Speziell Schwimmerinnen, Kontaktlinsen-Trägerinnen oder Menschen, die viel mit Kindern zu tun haben, können ein Lied von dieser Augenkrankheit singen. Wie so eine Bindehautentzündung entsteht und was du beachten musst, wenn die Augen plötzlich brennen und schmerzen, erklärt hier ein Augenarzt.
Wie entsteht eine Bindehautentzündung?
Die Bindehaut, auch Tunika Konjunktiva genannt, ist die Schleimhaut, die auf der Innenseite des Augenlids sitzt und es mit dem Augapfel verbindet. Sie sorgt dafür, dass das Lid sich auf dem Auge bewegen und Tränenflüssigkeit darauf verteilen kann.
Wenn nun Fremdkörper in die Schleimhaut gelangen, will der Körper sie bekämpfen, indem er die Stelle stärker durchblutet und Antikörper dorthin schickt – mögliche Folge: Die Bindehaut entzündet sich.
Was ist der Grund für eine Bindehautentzündung?
"Auslöser für eine Bindehautentzündung können sehr unterschiedlich sein", erklärt der Augenarzt Dr. Butenberg von der Tagesklinik München. "Am häufigsten nisten sich dabei Bakterien oder Viren in der Schleimhaut ein. Aber auch Pilze, Fremdkörper wie Staubpartikel oder eine allergische Reaktion können zu der Entzündungsreaktion führen." Man spricht dann auch von einer Konjunktivitis.
In der Regel kommt ein gesundes Immunsystem mit Keimen gut alleine klar und es entwickelt sich gar nicht erst eine fiese Entzündung. Stress, Schlafmangel oder eine andere Infektion belasten das Immunsystem allerdings, und es kann die Erreger dann schwerer bekämpfen.
Können trockene Augen zu einer Konjunktivitis führen?
Trockenheit begünstigt die Entzündung. Wenn das Auge zu trocken wird, haben die Keime ein leichteres Spiel, weil die Tränenflüssigkeit sie nicht mehr richtig abtransportiert. Wenn du etwa bei Bildschirmarbeiten zu selten blinzelst, im Raum Zugluft ist oder geheizt wird oder der Körper gerade eine hormonelle Umstellung mitmacht, wird das Auge nicht genug befeuchtet und die Keime können sich ausbreiten.
Wenn du zu trockenen Augen neigst, frage am besten eine Augenärztin, was du dagegen tun kannst, um gar nicht erst eine Bindehautentzündung zu bekommen.
Woran erkenne ich die Infektion im Auge?
Die Entzündung macht sich nach einer Inkubationszeit von etwa 2 Tagen, nachdem du dich damit infiziert hast, bemerkbar. "Die Symptome sind bei allen Auslösern ähnlich: Das Auge rötet sich, brennt oder juckt und tränt", sagt Augenarzt Butenberg.
Bei einer bakteriellen Entzündung verklebt das Auge morgens oft zusätzlich durch den Eiter, der dabei entsteht. Bei einer Virusinfektion wird man dagegen oft sehr empfindlich gegen helles Licht. Wenn deine Augen nach einem langen Tag am Schreibtisch rot sind und brennen, solltest du das auf jeden Fall beobachten und deine Augen erst einmal schonen
Gehen die Beschwerden auch nicht weg, wenn du den Abend ohne helles Licht, Bildschirme und in einem Raum ohne Zugluft verbracht hast, solltest du damit am besten so schnell wie möglich zu einem Arzt oder einer Ärztin. Das hilft übrigens bei einem Gerstenkorn im Auge.
Ist eine Bindehautentzündung ansteckend?
Oh ja, wenn eine Konjunktivitis durch Bakterien oder Viren ausgelöst wurde, ist sie extrem ansteckend! Das Fiese ist, dass die Erreger fast überall lauern, besonders in der Erkältungssaison. "Die Keime, die zu einem Schnupfen oder zu einer Magen-Darm-Infektion führen, können auch im Auge die Schleimhäute angreifen", so der Augenarzt.
Wenn du eine Türklinke, einen U-Bahn-Sitz oder eine andere Hand anfasst, an dem beispielsweise Streptokokken-Bakterien, Herpes- oder Adenoviren sitzen, und du dir dann ins Gesicht fasst, haben die Erreger freie Bahn. Wenn jemand aus deinem Umfeld eine Bindehautentzündung hat, solltest du also auf jeden Fall regelmäßig die Hände waschen und die Finger möglichst aus dem Gesicht fernhalten, am besten benutzt du auch ein eigenes Handtuch.
Wie behandelt man eine Konjunktivitis?
Mal so und mal so. Je nach Auslöser muss eine Bindehautentzündung unterschiedlich behandelt werden, deshalb solltest du nach spätestens 2 Tagen damit in eine fachärztliche Praxis. "Nur ein Experte kann die genaue Ursache feststellen und entsprechend therapieren", sagt Butenberg. Je nach Ursache ist die Behandlung unterschiedlich:
- Bei Bakterien ist alles halb so wild, die bekommt ein gesundes Immunsystem meist allein in den Griff, es dauert nur ein bisschen länger. Eine Augenärztin oder ein Arzt können dir aber auch antibiotische Augentropfen oder Salben verschreiben, damit die Entzündung schon nach 5 oder 6 Tagen wieder weg ist. Wichtig ist aber, dass du das Antibiotikum auf jeden Fall so lang nimmst, wie es verschrieben ist und mindestens noch 2 Tage länger, als die Symptome dauern. Wenn du das nicht tust, können einzelne Bakterien überleben und sich danach umso leichter wieder ausbreiten.
- Viren sind dagegen gefährlicher, weil die Infektion auch auf die Hornhaut übergehen kann und dort Narben hinterlässt. "Diese Narben sind wie Steinschlag oder Kratzer auf der Windschutzscheibe, sie beeinträchtigen die Sicht und Sie werden schneller geblendet", erklärt der Augenarzt. Damit das nicht passiert, solltest du die Bindehautentzündung unbedingt von einem Arzt untersuchen lassen. Eine virale Infektion braucht außerdem länger zum Abheilen, etwa 2 bis 3 Wochen. Solange solltest du deine Augen auf jeden Fall schonen.
- Wenn doch eine Allergie dahintersteckt, kannst du versuchen, in einer hautärztlichen oder allergologischen Praxis den genauen Auslöser dafür zu finden und zu vermeiden. Ein Antiallergikum hilft dann gegen die Beschwerden. Das sind die besten Mittel gegen Heuschnupfen.
Was muss ich bei einer Bindehautentzündung beachten?
Wenn das Auge juckt und brennt, solltest du es vor allem in Ruhe lassen. Das bedeutet keine Schminke, keine Kontaktlinsen und so wenig wie möglich anfassen, auch wenn es juckt. "Sport ist in Ordnung, aber Chlorwasser beim Schwimmen oder die Wärme in einer Sauna können das Auge zusätzlich belasten", warnt der Arzt.
Make-Up im Augenbereich und Kontaktlinsen sind erst dann wieder okay, wenn deine Augen 2 Tage lang beschwerdefrei sind. Du kannst außerdem darauf achten, ein angenehmes Raumklima zu schaffen, damit die Luft die Augen nicht noch weiter reizt. Zugluft, Rauch, Heizungsluft oder viel Staub solltest du vermeiden. Stattdessen kannt du für eine angenehme Luftfeuchtigkeit sorgen, zum Beispiel mit einer Schüssel Wasser auf der Fensterbank oder Zimmerpflanzen, und für eine milde Raumtemperatur sorgen.
Wie verhindere ich eine Bindehautentzündung?
Damit es gar nicht erst zu einer Entzündung kommt, kannst du es den Erregern außerdem mit einer gründlichen Hygiene und einem gesunden Immunsystem schwermachen. Wenn du Kontaktlinsen trägst, solltest du sie nie über Nacht drin lassen, immer ordentlich desinfizieren und nach der empfohlenen Tragezeit auch entsorgen.
Dein Make-Up solltest du regelmäßig austauschen, damit sich in der alten Mascara oder dem Concealer nicht zu viele Keime vermehren können. Deine Hände solltest du immer gründlich waschen und so wenig wie möglich damit im Gesicht herumfummeln (das hilft auch gegen Pickel!).
Bei prophylaktischen Augentropfen rät der Augenarzt dagegen zur Vorsicht. "Wenn das Auge immer wieder von außen befeuchtet wird, gewöhnt sich die Tränendrüse daran und produziert selbst zu wenig Flüssigkeit", erklärt er. Wenn du nach einem langen Tag trockene Augen hast, ist das hin und wieder in Ordnung, es sollte aber die Ausnahme bleiben.
Eine Bindehautentzündung ist kein Spaß. Gerade in der Erkältungssaison oder wenn jemand in deinem Umfeld infiziert ist, solltest du besonders auf Hygiene achten. Wenn es dich trifft, solltest du dich schnell professionell behandeln lassen, damit du keine Sehstörungen davonträgst.