In immer mehr Supermärkten finden wir jetzt becherweise Protein-Eis in der Tiefkühltruhe. Eis mit einer Extraportion Eiweiß und wenig Kalorien – darauf hat die Fitness-Szene lange gewartet. Normalerweise liefert Eiscreme kaum Eiweiß, ein Protein-Eis bringt es pro 100 Milliliter hingegen auf rund 10 Gramm.
Die Frage ist nur: Welche Zutaten tummeln sich statt Sahne, Zucker & Co. in den Bechern und wie schmeckt das angeblich gesündere Eis? Wir haben den Test gemacht und sechs verschiedene Produkte (alle in der Sorte Schoko) in der Redaktion verkosten lassen. Kleiner Spoiler vorab: Wir waren vom Ergebnis durchaus positiv überrascht.
In diesem Artikel:
1. Protein-Eis von Protami
Daniel und Paul, die beiden Gründer von Protami, begannen bereits 2014 damit, ein gesundes Eis für Sportler zu entwickeln. Herausgekommen ist ein Protein-Eis, welches ganz ohne Zuckerzusätze auskommt. Wir haben die Sorte Chocolate Chip verkostet und die Inhaltsstoffe einmal unter die Lupe genommen:
Entrahmte Milch, Molkenproteinkonzentrat, Süßungsmittel (Xylit), Zartbitter-Schokoladentropfen mit Süßungsmittel (Maltit),( Kakaomasse, Maltit, Kakaobutter, Emulgator (Sojalecithin)), Kakaomasse, eingedickte entrahmte Milch, fettarmes Kakaopulver, Bourbon Vanille-Extrakt, Speisesalz.

Zucker (oder Glukose-Sirup) findet sich in der Zutatenliste tatsächlich nicht, dafür taucht an dritter Stelle der relativ neue (und oft gehypte) Zuckeraustauschstoff Xylit auf. Xylit (vielen wohl auch bekannt unter dem Handelsnamen Xucker) sieht aus wie Zucker, schmeckt wie Zucker, hat aber nur halb so viel Kalorien wie Zucker. Es ist zudem nicht schlecht für die Zähne und wird insulinunabhängig verstoffwechselt, da Xylit zu den sogenannten Zuckeralkoholen (und nicht zu den Kohlenhydraten) zählt. Einziger Nachteil: Wie alle Zuckeralkohole wirkt es in hohen Dosen abführend. Wer das Eis aber in Maßen nascht, merkt davon nichts.
Weiterhin top: Es finden sich keinerlei Aromen oder Stabilisatoren im Protami-Eis. Der Emulgator Sojalecithin wird oft zusammen mit Schokolade verwendet, macht das Eis schön cremig und gilt als unbedenklicher Zusatzstoff.
Nährwertcheck
Auch die Nährwerte (Angaben pro 100 Milliliter) können uns überzeugen:
Geschmackstest
Und wie sieht es mit dem Geschmack aus? Cremig, zart schmelzend und sehr schokoladig. Fast alle Testesser empfanden die Süße als "optimal" und waren positiv von den kleinen Schokostückchen überrascht, die für mehr Crunch sorgen. Nur einer vergab als Schulnote eine 4 (Durchschnitt: 2) und mochte weder Konsistenz ("zu wässrig"), noch Geschmack ("zu wenig süß").
2. Protein-Eis von Pro Delight
Schon beim Öffnen des Bechers wird eines klar: Das Protein-Eis "Shaka-lade" von Pro Delight ist etwas ganz Besonderes. Warum: Sowohl Farbe, als auch Konsistenz unterscheiden sich stark von den restlichen Test-Produkten. Es ist sieht aus wie ein Zartbitterschokoladen-Eis, da die Farbe sehr dunkel und kräftig ist. Die Konsistenz erinnert rein optisch an einen Brownie. Ob das Eis auch so schmeckt? Wir werden sehen. Zunächst werfen wir wieder einen Blick auf die Zutatenliste:
Magermilch, Molkenprotein-Konzentrat, Süßungsmittel Xylit, Kakaopulver, Schokolade (Zucker, Kakaomasse), Kakaobutter, Butterkonzentrat, Emulgator: Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren, Stabilisator: Johannisbrotkernmehl, Guarkernmehl, Natriumalginat.

Die Zutatenliste ist ähnlich bestückt wie beim Vorgänger Protami. Auch hier finden wir den kalorienarmen Zuckeralkohol Xylit anstelle von Zucker im Eis. In der Shaka-lade wurde allerdings mehr Schokolade und Kakao verwendet, was die satte Farbe erklärt. Als Emulgator kommen Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren zum Einsatz. Klingt irgendwie fies, oder? Doch auch hier handelt es sich um einen unbedenklichen Zusatzstoff, der – wie auch Sojalecithin – sogar für Babynahrung zugelassen ist.
Die Stabilisatoren verhindern unter anderem, dass sich im Eis Kristalle bilden und verleihen – vor allem kalorienreduzierten Produkten – mehr Cremigkeit. Der Zusatzstoff Natriumalginat wird häufig in TK-Ware verarbeitet. Er verleiht dem Eis die nötige Stabilität beim Auftauen oder Einfrieren.
Nährwertcheck
Die Nährwerte (Angaben pro 100 Milliliter) sind im Vergleich zu normalem Schoko-Eis top:
Geschmackstest
Auch im Geschmackstest kann Pro Delight mit seiner Shaka-lade überzeugen: Ein wunderbar luftiges und irre schokoladiges Eis, das tatsächlich wie eine Art gefrorener Brownie schmeckt. Wer allerdings kein Zartbitter-Fan ist, wird mit diesem Protein-Eis vermutlich nicht glücklich. Einigen Testessern war die kräftige Schokonote nämlich einfach "too much".
3. Protein-Eis von STARK
Das Eis von STARK ist wohl der "jüngste" Vertreter der Testrunde, denn das Produkt ist noch relativ neu auf dem Markt. Im Vergleich zur "Konkurrenz" überrascht das Start Up aus Hamburg vor allem mit seiner kurzen und cleanen Zutatenliste:
Trinkwasser, Agavendicksaft, Molkenproteinkonzentrat, Kakao, Akazienfaser, Haselnussmus, Haselnüsse, Magermilchpulver, Verdickungsmittel (Guarkernmehl, Johannisbrotkernmehl).

Hier finden wir weder Zucker, noch Zuckerersatzstoffe. Seine Süße erhält das Eis nämlich ausschließlich durch die Zugabe von Agavendicksaft. Das natürliche Süßungsmittel hat den Nachteil, dass es sehr fructosehaltig ist (erklärt den hohen Zuckeranteil in der Nährwerttabelle) und im Grunde genauso viele Kalorien hat wie Zucker. Und noch eines fällt positiv aus: Die Hauptzutat ist Wasser, nicht Milch.
Nährwertcheck
Mit den Nährwerten (Angaben pro 100 Milliliter) liegt das Bio-Eis im guten Mittelfeld. Beim Protein- und Zuckergehalt schwächelt es ein wenig, im Vergleich zu den anderen:
Geschmackstest
Es gibt von STARK leider kein reines Schoko-Eis (wie bei den anderen), sondern lediglich die Sorte "Schoko-Haselnuss". Und wenn es nach unseren Testessern ginge, müsste das Eis auch eigentlich "Haselnuss-Schoko" heißen, denn die Nuss dominiert den Geschmack ganz eindeutig. Außerdem enthält das Eis kleine Haselnussstückchen und keine Schokostückchen, was aber durchaus als positiv bewertet wird. Einigen Testern fehlt es an Süße, wieder andere vermissen den Schoko-Geschmack oder bemängeln, dass das Eis nicht cremig genug ist. Insgesamt aber ein durchschnittlich gutes Ergebnis, mit Schulnoten von 2 bis 4.
4. Protein-Eis von Koupe
Das preisgekrönte Protein-Eis von Koupe hat 2016 den "World Dairy Innovation Award" in der Kategorie "Beste Eiscreme / Frozen Yoghurt" abgeräumt. Damit legen die Hersteller die Latte für die anderen Kandidaten im Test ziemlich hoch. Ob das Eis halten kann, was es verspricht? Werfen wir einen Blick auf die Inhaltsstoffe:
Milch, Milcheiweiß, Füllstoff: Polydextrose, Glukosesirup, Süßungsmittel: Xylit, Kakaopulver, Fructose, Stabilisatoren (Johannisbrotkernmehl, Guarkernmehl und Carrageen), Emulgator (Mono- und Disaccharide von Speisefettsäuren).

Also, einen Preis für die "cleanste" Zutatenliste bekommt Koupe von uns schon mal nicht. Im Vergleich sind hier nämlich relativ viele Zusatzstoffe enthalten. Xylit und die Mono- und Disaccharide haben wir bereits abgehandelt und als "okay" bewertet. Glukosesirup, Fructose und auch Polydextrose sind hingegen neu. Glukosesirup ist im Grunde nichts weiter als Zuckersirup und bei Fructose handelt es sich auch um eine Zuckerart, genauer gesagt um Fruchtzucker. Das klingt zwar gesund, doch Fruchtzucker ist keineswegs gesünder als normaler Zucker. Er wird nur anders verstoffwechselt.
Bei Polydextrose handelt es sich um einen unbedenklichen Zusatzstoff, der häufig in kalorienreduzierten Produkten zusammen mit Süßstoffen als sogenannter "Füllstoff" eingesetzt wird. Er gibt der (Eis-)Masse mehr Volumen und Struktur, da Sahne und andere Fettquellen hier fehlen. Auch der Zusatzstoff Carrageen ist eher kritisch zu betrachten, denn der Stabilisator und Füllstoff steht schon lange in Verdacht gesundheitsschädlich zu sein. Obwohl er sogar für Bio-Produkte zugelassen ist, ist die Studienlage kontrovers und nicht eindeutig.
Nährwertcheck
Beim Proteingehalt lässt Koupe die Konkurrenten beim Nährwertcheck (Angaben pro 100 Milliliter) auf jeden Fall auf der Strecke. Der Kaloriengehalt ist hingegen vergleichsweise hoch. Natürlich gibt es auch Schoko-Eis mit mehr Kalorien, aber mit dem Langnese-Klassiker Cremissimo "Schokoladen-Traum“ haben wir unserer Meinung nach ein gutes "Mainstream"-Eis zum Vergleichen gewählt:
Geschmackstest
Die Testesser sind sich auch beim Protein-Eis von Koupe uneinig: Die Schulnotenvergabe reicht von 1 bis 4. Die Konsistenz wird generell als schön cremig, fluffig und milchig beschrieben. Einigen war das Eis einen Tick zu süß und gleichzeitig nicht schokoladig genug. Auch die Notiz "schmeckt wie billige Schokolade" war auf den Fragebögen vermerkt. Für 3 von 8 Testern war dieses Eis allerdings der persönliche Favorit, den sie immer wieder kaufen würden. Hier hilft nur: Selber probieren und sich ein Urteil bilden.
5. Protein-Eis-Pulver von MyProtein
Auch von MyProtein gibt es ein Protein-Eis – allerdings in Pulverform. Die Zubereitung soll schnell gehen, doch es gibt ein Problem: Auf der Packung steht: "Mix 3 large scoops (50 g) with 200 ml of cold water." Auf der Website finden wir im Nachhinein allerdings eine ganz andere Angaben: "Mische 2 1/2 Scoops mit 50 ml Wasser und gib es in den Gefrierschrank." Wir haben uns an die Anweisung auf der Packung gehalten, wie es vermutlich ein normaler Kunde auch getan hätte. Die Löslichkeit des Pulvers war sehr schlecht, weshalb wir das Ganze letztendlich in einen Mixer getan haben, um die Masse klümpchenfrei zu bekommen. Und hier kommen die Zutaten:
Molkenproteinkonzentrat (Milch) [enthält Sojalecithin], Magermilchpulver, Kakaopulver, Natürliches Aroma, Süßungsmittel (Sucralose), Mittelkettige Triglyceride (MCTs), (Natriumcaseinat (Milch), Glukosesiruprest, Emulgator (E472c)), Verdickungsmittel (Guarkernmehl, Xanthan).

Liest sich ein wenig wie ein Chemiebaukasten, oder? Statt Xylit finden wir in diesem Protein-Eis-Mix den chemischen Süßstoff Sucralose. Er ist rund 600-mal süßer als Zucker und praktisch kalorienfrei. Klingt super, aber ob Sucralose tatsächlich gesund oder eher ungesund ist, wird sehr kontrovers diskutiert. Einen Punkt Abzug gibt es von für das "natürliche Aroma", denn ein gutes Produkt hat keine Aromazusätze nötig.
MCTs kennen einige vielleicht aus der Paleo-Szene, denn hier schwört man auf die Wirkung der "medium-chain triglycerides" als schneller (ketogener) Energielierant. Die mittelkettigen Fettsäuren werden vom Magen-Darm-Trakt besonders leicht aufgenommen. Als Emulgator kommt Citronensäureester von Mono- und Diglyceriden von Speisefettsäuren (E472c) zum Einsatz, der als unbedenklich gilt. Das Verdickungsmittel Xanthan verringert unter anderem die Bildung von Eiskristallen im Eis.
Nährwertcheck
Die Nährwerte lassen sich hier schwer vergleichen, da es lediglich Angaben in Gramm gibt und nicht in Millilitern, so wie bei den anderen. Der Vollständigkeit halber, aber auch hier einmal die Nährwerte pro 100 Gramm Pulver:
Geschmackstest
Leider kommt das DIY-Protein-Eis bei unseren Testessern gar nicht gut an. Weder die Konsistenz ("wässrig", "klebrig", "grisselig") noch der Geschmack können überzeugen. Eine Schokonote ist so gut wie gar nicht vorhanden, das Eis ist aber dennoch viel zu süß ("sehr künstlich"). Durchschnittliche Schulnote: mangelhaft.
6. Protein-Eis-Pulver von Foodspring
Auch Foodspring geht mit einem Eis-Pulver ins Rennen. Laut Packung liegt das Mischverhältnis bei Wasser (70 Milliliter) zu Pulver (60 Gramm). Mit dem Shaker mischen wie in der Anleitung beschrieben, gestaltet sich schwierig. Wir haben die "Eis-Masse" – wie bei MyProtein – mit Hilfe eines Mixers zubereitet, da wir die Klümpchen manuell (durch reines Shaken) nicht herausbekommen haben. Werfen wir einen Blick auf die Zutatenliste:
Molkenproteinkonzentrat, Molkenproteinisolat, Süßungsmittel (Xylit, Steviolglykoside), Kakaopulver, Edelbitterschokoladendrops (Kakaomasse, Süßungsmittel (Xylit), Kakaobutter, Emulgator (Sonnenblumenlecithin), Aroma), natürliches Aroma (enthält Laktose), MCT-Öl (Kokosöl), Verdickungsmittel (Guarkernmehl), Säuerungsmittel (Citronensäure), Meersalz.

An erster Stelle Whey-Protein als Konzentrat und Isolat – das macht bei einem Protein-Eis mehr als Sinn. Dann folgt auch hier wieder der kalorienarme Zuckeralkohol Xylit, der auch bei fast allen anderen Herstellern zum Einsatz kam. Doch Foodspring verwendet noch ein weiteres Süßungsmittel: Steviolglykoside. Nicht ungewöhnlich, denn sie benutzen es auch in ihren Proteinpulvern. Stevia ist seit 2011 als Zusatzstoff in der EU zugelassen, allerdings mit Beschränkungen bei der Höchstmenge. Der größte Nachteil des Süßungsmittels: der lakritzartige Nachgeschmack. Weiterhin finden sich (leider) zugesetzte Aromen, MCT-Öl (siehe Testbericht MyProtein) und als Verdickungsmittel Guarkernmehl.
Nährwertcheck
Die Nährwerte liegen auch hier nur als Grammangabe (pro 100 Gramm) vor und lassen sich daher nicht vergleichen. Dennoch führen wir sie einmal auf:
Geschmackstest
Im Geschmackstest kommt das Protein-Eis von Foodspring nicht so gut weg. Der Geschmack wird als "zu süß" und "künstlich" beschrieben. Zudem wird der erwähnte lakritzartige Nachgeschmack (Stevia) bemängelt. Auch die Konsistenz gefällt unseren Testern nicht, es sind Eiskristalle vorhanden und das Eis ist eher wässrig. Das hat aber sicher auch mit der Tatsache zu tun, dass es von Hand zubereitet werden muss.
Fazit: Für jeden Geschmack das passende Protein-Eis
Einen eindeutigen Gewinner gab es in unserem Protein-Eis-Test nicht. Denn wie so oft hat sich auch hier wieder mal bestätigt: Geschmäcker sind nunmal verschieden. Es gibt aber viele kleine Gewinner: Die „sauberste“ Zutatenliste hatte STARK, den schokoladigsten Geschmack definitiv die Shaka-lade von Pro Delight, die knackigsten Schokostücke findet man im Protein-Eis von Protami und Koupe hatte die meisten Stimmen beim Punkt "Das ist mein Favorit".
Finden auch Sie Ihren persönlichen Eis-Liebling und testen Sie sich selber einmal durch die verschiedenen Produkte. Schoko ist nicht so Ihr Ding? Kein Problem, denn alle Hersteller haben mindestens noch zwei weitere Sorten im Angebot.
* klassisches Schoko-Eis im Handel: Langnese-Cremissimo "Schokoladen-Traum“