Du hast das Gefühl, nahezu täglich Sport treiben zu müssen? Du möchtest herausfinden, ob du einfach nur einen gesunden Bewegungsdrang hast oder bereits sportsüchtig bist? Wir verraten dir, welche Anzeichen für eine Sportsucht sprechen, warum sie so schädlich ist und mit welchen Tricks du wieder ein normales Verhältnis zum Sport bekommst – ohne dir Sorgen um deine Figur zu machen.
Vor allem viele junge Frauen stehen heute unter dem großen Druck, ständig Sport machen zu müssen. Sei es aus vermeintlichen Gesundheitsidealen, weil sie sich hohe Fitnessziele gesteckt haben, oder um schlank zu bleiben beziehungsweise um fitter und muskulöser auszusehen, damit sie gängigen Schönheitsidealen entsprechen. So kommt auch eine wissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahr 2020 zum Ergebnis, dass Frauen 4-mal häufiger betroffen sind als Männer. Dies gelte vor allem für die Sportarten Fitness bzw. Bodybuilding und Laufen, aber auch für das Fahrradfahren oder Mischformen.
Weitere Erkenntnisse: Umfang und Intensität des Trainings werden immer intensiver, Ernährungspläne strenger und das Interesse beziehungsweise die Zeit für andere Aktivitäten neben Sport fehlen zunehmend. Das Problem dabei: Übertraining kann nicht nur kontraproduktiv für den Muskelaufbau sein, sondern auch langfristig gesundheitsschädlich – für Körper und Psyche.
Sportsucht: Anzeichen erkennen
Ist bei dir heute Rest Day angesagt, weil du dich nach der Arbeit mit deinen Freundinnen triffst? Und quält dich deshalb schon den ganzen Tag ein schlechtes Gewissen, weil du denkst, dass du zunehmen oder deine Form verlieren könntest? Versuchst du, an einem trainingsfreien Abend ein Workout in die frühen Morgenstunden oder die Mittagspause zu quetschen oder absolvierst am Folgetag eine Extra-Einheit? Gönnst du dir generell wenig Auszeiten oder Soulfood? Und wenn du doch mal naschst, fühlst du dich unsportlich? Trainierst du sogar im Urlaub, angeschlagen oder krank, um keine Session zu verpassen? Dann leidest du womöglich unter Fitnesssucht.
Wo fängt eine Sportsucht an?
"Von einer Sportsucht spricht man dann, wenn Betroffene nicht nur regelmäßig trainieren, um sich fit und gesund zu halten", erklärt Dr. habil. Nadja Walter, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Gebiet Sportpsychologie der Universität Leipzig. Der Gang ins Gym, das Lauftraining oder Home-Workout werden stattdessen zu einem regelrechten Zwang – begleitet von Gewissensbissen und Selbstvorwürfen, wenn sich das gewohnte Sportpensum mal nicht einhalten lässt.
Regelmäßige körperliche (und an sich gesunde) Aktivität geht dadurch in ein ungesundes Übermaß an Training über, sei es in Bezug auf Häufigkeit oder Intensität. Das wiederum kann bei Betroffenen teils starke körperliche und psychische Beschwerden auslösen und sich negativ auf das Sozialleben auswirken. "Menschen mit ungesunden Fitnessidealen versuchen, sich so viel es geht im Alltag zu bewegen und stressen sich und ihren Körper dadurch", so Walter.

Bist du ständig müde, platt oder sogar krank? Dann solltest du lieber einen Gang runterschalten
Wie viel Sport ist zu viel?
Der Übergang von einem gesunden Umgang mit Sport zu einer Sportsucht ist oft fließend. Vor allem dann, wenn man erste Erfolge erzielt und durch den Sport das ein oder andere unliebsame Kilo verliert, oder sich endlich das lang ersehnte Sixpack abzeichnet.
Viele Frauen verdanken ihrem Training nicht nur einen stärkeren Körper, sondern auch mehr Selbstbewusstsein. Von den Glücksgefühlen, die durch den Sport ausgeschüttet werden, will man immer mehr haben (hallo, Sucht!) – auch wenn dem Körper diese "Droge" gar nicht mehr guttut.
Körperliche Symptome einer Sportsucht
Treibst du exzessiv Sport, so dass du schon unter gesundheitlichen Problemen leidest, hast du dein körpereigenes Warnsystem vermutlich seit Längerem ignoriert. Denn dein Körper sendet dir teils deutliche Signale, wenn du es mit deinem Sportpensum übertreibst. Und auf diese solltest du dringend hören, statt sie zu ignorieren:
- Bestes Beispiel sind starke Ermüdungserscheinungen.
- Dich plagen häufig heftiger Muskelkater, Muskelzerrungen oder Verstauchungen.
- Auch das Immunsystem rebelliert: Bist du also häufig verletzt oder krank, solltest du also dringend mal einen Gang herunterschalten.
Aber auch, wenn du plötzlich kaum noch dein gewohntes Gewicht stemmen kannst oder dir beim Lauftraining plötzlich nach nur wenigen Kilometern die Puste ausgeht, sollten die Alarmglocken schrillen. Du musst dann nicht mehr trainieren, um dein Level wieder zu erreichen, sondern weniger!
Psychische Symptome einer Sportsucht
Doch selbst wenn die körperlichen Anzeichen einer Sportsucht sich bisher nicht abzeichnen, solltest du dein Mindset analysieren. Kommen dir folgende Gewohnheiten bekannt vor und treten sie regelmäßig auf, kann es sich bei deiner Leidenschaft für den Sport bereits um eine Sportsucht handeln:
- Entzugssymptome: sowohl psychischer als auch körperlicher Natur, zum Beispiel Kopfschmerzen, Magen-Darm- und Verdauungsbeschwerden, Schlafstörungen, schlechte Laune, depressive Verstimmungen, Angstzustände, innere Unruhe.
- Kontrollverlust: Du hast das Gefühl, der Sport hat dich im Griff und nicht andersherum. Du kannst nicht mehr kontrollieren, wann das Pensum zu viel wird und redest dir deinen sportlichen Ehrgeiz schön. Dir fällt es sehr schwer, Umfang und Intensität des Trainings zu reduzieren, oder du bist dazu gar nicht erst in der Lage. Auch nicht, wenn medizinische Gründe deutlich dafür sprechen.
- Ständige Steigerung des Pensums: Du denkst, du musst immer mehr und intensiver trainieren, um fit zu bleiben, Muskeln aufzubauen und/oder abzunehmen.
- Zeitaufwand: Du verwendest extrem viel Zeit damit, Sport zu machen und auf einen fitten Körper zu achten, auch durch eine zusätzliche spezielle sportspezifische Ernährungsweise. Dein Sozialleben und dein Job leiden eventuell bereits darunter. Du richtest entweder den gesamten Alltag nach dem Sport aus oder baust den Sport zu ungewöhnlichen Zeiten ein, um alles andere noch weiter laufen lassen zu können (z.B. um 4 Uhr morgens 20 km laufen, um 6 Uhr mit der Familie frühstücken oder bei der Arbeit sein).
- Probleme mit Freunden, Familie und Partner:in treten verstärkt auf, da du neben dem Sport kaum noch Zeit hast und dich immer mehr zurückziehst.
Selbsttest: Bin ich sportsüchtig?
Betroffenen fällt es oftmals schwer, sich einzugestehen, dass sie zu exzessiv Sport treiben. Denn Sport gilt im Allgemeinen als gesund und ein sportlicher Körper als erstrebenswert. Doch Sportsucht ist eine ernstzunehmende Verhaltenssucht und nicht weniger verhängnisvoll als eine Spiel- oder Kaufsucht. "Zumal du deinem Körper mit einem Übertraining auf Dauer erheblichen, irreparablen Schaden zufügen kannst", so Walter.
Mit unserem Selbsttest kannst du herausfinden, ob sich dein Sportverhalten noch in einem gesunden Rahmen bewegt oder du bereits Anzeichen einer Sportsucht entwickelt hast. Kannst du mehr als die Hälfte der 10 Fragen oder sogar alle mit "ja" beantworten? Dann verraten wir dir im nächsten Absatz Lösungstipps, die dir weiterhelfen können, um dich und deinen Körper besser zu schützen.
- Kreisen deine Gedanken jeden Tag um Sport und versuchst du, täglich mindestens eine Bewegungseinheit unterzukriegen – und falls es nicht gelingt, sparst du evtl. Kalorien ein?
- Triffst du kaum noch deine:n Partner:in, Freund:innen oder Familie, weil du stattdessen lieber Sport treibst?
- Fällt es dir schwer, mal faul auf dem Sofa zu liegen, weil du ja theoretisch in der Zeit auch Sport machen könntest?
- Fühlst du dich oft gezwungen, Sport zu treiben, auch, wenn du eigentlich müde bist oder keine Lust hast?
- Hast du schlechte Laune, wenn du keinen Sport machen kannst, zum Beispiel, weil wichtige Termine anstehen oder du krank bist?
- Beschwert sich dein:e Partner:in, dass du zu wenig Zeit für ihn/sie hast, weil dir Sport wichtiger ist?
- Isst du auch mal etwas aus purem Genuss oder wählst du Lebensmittel danach aus, ob sie deinen Sport unterstützen?
- Trainierst du, selbst wenn du krank oder verletzt bist oder Schmerzen hast?
- Fällt es dir schwer, einfach mal eine lockerere Sporteinheit einzulegen und Dauer und Intensität zu verringern?
- Fühlst du dich oft ausgelaugt und schwach, bist vielleicht sogar öfter krank oder verletzt?
Wie lässt sich eine Sportsucht überwinden? Hilfe und Tipps
Sei bitte ehrlich zu dir, es geht um deine Gesundheit: Bekommst du beim Lesen dieses Artikels das Gefühl, dass auch dein Sportverhalten über ein gesundes Maß hinaus geht? Gut, dass du dich diesem Selbsttest stellst und dir Gedanken machst, das ist der erste Schritt! Wir haben ein paar Tipps, was du tun kannst, um wieder ein entspannteres Verhältnis zum Sport zu bekommen:
- Lasse deinen Alltag ganz bewusst mal etwas ruhiger angehen. Zum Beispiel, indem du Yoga oder Pilates machst, meditierst oder dich in progressiver Muskelentspannung oder autogenem Training versuchst. Dadurch merkst du vielleicht sogar, wie gut es dir tut, einfach mal zu dir selbst zu finden, anstatt ständig deiner Bestform hinterherzujagen.
- Integriere lieber moderate Bewegung in den Alltag, statt immer explizit Sport zu treiben. Mache zum Beispiel Spaziergänge, fahre öfter Strecken mit dem Rad oder steige einfach mal eine Haltestelle früher aus dem Bus aus und laufe den Rest der Strecke zu Fuß. Du wirst merken, dass Aktivität auch "nebenbei" und auf moderate Weise geht und nicht immer mit einer intensiven Sporteinheit einhergehen muss.
- Suche dir neben dem Sport unbedingt wieder mehr andere Hobbys, die dich erfüllen und nichts mit Sport zu tun haben! Das kann etwas nur für dich sein oder mit Freunden. Zum Beispiel Kulturveranstaltungen oder das Erlernen eines Musikinstruments oder einer neuen Sprache, aber auch Malen, Schreiben, Kochen oder Backen. Frage dich, was du schon immer mal machen wolltest oder womit du wieder anfangen könntest. Erlaubt ist alles, was Spaß macht und dir vor Augen führt, dass Sport nicht alles im Leben ist.
- Achte darauf, regelmäßig deine Freund:innen zu treffen. Soziale Kontakte spielen eine wichtige Rolle, um dir aus deiner Sportsucht zu helfen, und Austausch über andere Themen tut gut.
- Such auch das offene Gespräch mit Menschen, die dir nahestehen und dich gut kennen. Sprich mit ihnen über deine Sportsucht und bitte sie um Unterstützung oder Rat. Hauptsache, du vertraust dich jemandem an, das nimmt dir oft schon eine große Last von den Schultern. Außenstehende können die Situation außerdem oft besser einschätzen, da sie einen neutralen Blick darauf haben.
- Hast du die Möglichkeit dazu, unternimm eine Reise. Einfach mal Abstand zu seinem gewohnten Umfeld und seinem Alltag zu bekommen, kann dir die Augen öffnen und ganz neue Blickwinkel ermöglichen.
- Überprüfe dein Essverhalten. Du solltest dich niemals selbst kasteien oder für deinen Wunschkörper stark einschränken. Lerne Schritt für Schritt, wieder mehr Genuss beim Essen zu empfinden.
- Verbanne deine Waage für eine Weile. Du wirst nicht plötzlich zunehmen oder Muskelmasse abbauen. Kontrolliere deinen Körper nicht länger, sondern sei gut zu ihm.
- Hast du das Gefühl, alleine nicht weiterzukommen, und belasten dich diese Maßnahmen zusehends im Alltag? Dann such dir bitte professionelle Hilfe, egal ob Hausärztin oder Psychologin. Du brauchst keine Vorurteile oder merkwürdige Reaktionen zu befürchten, Ärzt:innen werden dich ernst nehmen und können dir die richtigen Anlaufstellen nennen und Maßnahmen treffen, um dir wieder eine gesunde Lebensführung zu ermöglichen.
Sport aus Zwang: Gefahr, Folgen und Auswirkungen
"Langjähriges exzessives Sporttreiben kann langfristig gesundheitsschädlich sein", warnt Walter. Denn pushst du deinen Körper ständig übers Limit hinaus und ignorierst seine Ermüdungszeichen, riskierst du erhebliche Überbelastungsschäden am Bewegungsapparat. Und die können im schlimmsten Fall irreparabel sein. Es kommt zum Verschleiß von Knochen, Bändern, Muskeln, Gelenken und Sehnen. Auch das Immunsystem wird durch ständiges Übertraining geschwächt und du liegst öfter mit Erkältung, Grippe und Co. flach. Außerdem: "Immenser anhaltender Stress auf den Körper, auch durch zu exzessives Sporttreiben, begünstigt mitunter auch Immun-, sowie Krebserkrankungen oder Herzkreislaufleiden", ergänzt die Expertin.
Achtest du zusätzlich zu deinem exzessiven Sportprogramm noch extrem auf deine Ernährung und reduzierst deine Kalorienaufnahme, sinkt die körperliche Leistungsfähigkeit und du baust Muskeln ab statt auf. Es passiert also genau das Gegenteil von dem, was du mit deinen kräftezehrenden Gym-Sessions erzielen willst: Statt einen fitten, gesunden und starken Körper aufzubauen, baust du immer mehr ab.
Bei Frauen erhöht sich durch zu exzessives Sporttreiben zudem das Auftreten von Hormonstörungen, die im schlimmsten Fall zum Ausbleiben der Regelblutungen führen; in der Fachsprache nennt man dies Amenorrhö.
Die häufigsten Ursachen und Gründe für Sportsucht
Wie bei jeder anderen Sucht auch, entwickelt sich eine Sportsucht im Laufe des Lebens schleichend und entsteht nicht nur durch die Freisetzung von Hormonen oder traumatischen Erlebnissen, sondern hängt auch von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen ab. Denn vor allem das soziale Umfeld hat einen großen Einfluss darauf, ob wir Sport als gesundes Hobby ansehen oder als den Zwang, seinen Körper ständig optimieren zu müssen. Folgende Gründe kommen für ein sportsüchtiges Verhalten infrage:

Wer mit sich nicht zufrieden ist, versucht das häufig mit Sport zu kompensieren
Selbstwertprobleme
Menschen mit geringem Selbstwert definieren sich oft schon von klein auf über den Sport. Sport wird in unserer Gesellschaft mit Fleiß und Leistungsbereitschaft gleichgesetzt und straffe Körper mit gestählten Muckis entsprechen dem heutigen Schönheitsideal. Misserfolge im Leben lassen sich also durch sportliche Erfolge prima kompensieren. Allerdings funktioniert das nur dann, wenn sich das Leistungsniveau dauerhaft auf einem hohen Level befindet und man sich der Bewunderung Außenstehender deshalb sicher sein kann.
Flucht aus dem Alltag
Stressiger Job, nervige:r Chef:in, Streit mit dem/der Partner:in – wird einem im Alltag alles zu viel, kann der Gang ins Gym oder die allabendliche Laufrunde Wellness für die Seele sein. Sofern er als solcher angesehen wird, alles bestens. Problematisch wird es allerdings dann, wenn der Drang nach Realitätsflucht durch den Sport so groß ist, dass alles andere in den Hintergrund rückt. Soziale Vereinsamung kann die unschöne Folge sein.
Druck durch soziale Medien
Vor allem die Generation unter 30 steht enorm unter Druck. Schließlich suggerieren soziale Medien wie Instagram und Co., dass man für viele Klicks und Follower:innen schlank und durchtrainiert sein muss. Zudem verwechseln junge Menschen oft die Scheinwelt des Internets mit der Realität – die oftmals ganz anders aussieht, als es die sozialen Medien zeigen.
Hormone und Gene
Eine große Rolle soll laut einer Studie auch das sogenannte Belohnungshormon Dopamin spielen. Es wird beim Sport ausgeschüttet, wenn wir Trainingsziele erreichen, entspannt uns und sorgt – ähnlich wie beim Drogenkonsum – für das "High-Gefühl". Mit der Zeit gewöhnt sich das Gehirn an diese schönen Erfolgsgefühle und will immer mehr davon.
Aber auch die Gene sollen verantwortlich dafür sein, dass manche Menschen sich ihre Belohnung aus bestimmten Verhaltensweisen wie Sport holen. Zu diesem Ergebnis kommt eine weitere Studie.
Wie viele Menschen sind sportsüchtig?
Wie viele Sportler:innen tatsächlich eine Sportsucht haben, lässt sich nur schwer feststellen. Denn die Dunkelziffer ist hoch und der Grad zwischen einem gesunden Sportverhalten und krankhaftem Fitnesswahn schmal – zumal viele Betroffene ihr Verhalten oftmals gar nicht als sportsüchtig einschätzen würden.
Im Rahmen einer Studie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg konnten Wissenschaftler:innen vor ein paar Jahren immerhin feststellen, welche Gruppe von Athlet:innen es am häufigsten trifft: Vor allem Ausdauersportler:innen wie Triathlet:innen, Läufer:innen oder Radfahrer:innen sollen der Studie zufolge besonders gefährdet sein, eine Sportsucht zu entwickeln. Darunter in erster Linie jüngere Sportler:innen unter 30, aber auch solche, die bereits über viele Jahre intensiv trainieren und ihr Niveau halten wollen.
Sportsucht und Essstörung
Häufig treten Sportsucht und eine Essstörung parallel auf – und zwar in zwei Richtungen. Denn viele Sportler:innen, die exzessiv trainieren, ergänzen ihr Trainingsprogramm mit einer Ernährungsweise, die Muskelaufbau oder Abnehmziele unterstützen soll. Essgestörte Menschen hingegen, die an Magersucht, Bulimie oder Orthorexie leiden, treiben oft zusätzlich zu der stark reduzierten Kalorienzufuhr zu viel Sport, um bloß nicht zuzunehmen.
Einer Studie zufolge, veröffentlicht in "Eating and Weight Disorders – Studies on Anorexia, Bulimia and Obesity", erkranken Menschen mit einer Essstörung sogar bis zu 4-mal häufiger an Sportsucht. Der Grund dafür ist laut den Wissenschaftler:innen, dass Menschen mit Essstörungen häufiger mit Süchten in Verbindung stehende Persönlichkeitsmerkmale und zwanghaftes Verhalten an den Tag legen. Dazu kommt, dass die ungesunde Beziehung zu Lebensmitteln häufig auch eine höhere Bewegungsaktivität mit sich bringt.
Die Aufnahme von Kalorien wird im Fall einer Essstörung häufig so drastisch beschränkt, dass intensiver Sport dem Körper schadet, statt ihn gesund zu unterstützen. Daraus ergibt sich ein Teufelskreis: Denn um körperlich leistungsfähig zu sein, brauchen wir Energie. Und diese wiederum ziehen wir aus unserer Ernährung.
Steht diese Energie also nicht zur Verfügung, wird dem Körper aber weiter abverlangt, fängt er an, sich die benötigten Proteine aus den Muskeln zu holen. Durch den Muskelabbau verlangsamt sich der Stoffwechsel, was sich auf zahlreiche andere Körperfunktionen auswirkt. Zum Beispiel das Denken, die Funktion von Organen, das Haarwachstum, den Hormonhaushalt oder die Knochenentwicklung. Schwache Knochen können brechen und (schwere) Verletzungen sind die Folge.
Viele Menschen, vor allem junge Frauen, fühlen sich unter Druck gesetzt, täglich Sport treiben zu müssen. Dies kann zu einer Sportsucht führen, die sowohl körperlich als auch psychisch schädlich ist. Anzeichen dafür sind ständige Steigerung des Trainingspensums, Vernachlässigung sozialer Kontakte und körperliche Beschwerden. Findest du dich dabei wieder? Dann solltest du deiner Gesundheit zuliebe etwas ändern! Wenn du unsere Tipps nicht alleine umsetzen kannst, bitte deine Familie oder Freund:innen um Hilfe oder gleich ärztlichen Rat.
Erwähnte Quellen:
Ignatius Darma Juwono und Attila Szabo (2020): 100 Cases of Exercise Addiction: More Evidence for a Widely Researched but Rarely Identified Dysfunction. International Journal of Mental Health and Addiction, https://link.springer.com/article/10.1007/s11469-020-00264-6, zuletzt abgerufen am 25.09.2024
Julia C. Basso und Wendy A. Suzuki (2017): The Effects of Acute Exercise on Mood, Cognition, Neurophysiology, and Neurochemical Pathways: A Review. Brain Plasticity, https://doi.org/10.3233%2FBPL-160040, zuletzt abgerufen am 25.09.2024
Aviv Weinstein und Yitzhak Weinstein (2014): Exercise addiction- diagnosis, bio-psychological mechanisms and treatment issues. Current pharmaceutical design, https://doi.org/10.2174/13816128113199990614, zuletzt abgerufen am 25.09.2024
Mike Trott et al. (2020): A comparative meta-analysis of the prevalence of exercise addiction in adults with and without indicated eating disorders. Eating and Weight Disorders, https://link.springer.com/article/10.1007/s40519-019-00842-1, zuletzt abgerufen am 25.09.2024