Scham im Fitnessstudio überwinden: Tipps und Hilfe

Scham und Unsicherheit im Gym
Mir ist es peinlich, ins Fitness-Studio zu gehen – was soll ich tun?​

Veröffentlicht am 18.10.2024
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Oft ist der Grund, nicht ins Fitness-Studio zu gehen, gar keine persönliche Faulheit oder der berühmte innere Schweinehund. Manchmal ist es einfach ein Gefühl von Unbehagen, eine gewisse Scham, die dich davon abhält. Woher kommt die? Und was kannst du dagegen tun? Die Gründe können sehr unterschiedlich sein, aber für alle Probleme gibt es eine Lösung.

Egal, welche Gründe deine Scham vor dem Fitness-Studio ausgelöst haben: Damit ist jetzt Schluss! Hier kommen die besten Tipps, um deine Scheu vor dem Fitness-Studio zu überwinden.

Warum ist es mir peinlich, ins Fitness-Studio zu gehen?

Die Angst vor Blicken, weil du vielleicht nicht richtig trainierst, Übergewicht hast oder beim Training komisch aussiehst – sei dir versichert, du bist mit diesen Gefühlen nicht alleine! Sie sind so verbreitet, dass es dafür im Englischen sogar einen eigenen Begriff gibt: "Gym Anxiety" (Fitness-Studio-Angst). Die Gründe für die Scheu vor dem Fitness-Studio sind sehr individuell, daher muss auch die Hilfe zur Überwindung auf deine persönlichen Gründe überdacht und angepasst werden.

Wir versuchen hier, die möglichen Ursachen für deine Angst vor dem Fitness-Studio aufspüren und dafür Gegenmittel zu finden. Es gibt klassische Unsicherheiten, von denen wir dich mit diesem Artikel bestimmt befreien können – oder dir zumindest Erleichterung verschaffen können. Vielleicht bist du mit deinem Aussehen unzufrieden, bist neu im Studio oder hast den Fitness-Sport gerade erst für dich entdeckt. Oder aber du hast tiefer gehende Gründe für die Scham im Fitness-Studio. Auch da gibt es eine Lösung.

Wann brauchst du Hilfe?

Es gibt psychologische Gründe, die einer professionellen Behandlung bedürfen. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn du an einer richtigen Angststörung leidest: Frauen sind davon laut einer Studie 1,5 Mal häufiger betroffen und sie zählt zu den sozialen Phobien, die auf Platz drei der psychischen Störungen liegen.

Dabei kann eine solche Phobie nicht nur Fitness-Neulinge, sondern auch erfahrene Fitness-Sportlerinnen treffen: Es kann sein, dass du dich plötzlich unwohl und beobachtet fühlst, das Grüßen selbst bekannter Menschen mit einem Mal unangenehm ist und du einfach nicht im Mittelpunkt stehen möchtest. Das kann bis zur kompletten Vermeidung von sozialen Treffpunkten wie deinem Fitness-Studio führen. Vor allem, wenn du bisher keine Schwierigkeiten mit Menschenansammlungen hattest und auch keine anderen Gründe, um nicht ins Gym zu gehen, solltest du diese Ursache in Betracht ziehen.

Die Lösung, falls du eine Angststörung vermutest, gehört auf jeden Fall in professionelle Hände: Lass dich unbedingt psychologisch beraten, wenn du das vermutest. Dein Hausarzt kann als erster Kontakt Hilfestellung geben und dir einen passenden Therapeuten vermitteln.

Warum fühle ich mich im Fitness-Studio unwohl?

Unsicherheiten und Unwohlsein gehen häufig mit der Tatsache einher, dass du vielleicht noch nicht lange trainierst oder nach einer langen Pause wieder einsteigst und dich in deinem Körper vielleicht nicht so richtig wohlfühlst. Hast du vielleicht etwas Übergewicht, möchtest nicht beobachtet werden? Du bist in diesem Fall bestimmt darauf bedacht, die Stoßzeiten im Gym zu vermeiden und möglichst wenigen Leuten über den Weg zu laufen – oder an den Geräten zu begegnen. Es kostet dich vielleicht jedes Mal größte Überwindung oder macht dich nervös, trainieren zu gehen und dich im enger anliegenden Sport-Outfit zu zeigen. "Was denken die anderen?" ist vielleicht eine der Fragen, die du dir stellst. Möglicherweise willst du dich nicht lächerlich machen oder ungünstig aussehen, wenn du Gewichte hebst oder an den Maschinen trainierst.

Bei Vorbehalten, wie du sie spürst, spielt oft die sogenannte "social physique anxiety" (SPA) eine Rolle – die Angst, dass andere deinen Körper bewerten könnten. Studien zeigen, dass Frauen häufiger unter SPA leiden als Männer und dadurch auch ein geringeres körperliches Selbstwertgefühl haben. Diese Unsicherheiten können jedoch überwunden werden. Denke immer daran: Niemand im Fitness-Studio ist da, um dich zu verurteilen. Jeder ist dort, um an sich selbst zu arbeiten, und die meisten Menschen konzentrieren sich ausschließlich auf ihr eigenes Training.

Was gibt es noch für Gründe für Scham im Fitness-Studio?

Vielleicht hast du auch Angst, dass du beim Schwitzen doof aussiehst, feuchte Stellen auf der Kleidung dein Aussehen ungünstiger erscheinen lassen oder du dadurch unangenehmen Körpergeruch entwickelst? Sei dir versichert: Wer hart trainiert, schwitzt auch – egal, wie hoch oder niedrig der BMI ist!

Und ganz im Gegenteil ist das nicht schlecht, sondern oft ein Zeichen dafür, dass jemand gut trainiert ist. Schwitzen ist eine Anpassungsreaktion des Körpers, um die Körpertemperatur zu regulieren. Wer fit ist, Ausdauer hat, schwitzt also schneller und stärker als eine untrainierte Person. Sei also stolz, wenn der Schweiß in Strömen fließt – und nimm’s mit etwas Humor: Schweiß ist Fett, das weint!

Was ganz sicher hilft: Ein professioneller Trainingsplan, an dem du dich orientieren kannst und der dir genau sagt, was du zu tun hast! Den gibts hier:

Was kann ich tun, wenn ich einen BMI über 30 habe?

Wenn du Übergewicht hast, ist der Gang ins Fitness-Studio vielleicht auch mit etwas Unwohlsein belegt. Zunächst einmal versuche deine Einstellung zu verändern, denn Studien beweisen, dass die innere Haltung einen großen Einfluss auf die Wirkung deines Trainings haben kann. Daher versuche es mit etwas Body Positivity: Du bist schön so, wie du bist!

Mit der Bewegung versuchst du, deine Fitness zu verbessern – und du bist auf dem besten Weg, deine Gesundheit zu optimieren. Wenn dein Aussehen jedoch deine größte Sorge ist, versuche den psychologischen Ansatz zu wählen. Beispielsweise Lizzo ist mit Sicherheit kein Leichtgewicht, aber würde sie sich deswegen vor dem Sport drücken? Wir verraten es dir: Tut sie nicht! Denn jedes Training ist ein kleiner Schritt in Richtung Wohlfühlen, Fitness und Gesundheit. You got this, girl!

Was sollte ich anziehen, wenn ich Angst vor Blicken habe?

Die Kleidung beim Sport sollte dich auf keinen Fall nervös machen. Wer sagt, dass es immer eng anliegende Leggings sein müssen? Zieh ruhig eine lockerer sitzende Sporthose und ein weiteres Shirt an, das ist genauso passend. Wichtig ist nur der Stoff, aus dem die Sportklamotten gemacht sind: Funktionelle Kleidung sorgt nicht nur dafür, dass der Schweiß von der Haut weggeleitet wird, sondern minimiert auch Körpergeruch. Muster lenken übrigens von der Körperform an, und dass schwarz ein paar Pfund wegmogelt, weißt du bestimmt schon.

Wenn du den Eindruck hast, dass bestimmte Personen dir abschätzige Blicke zuwerfen: Sieh in die andere Richtung, lenke dich ab. Solches Verhalten ist unsportlich und zeugt von schlechter Kinderstube. Bereite deine Workouts vor, versuche das Training mit Freude zu verbinden: Nimm eine Freundin zum Training mit, mache ein soziales Highlight aus deiner Me-Time! Du tust dir etwas Gutes und das sollte sich auch so anfühlen – und was du fühlst, kannst nur du beeinflussen! Optimiere die Faktoren, die dich motivieren: Ein tolles Outfit, eine schicke Trinkflasche, stylische Sportschuhe heben dein Wohlgefühl und deine Laune mit Instant-Wirkung!

Was hilft gegen Körpergeruch?

Wenn du Angst hast, beim Training streng zu riechen, benutze einfach ein stärkeres Deo, also eines, das als "Antiperspirant" gekennzeichnet ist. Das verhindert Körpergeruch sehr effektiv. Übrigens: Wer viel stilles Wasser trinkt, spült nicht nur die Nieren, sondern auch die Schweißdrüsen besser durch. So kann sich schlechter Geruch nicht so leicht bilden und du bleibst gut hydriert. Wenn der Geruch nicht von dir, sondern von anderen ausgeht: Es ist absolut legitim, einen fiesen Stinker diskret dem Trainer auf der Fläche zu melden und diesen zu bitten, ihn zu entfernen. Es gibt tatsächlich Menschen (und erfahrungsgemäß nicht wenige!), denen eine Dusche vor dem Trainieren nicht schaden würde – und bevor du ohnmächtig wirst, darfst du auf jeden Fall um Hilfe bitten.

Nicht nur Gerüche, sondern auch ungewollte Geräusche könnten dich vom Training abhalten. Wer öfter im Fitness-Studio ist, kennt das vor allem aus der Ecke mit den schweren Hanteln: Da wird schonmal gestöhnt und geächzt, wenn die Gewichte im oberen zweistelligen oder sogar dreistelligen Bereich bewegt werden. Eine gute Methode, damit umzugehen: Trage Kopfhörer und stell deine Lieblingsmusik einfach etwas lauter! Tipp: Meistens gibt es bestimmte Zeiten, zu denen die Kurzhantelecke stärker frequentiert ist. Frage am Check-in doch mal nach, wann weniger los ist. Vielleicht gibt es ein Zeitfenster, das dir besser passt.

Ich habe Angst, dass ich als Anfängerin die Geräte falsch benutze – was, wenn ich mich blamiere?

Wenn du gerade erst mit dem Training beginnst, bist du vielleicht einfach unsicher: Machst du die Übungen richtig, sind deine Körperhaltung und Ausführung okay? Auch hier könntest du ein Kopfkino aus Unsicherheiten und Vorurteilen abspulen, dass sich wie eine Blockade aufbaut und dich schließlich daran hindert, zum Training zu gehen. Oder vielleicht bewegt es dich dazu, immer nur alleine zu trainieren. Dabei ist das Training mit deiner Bestie oder in der Gruppe manchmal deutlich motivierender! Die Lösung für diese falsche Scham erfordert ein wenig Überwindung: Buche dir einen Termin mit einem Trainer und lass dir die Übungen ganz genau erklären! Andere Möglichkeit: Schau dir Videos zur korrekten Gerätenutzung auf YouTube an. Studien haben gezeigt, dass die Begleitung durch einen Trainer oder die Anleitung durch Videos oft die Angst vor dem Unbekannten verringern.

Damit du nicht alleine trainieren musst, besuche doch mal einen Group Fitness Kurs. Es gibt sie in unterschiedlichster Ausführung: Manche setzen auf Choreographie, andere auf Kraft, wieder andere forcieren bestimmte Trainingsansätze wie beispielsweise High Intensity, Indoor-Cycling, Trampolintraining oder Pilates. Informiere dich an der Rezeption und suche dir das heraus, was dir am meisten Spaß macht – denn nur Kurse, die du gerne machst, wirst du auf Dauer durchhalten. Auch in den Functional Training Areas der Fitness-Studios finden manchmal Kurse statt, die meist auf einem anderen Plan stehen. Kleiner Tipp: Beim Group Fitness hängt es stark vom Instructor ab, wie mitreißend und kurzweilig sich das Training anfühlt. Probiere am besten mehrere Kursleiter aus, damit du wirklich deinen Lieblingskurs findest!

Fazit: Die Scham im Fitness-Studio ist meistens nur Unsicherheit und lässt sich mit regelmäßigen, gezielten Besuchen zur richtigen Uhrzeit lindern. Wenn deine Fitness sich verbessert, steigt dein Selbstbewusstsein automatisch – und die Scham verschwindet meistens ganz von allein.

Erwähnte Quellen:

Mcauley, E et al. Exercise in Middle-Aged Adults: Self-Efficacy and Self-Presentational Outcomes, Preventive Medicine, Volume 24, Issue 4, 1995. doi: https://doi.org/10.1006/pmed.1995.1053.

Hagger MS, Stevenson A. Social physique anxiety and physical self-esteem: gender and age effects. Psychol Health. 2010 Jan;25(1):89-110. doi: 10.1080/08870440903160990

Lin Y, Gao W. The effects of physical exercise on anxiety symptoms of college students: A meta-analysis. Front Psychol. 2023 Mar 30;14:1136900. doi: 10.3389/fpsyg.2023.1136900

Verwendete Quellen: www.gesundheitsinformation.de/generalisierte-angststoerung.html, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), 27. März 2024