Warum ist ein Sport-BH eigentlich so wichtig für Läuferinnen? Ganz klar, um komfortables, beschwerdefreies Laufen zu ermöglichen. Das ist nämlich gar nicht so selbstverständlich, wie es klingt: Viele Frauen klagen über Brustschmerzen durch die intensiven Bewegungen beim Laufen und verzichten nicht selten lieber gleich auf den Sport. Das muss nicht sein: Wir erklären, welche Auswirkungen das Laufen ohne BH auf den Körper hat und beantworten die wichtigsten Läuferinnen-Fragen zum Thema Brüste.
Sollte man ohne BH joggen?
Das Wichtigste gleich vorweg: Vom Laufen ohne Sport-BH raten wir Frauen grundsätzlich ab, egal bei welcher Körbchengröße. Denn Sport-BHs schonen das empfindliche Gewebe der Brust und können verschiedene körperliche Beschwerden vermeiden. Die wohl naheliegendste davon sind Brust-Schmerzen, die unter Läuferinnen überraschend häufig auftreten. Die Wissenschaft bestätigt dies: Eine Studie, die Teilnehmerinnen des London-Marathons befragte, belegte beispielsweise Brustschmerzen bei knapp einem Drittel der teilnehmenden Läuferinnen. Die bereits durchgeführten Untersuchungen haben zwar unterschiedlichste Teilnehmer-Felder, sie bescheinigen jedoch ohne Ausnahme, dass Brustschmerzen keine Seltenheit sind und für viele Frauen beim Laufen dazugehören.
Aber nicht nur Schmerzen direkt in der Brust, auch Beschwerden im Nacken- oder Schulterbereich sowie unangenehme Verspannungen können mit dem Laufen ohne Sport-BH zusammenhängen. Diese Symptome sind zwar nicht zwangsläufig das Ergebnis eines fehlenden oder unpassenden Sport-BHs – sie sind aber häufig ein Indiz dafür, dass die Brust im wahrsten Sinne des Wortes mehr Unterstützung benötigt.
Aber was ist denn nun mit Läuferinnen, die ohne BH laufen und keine Beschwerden haben? Grundsätzlich gilt: Was sich gut anfühlt, ist auch in Ordnung – wer ohne BH läuft, sich damit wohlfühlt und vor allem nicht unter Schmerzen leidet, ist ohne Sport-BH vielleicht gut aufgehoben. Aber: Bei den wenigsten Frauen ist dies der Fall. Einige tragen vielleicht auch deshalb keinen BH, weil sie noch kein Modell gefunden haben, das bequem sitzt. Deshalb lohnt es sich, zumindest ausreichend über das Thema informiert zu sein und dem Sport-BH mindestens probeweise eine Chance zu geben.
Die 3 Lieblings-Sport-BHs aus unserer Redaktion
- Starker Halt, aber maximale Bewegungsfreiheit: Under Amour Infinity 2.0 (52,95 €)
- ultimativer Tragekomfort bei maximalem Halt: Adidas TLRD Training (59,95 €)
- perfekte Mischung aus BH und Top: YEAZ Grace (45,00 €)
Was passiert, wenn ich beim Joggen auf einen BH verzichte?
Um zu verstehen, weshalb das Laufen ohne Sport-BH Schmerzen verursachen kann, lohnt sich ein kleiner Ausflug in die Anatomie. Woraus besteht die weibliche Brust eigentlich? Die Antwort lautet: hauptsächlich aus Fettgewebe. Etwa 600 Gramm wiegen Brüste im Durchschnitt. Dieses Gewicht hat allerdings nichts mit unangenehmen Zusatz-Kilos zu tun, die man lieber wieder loswerden möchte, denn das Fettgewebe der Brust ist ganz natürlich und erfüllt wichtige Körperfunktionen. Diese drehen vor allem sich um die rein biologisch gesehene Hauptaufgabe der Brüste: die Ernährung eines Kindes durch körpereigene Milch. Deshalb verläuft durch das Brust-Gewebe ein kompliziertes System an Milchgängen und -drüsen, das in den Brustwarzen mündet. Stützendes Bindegewebe gibt der Brust ihre äußere Form.
Übrigens hängt es nicht unbedingt vom sonstigen Körpergewicht ab, wie viel Fettgewebe die Brüste enthalten, sondern größtenteils von unseren Genen. Es gibt sehr leichte, schmale Frauen mit größeren und schweren Brüsten, aber auch Frauen mit mehr Gewicht und kleiner Oberweite – und natürlich alle Brust- und Körperformen dazwischen. Die Größe der Brüste unterliegt im Laufe des Lebens außerdem natürlichen Schwankungen. Sie kann sich im Laufe der Jahre oder sogar innerhalb von wenigen Wochen durch hormonbedingte Phasen des weiblichen Zyklus verändern.

Egal, welche Körbchengröße und welche Körperform: Sport-BHs gibt es inzwischen in allen Formen und Größen. Da ist für jede etwas dabei!
Brüste bestehen also hauptsächlich aus Fettgewebe und Drüsen – und nicht aus Muskeln. An dem Mythos, mit genügend Liegestützen sei die Brust immer top geformt und straff, ist also herzlich wenig dran. Trainieren lässt sich nur die unter den Brüsten liegende Brustmuskulatur am Oberkörper. Entsprechend ist es ganz normal, dass die Brust sich bei einer intensiven Sportart wie dem Laufen bewegt. Und das nicht nur ein wenig: Je nach Körbchengröße hüpft sie beim Laufen ordentlich auf und ab, nämlich bis zu ca. neun Zentimetern bei jedem Schritt. Dabei bewegt sie sich nicht nur nach oben und unten, sondern auch leicht nach links und rechts – bei jedem Schritt beschreibt die Brust so die Form einer Acht.
Hierbei können Schmerzen entstehen, entweder direkt an der Haut, die durch die ruckartigen Bewegungen immer wieder stark gedehnt wird, oder sogar im innen liegenden Gewebe. Nicht zuletzt kann sich die Bewegung der Brust sogar auf den Schulter- und Nackenbereich auswirken und auch hier für unangenehme Schmerzen während oder sogar nach dem Laufen sorgen.
Hängen Brustschmerzen beim Laufen mit der Körbchengröße zusammen?
Tatsächlich gibt es nachweislich einen Zusammenhang zwischen Brustgröße und Beschwerden: Grundsätzlich haben Frauen mit größerer Oberweite bei sportlichen Aktivitäten eher mit Schmerzen und stärkeren Symptomen zu kämpfen als Frauen mit kleinem Busen. Dies belegt unter anderem eine brasilianische Untersuchung, die sich mit Frauen aus verschiedenen Sportarten beschäftigt: Sportlerinnen mit größeren Brüsten haben nicht nur häufiger Schmerzen, sie verzichten auch öfter aufgrund von generellem Unwohlsein von vornherein auf Sport. Dennoch lohnt sich auch für Frauen mit kleiner Oberweite der Griff zum Sport-BH, denn gar keine Beschwerden sind schließlich noch viel besser als leichte Beschwerden. Außerdem kann die wiederholte Bewegung der Brüste auch in kleinem Umfang auf Dauer die Haut und das Bindegewebe belasten.
Wirkt sich Joggen ohne BH auf die Laufleistung aus?
Brustschmerzen sind nur ein Aspekt, wenn es um das Thema Laufen und Oberweite geht: Viele Frauen fragen sich zudem, ob die Brustgröße ihre Laufleistung beeinflusst. Hier gibt es wohl noch keine eindeutige wissenschaftliche Antwort: Die Ergebnisse einer britischen Studie deuten allerdings darauf hin, dass Frauen mit kleinerer Körbchengröße einen Marathon im Schnitt schneller laufen als solche mit größeren Brüsten – und das bei identischem Unterbrustumfang. Zwischen der Zielzeit einer Teilnehmerin mit BH-Größe 36A und der einer Läuferin mit Größe 36D lagen durchschnittlich ganze 34 Minuten. Viele wissenschaftliche Beobachtungen zu diesem Thema gibt es allerdings bisher nicht – außerdem spielen bei der Laufperformance generell eine Vielzahl an Faktoren eine Rolle, vom Körpergewicht übers Training bis hin zur Ernährung, dass pauschale Aussage über die Leistung im Kontext der Brustgröße mit Vorsicht zu genießen sind.
Fakt ist aber: Der richtige Sport-BH kann die Bewegungen der Brust während des Laufens verringern und damit zwar keinen Leistungssprung garantieren, aber immerhin für mehr Komfort sorgen. Ein gutes Körpergefühl während der Belastung ist eine wichtige Grundlage für Bestleistungen. Doch wie findet man denn nun einen geeigneten Sport-BH?
Wie finde ich den richtigen Sport-BH?
Sport-BHs gibt es inzwischen in allen erdenklichen Größen und für alle Körpertypen. Da sind für jede Läuferin passende Modelle dabei – doch diese zu finden, ist angesichts der großen Auswahl gar nicht so leicht, vor allem, wenn man noch nie einen Sport-BH getragen hat. Der wichtigste Schritt auf dem Weg zum geeigneten Sport-BH ist das Ausmessen der eigenen Brust. Dazu ist nur ein Maßband nötig – alternativ tut es auch ein Faden (Wolle, Paketband etc.), den man zum Messen nutzt und die Länge hinterher mit einem Lineal oder Geodreieck bestimmt.
Um die Sport-BH-Größe zu ermitteln, musst du zwei verschiedene Maße nehmen. Messe zuerst deine Unterbrustweite, indem du das Maßband direkt unter der Brust anlegst und einmal um den Oberkörper führen. Dies ist deine BH-Größe (z. B. 75 Zentimeter). Hierbei wird auf- oder abgerundet, die Größen nehmen in 5-Zentimeter-Sprüngen zu. Wenn du etwa zwischen 73 und 77 Zentimetern liegst, ist 75 die richtige Größe für dich. Zur Bestimmung deiner Cup- bzw. Körbchengröße misst du nun deinen Gesamtbrustumfang. Setze dazu das Maßband waagerecht an der Stelle an, wo die Brust am weitesten absteht, meist direkt auf der Brustwarze; am Rücken verläuft das Maßband über die Schulterblätter. Die Kombination der beiden Maße, also des Gesamtbrustumfangs und der Unterbrustweite, ergibt kombiniert deine Sport-BH-Größe: also zum Beispiel 75B oder 80C.
Wichtig ist, die jeweiligen Größenangaben des Herstellers zu beachten. Leider gilt eine Sport-BH-Größe nicht universell für alle Marken – es kann sein, dass du bei einer Marke eine Körbchengröße B, bei einer anderen Marke aber die Größe C benötigst. Die meisten Hersteller geben auf ihren Websites genaue Größentabellen an – mit deinen ermittelten Maßen kannst du hier ganz einfach die für dich passende Größe ablesen.
Grundsätzlich empfiehlt sich ohnehin der Besuch bei einem Lauf-/ Sportfachhändler. Hier kannst du dich nicht nur persönlich beraten lassen, sondern auch direkt Modelle anprobieren. So merkst du am schnellsten, welche Sport-BHs du als bequem empfindest. Abgesehen von der BH- und Cup-Größe gibt es bei der Auswahl eines Sport-BHs noch einige weitere Details zu beachten:
- Halt des BHs: Da das Laufen eine sehr intensive Sportart ist, solltest du zu Modellen mit hohem Stützwert greifen. Oft kategorisieren Hersteller Ihre Sport-BHs in Gruppen wie ‚leichter‘, ‚moderater‘ oder ‚hoher‘ Halt – für das Laufen darf es ruhig ein Modell mit starkem Support sein.
- Verschluss am Rücken: Hier sollten im Idealfall mehrere Häkchen in Reihen zur Verfügung stehen, sodass du hier die Weite des Unterbrustbandes variieren und anpassen kannst. Bei BHs ohne Verschlussmöglichkeit an der Unterbrust muss entsprechend direkt alles wie angegossen sitzen.
- Verstellmöglichkeiten der Schulterträger: Hier sind die allermeisten BHs verstellbar und der Halt der Brust kann in der Regel gut justiert werden. Achte darauf, dass die kleinen Verschlüsse nicht kratzen oder drücken. Richtig eingestellt sind die Träger, wenn das Unterbrustband waagerecht sitzt.
- Material: Empfehlenswert ist schnelltrocknendes Material. Fester verarbeitetes Material im Bereich der Körbchen gibt zusätzlichen Halt, während zwischen den Brüsten, unter den Armen und am Rücken auch dünneres Material oder Netzstrukturen zum Einsatz kommen dürfen, um für bessere Atmungsaktivität zu sorgen. Die Schulterträger sollten breit und gut gepolstert sein.
Wer diese Tipps beachtet, den Sport-BH bei der Anprobe gut testet (Hüpfen in der Umkleidekabine oder eine Laufrunde durchs Geschäft sind zu empfehlen) und bei der Auswahl außerdem aufs eigene Bauchgefühl hört, kann eigentlich nichts mehr falsch machen. Dennoch eine kleine Entscheidungshilfe gefällig? Unsere Kolleginnen von Runner's World haben aktuelle Sport-BHs beim Laufen getestet: Hier geht es zu den Testberichten.
Fazit: Mit einem guten Sport-BH kannst du deinen Lauf unbeschwert genießen
Die weibliche Brust kommt beim Laufen ganz schön in Bewegung. Dabei können Beschwerden entstehen: Schmerzen in der Brust selbst sowie im Schulter- und Nackenbereich. Ein gut sitzender Sport-BH sollte daher zur Grundausstattung von Läuferinnen gehören. Denn auch, wenn Zusammenhänge zwischen Brustgröße und Laufleistung bis jetzt nicht eindeutig bestätigt sind, sorgt ein Sport-BH doch sicher für Wohlbefinden und Komfort beim Laufen. Um deine Sport-BH-Größe zu ermitteln, messe deine Unterbrustweite und deinen Gesamtbrustumfang.
Sport-BHs sind in der Running-Community zu einem echten Symbol für „Female Empowerment“ geworden: Frauen sollen und dürfen sich beim Laufen wohlfühlen und sich ungehindert auspowern – ohne Schmerzen oder ein ungutes Gefühl. Also, liebe Läuferinnen: Schnappt die Sport-BHs und ab geht es auf die Laufstrecke!