Gina Lückenkemper: 6 Tipps, um ans Ziel zu kommen

Gina Lückenkemper im Interview
Die Europameisterin sagt dir, wie du deine Ziele erreichst

Veröffentlicht am 05.07.2023
Gina Lückenkemper im Ausfallschritt
Foto: frauke fischer

Auf der 100-Meter-Distanz ist aktuell keine schneller als die Sportlerin des Jahres 2022. Bei der anstehenden Weltmeisterschaft in Budapest und den Olympischen Spielen in Paris wird Gina Lückenkemper gegen Star-Athletinnen der ganzen Welt antreten. Die Erfolgsaussichten? Glänzend! Wir haben mit der 26-jährigen gesprochen.

Auch auf dem Cover der Juni Ausgabe der Women's Health macht Gina eine glänzende Figur:

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Das sind Ginas 5 besonderen Erfolge

Gina Lückenkemper hat dieses Jahr zum zweiten Mal die deutsche Hallenmeisterschaft über die 60 Meter gewonnen. Aber das ist längst nicht der einzige große Erfolg. Ihre Medaillen bekommt Gina gar nicht mehr alle an einem Ort unter, das sind die wichtigsten:

  • SILBER 2018: Europameisterschaft, 100 Meter Einzel: 0,13 Sekunden trennten Gina vom ersten Platz. Ihre Zielzeit lag bei 10,98 Sekunden.
  • BRONZE 2022: Weltmeisterschaft, 4x100-Meter-Staffel: In Eugene, Oregon, lag das Quartettmit 42,03 Sekunden hinter den USA und Jamaika.
  • GOLD 2022: Deutsche Meisterschaft, 100 Meter Einzel: Zum ersten Malseit 4 Jahren blieb Gina unter dermagischen11-Sekunden-Marke.
  • GOLD 2022: Europameisterschaft, 4x100-Meter-Staffel: Die 4 Sprinterinnen siegten trotzÜbergabeproblemen nach 42,34 Sekunden.
  • GOLD 2022: Europameisterschaft, 100 Meter Einzel: Gina finishte zeitgleich mit einer Konkurrentin, erst das Zielfoto bewies ihren Sieg.
Athletics - 100m Women - Day 6 - European Championships Munich 2022
DeFodi Images

Immer mit von der Partie: Ginas Wohlfühl-Begleiter

Bei Gina darf es gerne schnell gehen – auch die Entspannung ist davon nicht ausgeschlossen. So sehen die 6 besten Platzierungen ihrer persönlichen Wohlfühl-Begleiter aus:

Lieblingsprodukte Gina Lückenkemper

1. Kopfhörer: „Meine Kopfhörer retten mir regelmäßig das Leben. Geht es irgendwo laut und trubelig zu, hilft mir die Geräuschunterdrückung, mich auf mich selbst zu fokussieren.“ AIRPODS von APPLE, um 200 Euro: Hier bestellen!

2. Badesalz: „Nach einem intensiven Training liebe ich es, mich in die Badewanne zu legen. Auch wenn draußen 30 Grad und mehr herrschen. Ich füge dem Wasser immer mal verschiedene Zusätze zu, um die Muskeln intensiv zu entspannen und zu entsäuern.“ PURE EPSOM SALT von DR TEAL’S, 1,4 Kilo um 26 Euro plus Versand aus den USA: Hier bestellen!

3. Deo: „Ich habe in jeder Tasche ein Deo. In meinem Job schwitze ich halt einfach superschnell. Gerade wenn mich jemand direkt nach dem Training anspricht, möchte ich mich wohlfühlen.“ ENERGY KICK DEO ROLL-ON von ADIDAS, um 3 Euro: Hier bestellen!

4. Snack: „Diese kleinen Kugel-Snacks habe ich immer und zuhauf bei mir. Ich brauche viel Energie. Um die auf gesunde Weise aufzunehmen, setze ich auf die Produkte meiner Ernährungsberaterin Nahni. Apple/Hazel ist mein Favorit.“ FOODBALLS von BY NAHNI, 12 Stück um 25 Euro

5. Duschgel: „Ich habe seit meiner Kindheit trockene Haut. Weil ich sehr oft dusche, brauche ich ein reichhaltiges Duschgel, das Feuchtigkeit spendet. Dieses Produkt gibt’s auch als feste Dusche, was super für Flugreisen ist.“ DEEP CARE DUSCHGEL von ADIDAS, um 3 Euro: Hier bestellen!

Gina Lückenkemper im Interview:

Glückwunsch zu deinen Erfolgen! Stumpft man eigentlich ab, wenn man ständig gewinnt?

Ich freue mich nach wie vor über jede einzelne Medaille, die ich mir erarbeitet habe, und das wird sich sicher auch nicht ändern.

Was passiert in den Sekunden, in denen dir klar wird: Ich bin die Erste?

Tatsächlich ist dann ein großer Moment der Leere da. Man fragt sich selbst, ob es wirklich funktioniert hat. Es fällt auch eine Last ab, gerade wenn es um einen großen Erfolg geht. Und ich bin zugleich stolz, so punktgenau performt zu haben.

Wie schaffst du das? Du musst ja dann los, wann es dir vorgegeben wird.

Das ist die Kunst in unserem Sport. Andere Athleten haben mehrere Versuche oder einen gewissen Zeitrahmen, in dem sie starten können. Allerdings habe ich mir noch nie groß Gedanken darüber gemacht, es ist selbstverständlich für mich.

Macht dich die Erfahrung so extrem gelassen?

Da spielt vor allem das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten eine Rolle. Und das Vertrauen in den Trainer, dass er einen auf den Wettkampf bestmöglich vorbereitet hat. Und ich merke ja, ob ich mich wohl- oder eher schwach fühle.

Hast du mal einen Wettkampf abgesagt, weil du dachtest, es geht nicht?

Einmal. Ich hatte mir auf der Fahrt dorthin was eingeklemmt und das Risiko einer Verletzung wäre zu groß gewesen. Trotz der Hilfe von den besten Physiotherapeuten blieb das Problem.

Gina Lückenkemper
frauke fischer

Heißt, du musst dich ständig in Watte packen?

Nein! So sollte es nicht sein! Das Schöne an einem hochsensiblen Körper ist, dass man – wenn man auf ihn hört – genau weiß, was möglich ist. Ich habe ein Pferd in meiner alten Heimat. Da die Muskelbeanspruchung beim Reiten ganz anders ist, kann ich es mir vorm Wettkampf nicht erlauben, reiten zu gehen.

Wie fit sind deine Nerven, bist du vor dem Start nervös?

Tatsächlich nicht. Aber das liegt generell an meiner Art, ich bin noch nie der nervöse Typ gewesen. Und ich hatte ja im Alter von 15 Jahren das Riesenglück, zum ersten Mal an einer Juniorenweltmeisterschaft teilnehmen zu können. Alle anderen Athletinnen waren deutlich älter. Weil niemand was von mir erwartete, konnte ich die Sache ganz ohne Druck angehen – und schaffte es über die 200 Meter bis ins Halbfinale.

Und kurz danach bist du nach Peking gereist …

Genau, ich hatte mich für die dortige WM über die 100 Meter qualifiziert. Auch hier erwartete niemand was von mir, und so konnte ich mir die große Bühne in Ruhe anschauen. Nur bei der Staffel war ich dann doch etwas nervös. Schließlich stehe nicht nur ich da, sondern noch 3 weitere Läuferinnen und der Bundestrainer, der sich bei der Besetzung was gedacht hat.

Hast du ein Ritual?

Ich weiß nicht, ob man es als Ritual bezeichnen kann, aber ich steige immer zuerst mit dem linken Bein über den Startblock. Bis es so weit ist, steht eine Menge Training an.

Wie sieht deine Woche aus?

Seitdem ich in den USA bin, hört sich mein Programm gar nicht so extrem an: Ich habe nur 4 Trainingstage. Aber die sind hochintensiv und mit mindestens 4 Stunden Action verbunden.

4 Stunden am Stück trainierst du?

Ja. Erst auf der Bahn, dann im Kraftraum. Es gab mehr als einen Tag, an dem ich auf der Bahn heulend vor Erschöpfung zusammengebrochen bin. Trotzdem musste ich im Anschluss noch an die Geräte.

Wie machst du das?

So hart an meine Grenzen – und darüber hinaus – zu gehen, musste ich lernen. In Florida ist mein Mindset einfach noch mal gewachsen. Mittwochs ist unser Erholungstag. Bevor wir eine leichte Einheit auf dem Stationsbike fahren, sitzen wir mit unserem Trainer Lance Brauman zusammen. Er redet dann über Dinge, von denen er denkt, dass wir sie gerade brauchen können.

Hast du ein Beispiel? Worüber spricht er?

Über vieles aus den unterschiedlichsten Bereichen. Darüber könnte man ein ganzes Buch schreiben. Für mich war die Rede prägend, in der es um die Dinge ging, die einen guten Athleten ausmachen. Dazu gehören die Menschen, die ihn umgeben. Wir sollten uns also bewusst machen, mit wem wir unsere Zeit verbringen.

Musstest du aussortieren?

Nein.

Und andersherum: Wie sieht es mit Vorbildern aus?

Ich bin nie der Typ Mensch gewesen, der mit Vorbildern arbeitet. Geht es jedoch um das Thema „Für seine Sache zu brennen“, fällt mir sofort Derek Redmond ein. Im Halbfinale der Olympischen Spiele 1992 zog der sich einen Muskelfaserriss im hinteren Oberschenkel zu. Er beendete das Rennen trotzdem, hüpfend. Vor solchen Leuten ziehe ich den Hut, sie inspirieren mich.

Wow. Starker Typ. Was treibt dich noch an?

Sprinten ist meine Leidenschaft. Ich mag die Geschwindigkeit in allen Bereichen meines Lebens. Schon als Kind bereitete mir Fangen spielen große Freude. Am Ende konnte ich meine Leidenschaft zum Beruf machen. Sie verleiht mir eine gewisse Freiheit, so schnell fängt mich keiner.

Hast du wirklich immer Lust zu laufen?

Ich würde lügen, wenn ich sage, ich hätte immer Bock. Vor allem nicht dienstags und freitags. Da weiß ich, das Training wird unangenehm werden. Aber das ist normal. Ich kenne keinen, der immer gerne losgeht.

Wie motivierst du dich?

Ich singe ein lustiges Lied, das mich zum Lachen bringt. Also verlasse ich lächelnd das Haus. Ich will ja was erreichen, von nichts kommt nichts.

Wie wählst du dein Outfit?

An diesen Trainingstagen, von denen ich weiß, dass es nichts zu lachen gibt, trage ich gerne Schwarz.

Brauchst du lange, bis du morgens ready bist?

Ich müsste meinen Freund fragen, aber ich würde von mir selbst behaupten: nein. Ich trage kein Make-up beim Training, das wäre verschenkt. Ich schwitze ja viel. Das ist eine besondere Herausforderung für die Haut.

Wie bereitest du deine Haut auf das Training vor?

Ja, die richtige Vorbereitung ist in allen Aspekten wichtig, auch bei der Hautpflege. Vor dem Workout benutze ich das Energy Kick-Duschgel von adidas. Ich mag besonders den frischen Duft und die ätherischen Öle, die mich mental auf die körperliche Aktivität vorbereiten.

Und nach dem Training?

Da ich durch den Sport sehr oft dusche, spannt meine Haut häufig. Daher nehme ich das Deep Care-Duschgel. Es spendet viel Feuchtigkeit und hilft bei der Regeneration. All diese Produkte enthalten einen einzigartigen Komplex aus Glycerin und Hyaluronsäure, der meine trockene Haut besonders pflegt und gut tut.

Wie sieht dein Alltag aus?

Das Leben eines Leistungssportlers ist ziemlich unspektakulär: Ich stehe früh auf, frühstücke, gehe zum Training. Wenn ich mittags nach Hause komme, esse ich was und lasse den Hund kurz raus. Aber wirklich nur kurz. Erstens ist es in Florida mittags zu heiß und zweitens muss ich schlafen. Auf der Bahn zerschieße ich mir mein Nervensystem oft komplett, meist falle ich danach wie ins Koma.

Verbringst du den übrigen Tag auf der Couch?

Ne. Mein Dackel möchte ja noch spazieren gehen und dass ich mit ihm spiele. Das Gehen tut mir regenerationstechnisch sehr gut und ich mag es auch gerne. Habe ich am nächsten Tag kein Training, ist durchaus eine größere Runde drin.

Wirst du eigentlich bekocht, gehst du essen?

Weder noch. Ich koche mir am Nachmittag so viel für den Abend, dass ich am nächsten Mittag noch etwas davon habe. Denn wenn ich nach Hause komme, habe ich so HUNGER, dass ich nur noch essen will. Das muss dann schnell gehen.

Welches Ziel steht diese Saison für dich an?

Ganz klar: die Weltmeisterschaft in Budapest, die am 19. August startet. Mit den Weltmeisterschaften habe ich ja noch so eine Rechnung offen. Auch wenn das vergangene Jahr sehr, sehr erfolgreich war und wir mit der Staffel Bronze holten, habe ich noch immer nicht das geschafft, was ich gerne erreichen möchte: bei der Weltmeisterschaft im Einzelfinale zu stehen. Das ist mein großes Ziel für die Saison 2023.

Bist du schon qualifiziert?

Ja, mit der Zeit aus dem Vorjahr. Daher habe ich nicht ganz so viel Stress wie manch andere Athletin.

Warum hast du dich auf die 100 Meter festgelegt?

Weil ich es kann. Nein, im Ernst, ich bin nicht auf die Distanz festgelegt und früher viel 200 Meter gelaufen. Dafür muss man etwas anders trainieren. In den Vorjahren hatte ich mit Verletzungen zu tun, die haben die Vorbereitung auf die längere Strecke nie zugelassen. Ich stelle mich nicht auf die Bahn, wenn ich nicht zu 100 Prozent vorbereitet bin.