Auch außerhalb der Freibadsaison solltest du dich vor nervigen Fuß- und Nagelpilz-Infektionen schützen. Denn Nagelpilz hat viele Ursachen, nicht nur Barfußlaufen in öffentlichen Duschen und Bädern. Gerade Sportlerinnen sind bedroht und sollten ihre Zehennägel regelmäßig kontrollieren, um bei den ersten Anzeichen Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Denn unter Onychomykose, so der Fachbegriff für die häufig unterschätzte Infektion, leiden Betroffene oftmals sehr lange. Der Nagel verfärbt sich, wird rissig, brüchig und kann abblättern. Die Infektion ist äußerst schwierig zu heilen. Eine Genesung ist aber möglich, sagt Dr. Ute Siemann-Harms, Oberärztin in der Klinik und Poliklinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Und je früher du Gegenmaßnahmen ergreifst, desto besser stehen die Chancen, die Infektion schnell zu überwinden.
Wie entsteht Nagelpilz?
Rund 14 Millionen Menschen in Deutschland sind von Nagelpilz betroffen. Eine feuchte Umgebung begünstigt die Infektionsgefahr. Gefahrenquellen: Barfußlaufen in Turnhallen, in der Sauna und in der öffentlichen Dusche. Nicht nur deshalb gehören Sportler:innen zur Risikogruppe. Auch durch Fußschweiß in nicht atmungsaktiven Schuhen und Synthetik-Socken kann Nagelpilz entstehen. Meist beginnt die Erkrankung mit einer leichten Verfärbung des Fuß- oder Fingernagels, die kaum sichtbar ist. Häufig geht einer Nagelpilzinfektion eine Fußpilzerkrankung voraus, besonders wenn diese nicht oder nur unzureichend behandelt wurde, warnt die Expertin.
Die Ansteckung erfolgt wie beim Fußpilz per Schmier- oder Kontaktinfektion, entweder von Mensch zu Mensch oder über nicht desinfizierte Gegenstände. Manche Patienten kultivieren ihren Nagelpilz Jahrzehnte, die Sporen sind teilweise über Monate ansteckend. Oftmals genügt bereits ein kleiner Riss, wenn die umliegende Haut infiziert oder verletzt ist, um den Erregern (vor allem Fadenpilze) das Eindringen zu erleichtern. Sind nur Teile einzelner Nägel betroffen und ist die Nagelwurzel bisher nicht infiziert, empfehlen Experten häufig eine äußere Behandlung.
Übrigens: In Studien wurde nachgewiesen, dass Männer sich in öffentlichen Bädern häufiger Fußpilz einfangen als Frauen, und auch, dass Jugendliche um die 16 Jahre sich häufiger infizieren als Erwachsene.
Welche Hausmittel und Geheimtipps helfen wirklich gegen Nagelpilz?
Bevor du teure Cremes und Lacke kaufst, gibt es auch 4 ungewöhnliche Wege, um Nagelpilz zu besiegen:
1. Zehennägel mit Wick VapoRub einreiben
Hausmittel wie Wick VapoRub können gegen Nagelpilz helfen, behauptet Joe Graedon, Pharmakologe an der UNC Eshelman School of Pharmacy (USA), in seinem Buch über die Möglichkeiten der natürlichen Hausapotheke. Denn echte Medikamente können unangenehme Nebenwirkungen haben, besonders wenn man gleichzeitig verschiedene einnimmt. Wick VapoRub befreit außer der Nase auch deine Zehennägel. Die Erkältungssalbe wird aus verschiedenen Ölen und Pflanzen hergestellt und enthält unter anderem die pilzhemmenden Wirkstoffe Kampfer und Eukalyptus. Wick VapoRub sei daher eine "sichere und preiswerte Alternative, um Nagelpilz zu behandeln", stellte eine Studie der U.S. Air Force fest. Aber: Bei stark geschädigten Nägeln ist die Salbe wegen ihrer ätherischen Öle nicht zu empfehlen, weil diese heftiges Brennen und Kontaktallergien auslösen können.
Anwendung: Mindestens 1-Mal täglich Wick VapoRub per Wattestäbchen auf den betroffenen Nagel auftragen. Das "Wundermittel" Wick VapoRub soll übrigens auch gut gegen Warzen helfen und als Wärmetherapie bei Muskelschmerzen. Einfach einmassieren und ein Wärmekissen für 15 Minuten auflegen.
2. Nagelpilz mit Mundwasser behandeln
Das Mundwasser Listerine wurde 1879 in den USA als keimtötende Flüssigkeit für die Verwendung in Arztpraxen erfunden. Die pflanzlichen Inhaltsstoffe des Antiseptikums – Menthol, Eukalyptol, Thymol und Methylsalicylat – haben eine antimikrobielle Wirkung und sollen auch gegen Nagelpilz helfen. Einige Anwender empfehlen einen 50/50-Mix aus Listerine und weißem Essig. Die zusätzliche Säure macht dem Nagelpilz ein Überleben noch schwerer.
Anwendung: jeden Tag ein 50/50-Fußbad aus Listerine und Essig für 45 bis 60 Minuten. Wer nicht jede Woche literweise Listerine kaufen möchte, kann das Gurgelwasser auch direkt auf den Nagel auftragen. Eine Methode, die jedoch mehr Geduld und Konzentration benötigt, als ein Fußbad einzulassen, aber auch Vorteile hat: Beim Essig-Listerine-Fußbad wird auch der Schutzmantel der Haut, also die normale Keimflora, angegriffen.
3. Infizierte Nägel in Lapacho-Tee baden
Aber nicht in irgendeinem englischen Earl Grey, sondern in Pau d’Arco oder Lapacho Tee. Der wird aus der inneren Rinde des Pau d’Arco-Baumes gewonnen, die pilzhemmende Stoffe enthält. In Mittel- und Südamerika nutzten die Ureinwohner die gesundheitsförderliche Wirkung der aufgebrühten Rinde angeblich als Allheilmittel gegen Infektionen und Parasiten.
Anwendung: Die Füße 2-mal täglich für 20 Minuten in einem Aufguss aus 2 Teebeuteln Lapacho einweichen.
4. Die Zehennägel mit Teebaumöl beträufeln
Die ätherischen Öle und antibiotische Wirkung des australischen Allround-Talents sollen auch gegen Nagelpilz helfen. Hauptbestandteil des Teebaumöls ist die chemische Verbindung Terpinen-4-ol, die auch in Lavendelöl vorkommt. Das ist der Wirkstoff, der für die Pilzbekämpfung nötig ist. Achte deshalb beim Kauf unbedingt darauf, dass er zu mindestens 30 Prozent enthalten ist.
Anwendung: ein paar Tropfen Teebaumöl auf den Nagel und den Übergang zur Nagelhaut 2 bis 3 Male am Tag und 1 bis 2 Male pro Woche. Um Hautirritationen zu vermeiden, kannst du das Teebaumöl auch mit etwas Wasser verdünnen. Vorsicht: Einige Menschen entwickeln eine Kontaktallergie auf Teebaumöl. Die bleibt oft lebenslang bestehen, sagt unsere Expertin.
Klar ist: Hausmittel funktionieren nicht bei jedem. Es besteht die Gefahr, dass du die Erkrankung verschleppst und diese sich weiter ausbreitet, warnt die Expertin. Plus: Durch die oftmals langwierige Behandlung kann es sein, dass du die Pilzsporen in deinem Umfeld verteilst. So steigt für deine Mitmenschen das Risiko, sich zu infizieren.
Wie behandelt man hartnäckigen Nagelpilz am besten?
Das Stadium deiner Pilzinfektion sollte dein Handeln bestimmen. Ist nur die Oberfläche des vorderen Nagelstücks betroffen, kannst du die Infektion mit Nageltinkturen und Anti-Pilz-Lack selbst behandeln.
Ist allerdings schon der komplette Nagel großflächig (auch die Wachstumszone an der Nagelwurzel) oder sind schon mehrere Zehen- und Fingernägel betroffen (plus es treten Haut- oder Fußpilz an anderen Körperstellen auf), solltest du ärztliche Hilfe holen. Denn in diesem Falle ist davon auszugehen, dass die Infektion bereits sehr weit vorgedrungen ist und den heranwachsenden gesunden Nagel immer wieder neu infiziert. Abhilfe verspricht dann eine Kombinationstherapie von äußerlicher und innerlicher Behandlung – Nagellack, Salben und Pflaster für den äußerlichen Heilungsprozess und Tabletten für die interne Bekämpfung des Pilzes.
Medikamente, Cremes, Lack & Laser-Therapie gegen Nagelpilz
Bei einem großen Pilzbefall wird dir dein Arzt bzw. deine Ärztin Tabletten verschreiben. Diese sollen das Wachstum der Pilze hemmen oder sie abtöten. Medikamente haben gegenüber Lacken den Vorteil, dass sie Pilzsporen überall erreichen, auch in den kleinen Nagelhohlräumen. Wer keine Lust auf eine langwierige Behandlung durch Hausmittel hat, sollte mit seinem Dermatologen bzw. seiner Dermatologin sprechen. Er bzw. sie wird einen Abstrich machen und eine Pilzkultur anlegen, um so das effektivste Medikament zu ermitteln. Die Behandlungsdauer kann sich allerdings ziehen (bis zu einem Jahr), weiß Dr. Siemann-Harms.
Die Expertin empfiehlt eine Kombinationstherapie aus einer Laserbehandlung und der Anwendung von Cremes und Lacken, wie etwa Loceryl mit dem Wirkstoff Amorolfin oder Ciclopolirox. Das helfe insbesondere bei hartnäckigem Nagelpilz.
Der Laser wirkt über Hitze. Bei Temperaturen von über 50 Grad könnten die Pilzsporen direkt am befallenen Nagel abgetötet und in der Vermehrung gehemmt werden. Pro Nagel wären maximal 10 Minuten Behandlungszeit pro Sitzung notwendig. "Die Lasertechnik ist noch eine sehr neue Therapie", gibt die Expertin zu bedenken. Die Studienlage ist noch unklar. Denn einige Pilzsporen halten auch große Hitze aus. Dauer der Therapie: etwa auf 2 bis 4 Monate.
An welchen Symptomen erkennt man einen Nagelpilz?
Manchmal ist es schwer, den Unterschied zwischen "nur" brüchigen Nägeln und einer Pilzinfektion zu erkennen. Ein Nagelpilz wird häufig erst dann entdeckt oder ernst genommen, wenn schon mehrere Nägel betroffen sind. Solltest du Schmerz empfinden, ist die Infektion meist schon in fortgeschrittenem Stadium.
Der Pilz breitet sich häufig vom Nagelbett über die Nagelplatte weiter aus und verändert dabei die Struktur des Nagels. Dabei fällt die Nagelsubstanz Keratin an, die sich langsam auflöst und luftgefüllte Hohlräume entstehen lässt. Diese zeigen sich als weiße Streifen oder Flecken. Außerdem kann sich der befallene Nagelbereich verdicken und sich erst weißlich, dann gelb-braun-grünlich verfärben. Treten folgende Symptome bei dir auf, solltest du unbedingt einen Facharzt zurate ziehen:
Von Nagelpilz betroffene Nägel:
- verlieren ihren Glanz
- verfärben sich von Rosa zu Weiß, gelblich, braun oder sogar grünlich
- sind fleckig oder gestreift
- werden brüchig und Nagelschichten spalten sich ab
- reißen ein
- verdicken sich an der Nagelplatte
- entzünden sich am Nagelbett
- jucken und/oder schmerzen
- beginnen zu riechen
Tipp: Schieb den Arztbesuch nicht zu lange vor dir her! Je früher eine Infektion erkannt und behandelt wird, umso schneller ist der Heilungsprozess.
Gibt es verschiedene Arten von Nagelpilz?
Die Haupterreger von Nagel- und Fußpilz sind überwiegend Fadenpilze (Dermatophyten). Seltener sind Nagelpilzinfektionen durch Schimmel- oder Hefepilze. Der Fadenpilz Trichophyton rubrum ist für etwa 80 Prozent aller Nagelpilz-Infektionen verantwortlich. Er beeinflusst unser Immunsystem so, dass die körpereigenen Abwehrkräfte den Pilz nicht von allein bekämpfen können. Das bedeutet, dass Nagelpilz nicht von allein ausheilen kann und es einer Behandlung bedarf.
Die Füße sind grundsätzlich häufiger als Fingernägel von Pilzbefall betroffen. Das liegt daran, dass Fußnägel im Alltag stärker strapaziert werden, durch enges Schuhwerk und das feuchtwarme Klima in den (Woll-)Socken und Schuhen. Außerdem entwickelt sich aus einem Fußpilz häufig ein Nagelpilz. Ist die Fußpilzerkrankung der Haut nicht völlig ausgeheilt, kann es passieren, dass die Erreger die Haut um den Nagel und schließlich auch den Fußnagel infizieren.
Diese 5 Arten von Nagelpilz-Infektionen gibt es:
- Distolaterale subunguale Onychomykose oder DSO (Onychomykose = Nagelpilz): Tritt mit 90 % am häufigsten auf, beginnt am vorderen Rand eines Nagels und breitet sich dann in Richtung Nagelwurzel aus. Befällt meist Fußnägel. Wird sie frühzeitig erkannt, reicht eine äußere Behandlung, z.B. mit antimykotischem Nagellack und -creme. Bei fortgeschrittenem Befall empfiehlt sich eine Kombination mit Medikamenten.
- Proximale subunguale Onychomykose (PSO): Tritt in unter 5 % der Fälle auf. Die Pilzinfektion geht von der Nagelwurzel aus, in Richtung Nagelplatte und erreicht zuletzt die Nagelspitze.
- Leukonychia trichophytica (auch weiße superfizielle Onychomykose (WSO) genannt): Die Pilzerreger Trichophyton interdigitale (Teil der Gattung der Fadenpilze) dringt in die Nageloberfläche ein und verfärbt den Nagel weißlich. Die Infektion wird rein äußerlich behandelt.
- Totale dystrophische Onychomykose (TDO): Hier ist der gesamte Nagel von Pilz befallen und verfärbt, es kann zur vollständigen Zerstörung des Nagels kommen. Wird meist mit einer Kombination aus lokaler und Medikamenten-Therapie behandelt.
- Onychia et Paronychia candidosa (auch: Hefepilz-Onychomykose genannt): Die Infektion erfolgt über Hefepilze (der Gattung Candida). Zunächst entzündet sich der Nagelwall, dann zeigen sich unregelmäßige Strukturen in der Nagelplatte und der Nagel verfärbt sich grün- und bräunlich.
Wie kann man Nagelpilz vorbeugen?
Wer sich an diese 5 simplen Tipps hält, kann die schlimmsten Risikofaktoren ausschalten und das Infektionsrisiko senken:
- Halte deine Füße sauber und trockne diese nach der Dusche gründlich ab.
- Trage immer trockene, atmungsaktive Sportschuhe und Socken. Wechsel letztere täglich. Wer sehr stark an den Füßen schwitzt, kann Fußpuder nutzen, um die Feuchtigkeit aufzusaugen.
- In öffentlichen Räumen nicht barfuß laufen.
- Klamotten bei über 60 Grad waschen. Pilzsporen sterben erst bei 60 Grad Celsius ab. Wasche und lagere deine benutzten Sachen immer getrennt, um Ansteckung zu vermeiden.
- Wer unter Nagelpilz leidet, sollte unbedingt die Schuhe mit speziellen Anti-Pilzsprays behandeln. Die Sporen sterben nämlich nicht einfach ab. Wichtig: Auch während der Behandlung des Fuß- oder Nagelpilzes sollten die Schuhe mit behandelt werden.
Sobald du erste Anzeichen von Nagelpilz bemerkst, ist schnelles Handeln entscheidend. Eine konsequente Behandlung ist der Schlüssel zur vollständigen Genesung. Eine Behandlung mit Hausmitteln ist möglich, schlägt sie aber nicht an, solltest du dringend ärztlichen Rat einholen.
Quellen:
Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG), S1-Leitlinie Onychomykose, 2022, publiziert AWMF online, aufgerufen am 8.1.2024
Richard Derby et al.: Novel Treatment of Onychomycosis using Over-the-Counter Mentholated Ointment: A Clinical Case Series, 2011; doi org/10.3122/jabfm.2011.01.100124
J.C. Gentles et al.: Foot Infections in Swimming Baths, in National Library of Medicine; doi 10.1136/bmj.3.5874.260