Du leidest regelmäßig unter hormonell bedingten Beschwerden und suchst nach Unterstützung während deiner Periode? Oder hast du deine Menstruation möglicherweise nur unregelmäßig bis gar nicht und möchtest sie zurückerhalten? Und du suchst nach einer Möglichkeit, das Ganze ohne krasse Hormontherapien zu bewerkstelligen?
Hier kommt Seed Cycling ins Spiel: Es handelt sich hierbei um einen ernährungsbasierten Ansatz, der einige Nebenwirkungen der Periode lindern können soll, aber auch in den Wechseljahren oder bei einem Kinderwunsch hilfreich sein kann. Der Food-Trend kommt ursprünglich aus der Naturheilkunde, aber ist aktuell auf Kanälen wie TikTok & Co. in aller Munde. Hier erfährst du alles, was du über Seed Cycling wissen musst.
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Was ist Seed Cycling?
Seed Cycling stellt eine natürliche Methode dar, um den Hormonhaushalt zu regulieren und den Menstruationszyklus zu stabilisieren. Dabei werden je nach Zyklusphase bestimmte Samen verzehrt, um das hormonelle Gleichgewicht zu fördern. Die Idee dahinter ist, dass verschiedene Samen essenzielle Nährstoffe liefern, die in den unterschiedlichen Phasen des Zyklus die Hormonproduktion und deren Stoffwechselprozesse unterstützen können. Die Samen sind insbesondere reich an Omega-3-Fettsäuren und Antioxidanzien, aber enthalten auch viele Ballaststoffe, Proteine und Mikronährstoffe. Die enthaltenen Nährstoffe sollen dem Körper dabei helfen, Hormone zu bilden und diese abzubauen.
Was sagt die Wissenschaft zu Seed Cycling?
Hormonelle Beschwerden auf natürlichem Weg zu bekämpfen klingt erstmal vielversprechend, weshalb Seed Cycling auch immer mehr an Popularität gewinnt. Aber wie wirksam ist die Methode aus wissenschaftlicher Sicht? Eine aktuelle Studie, welche im wissenschaftlichen Journal "Food & Humanity" erschien, hat die nährstoffreichen Eigenschaften von Samen und deren Potenzial in der Behandlung von PCOS, hormonelle Störung, die Frauen im gebärfähigen Alter betrifft, untersucht.
Die Ergebnisse der Studie konnten zwar ein paar vielversprechende Effekte nachweisen, wie eine Verringerung von Entzündungen und eine Unterstützung der hormonellen Balance, dennoch wird in der Untersuchung auch darauf hingewiesen, dass weitere klinische Studien notwendig sind, um die genauen Mechanismen und Effekte besser zu verstehen und um zu bestätigen, ob Seed Cycling eine wirksame Behandlungsmethode bei hormonellen Beschwerden ist. Zu ähnlichen Resultaten kam auch eine weitere Studie. Richtig handfeste Beweise, dass die Prozedur die zugeschriebenen Effekte hat, gibt es allerdings nicht. Doch die Samen und Kerne sind ja nicht ungesund, enthalten etwa viele Phytonährstoffe und ungesättigte Fettsäuren (gut für Herz und Kreislauf), insofern kann das Ganze auch nicht wirklich schaden.
Leidest du also unter den beschriebenen Beschwerden in leichter Form, könntest du also Seed Cycling eine Chance geben und es mal antesten. Wenn deine Periode, PCOS- oder Wechseljahrsbeschwerden jedoch so stark sind, dass sie dein tägliches Leben beeinträchtigen, solltest du lieber mit einem Arzt oder einer Ärztin sprechen, anstatt ausschließlich auf Samen zu setzen.
So kannst du Seed Cycling ausprobieren
Du bist neugierig geworden? Wenn du denkst, dass Seed Cycling für dich infrage kommt, benötigst du nur einen Vorrat an Leinsamen, Kürbis-, Sesam- und Sonnenblumenkerne, um loszulegen. Du kannst jederzeit mit Seed Cycling beginnen oder einfach am ersten Tag deiner Periode starten. Um ganz sicherzugehen, empfiehlt es sich jedoch medizinischen Rat einzuholen, bevor du loslegst.
Das Konzept hinter Seed Cycling ist leicht in der Umsetzung. Hier eine grobe Beschreibung des Zeitplans:
- Während der Follikelphase, die mit dem ersten Tag der Menstruation beginnt, werden täglich ein bis zwei Esslöffel Leinsamen und Kürbiskerne verzehrt. Damit dein Körper die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren auch aufnehmen und verwerten kann, solltest du hier am besten zu geschroteten Leinsamen greifen. Leinsamen und Kürbiskerne sind reich an Lignanen, die Hauptvertreter der Phytoöstrogene sind. Dies sind pflanzliche Stoffe, die dem natürlichen Östrogen ähneln und dessen Produktion im Körper unterstützen können, weshalb sich deren Verzehr in der Follikelphase empfehlen lässt, da sie den Körper in dieser Zyklushälfte unterstützen können.
- Etwa 14 Tage später, zur Zeit des Eisprungs und mit Beginn der Lutealphase, wechselst du dann auf ein bis zwei Esslöffel Sesam- und Sonnenblumenkerne pro Tag. Sesam enthält ebenfalls Lignane, während Sonnenblumenkerne reich an wichtigen Nährstoffen sind, die in der Lutealphase zur Unterstützung des Hormonhaushalts beitragen können. Sesam besitzt zudem wertvolle entzündungshemmende Eigenschaften, was hier von Relevanz ist, da Entzündungen den Hormonhaushalt beeinflussen. Außerdem fördert Sesam den Cholesterinstoffwechsel. Dies ist besonders wichtig für die Hormonregulation, da Sexualhormone aus Cholesterin gebildet werden.
Je nachdem, wo du dich in deinem Zyklus befindest, gibst du also ein bis zwei Esslöffel der entsprechenden Samen auf dein Essen – sei es als Topping für Salate, in deinem Frühstückssmoothie oder auf Haferflocken oder Müsli. Natürlich kannst du die Samen auch roh essen, falls dir das schmeckt. Wenn du einen Mixer zur Hand hast, kannst du die Samen auch mahlen und und in einem Glasbehälter im Kühlschrank aufbewahren, so bleiben die Samen frisch und werden vor Oxidation geschützt, sodass sie deinem Körper die maximale Portion an Nährstoffen liefern können.
Beim Food-Trend Seed Cycling sollen hormonelle Beschwerden durch das vermehrte Essen von Samen und Kernen gelindert werden. Die Wirkung ist nicht vollständig wissenschaftlich belegt, aber viele Frauen schwören darauf. Da die Samen durchaus gesund sind, spricht nichts dagegen, es einmal auszuprobieren.
Erwähnte Quellen:
Rasheed N, Ahmed A, Nosheen F, Imran A, Islam F, Noreen R, Chauhan A, Shah MA, Amer Ali Y. Effectiveness of combined seeds (pumpkin, sunflower, sesame, flaxseed): As adjacent therapy to treat polycystic ovary syndrome in females. Food Sci Nutr. 2023 Mar 25;11(6):3385-3393. doi: 10.1002/fsn3.3328, zuletzt abgerufen am 15.10.2024
Maham Zafar et al. Seed cycling: Approach for polycystic ovarian syndrome. Food and Humanity, Volume 2, 2024, 100274, ISSN 2949-8244. doi: https://doi.org/10.1016/j.foohum.2024.100274, zuletzt abgerufen am 15.10.2024