Interview mit Janin Ullmann: "Muskelkater finde ich gut!"

Interview mit Janin Ullmann
Auf diese Sportart setzt TV-Star Janin Ullmann, um sich fit zu halten

Veröffentlicht am 13.05.2024
Janin Ullmann liegt mit Ball und Schläger vor einem Tennisnetz
Foto: Andra

Bekannt als Moderatorin von TV-Shows wie „Das Ding des Jahres“ gewinnt Janin Ullmann im Team von „extra 3“ unter anderem den deutschen Fernsehpreis. Zudem setzt sich die ausgebildete Journalistin mit ihrem Podcast "Female Finance" für die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen ein.

Was die 42-Jährige gerade am meisten antreibt, ist allerdings ein kleiner grüngelber Ball, wie sie uns im Interview verrät.

Janin, du bist ein totaler Tennis-Fan. Wie bist du auf diesen Sport gekommen?
Janin Ullmann: "Das war ein Versehen. Ich hatte letztes Jahr während der Australian Open einen Job in Melbourne. Da hatte ich mir ein Ticket für das Spiel von Andy Murray geholt. Und zack, ich war schockverliebt in den Sport. Die Stimmung im Stadion, die Emotionen auf dem Platz, all das hat mich total fasziniert. Da wusste ich, dass ich das unbedingt selbst ausprobieren möchte."

Hast du direkt losgelegt?
Janin Ullmann: "Ich habe mir immerhin ein paar Tennisbälle gekauft (lacht). Zu Hause habe ich mit den Basics begonnen und schnell gemerkt, dass Tennis mich sehr heftig mit mir selbst konfrontiert."

Wie meinst du das?
Janin Ullmann: "Der Fokus liegt im Tennis stark auf dir selbst. Auf deinen Stärken und Schwächen, auf allem, woran du zweifelst oder glaubst. Du musst dich vollkommen auf dich selbst verlassen. Am Anfang hatte ich das Gefühl: 'Boah, das bin gerade ich gegen mich selbst.' Ich musste erst mal lernen, viel mehr bei mir zu sein und da auch zu bleiben."

Hat man beim Spiel Zeit für solche Erkenntnisse?
"Beim Spiel geht es ums Machen, klar. Wenn du allerdings, wie ich, ein emotionaler Mensch bist, merkst du das auch im Spiel. Wenn etwas nicht gleich klappt und ich mich über mich selbst ärgere zum Beispiel, bringt es in dem Moment nichts, in diesem Ärger stecken zu bleiben. Und das ist im Leben genauso. Ich habe früher oft zurückgeblickt und konnte schwer loslassen. Wenn ich jetzt zurückschaue, dann mit einem anderen Blick. Ich kann allem, was war, etwas abgewinnen und mag, wer ich dadurch geworden bin."

Wie bleibst du bei dir?
"Mein absoluter Schlüssel ist, gut zu mir selbst zu sein. Nur im Flow und mit einer Leichtigkeit gelingen die Dinge am Ende. Das lässt sich nicht per Knopfdruck einstellen. Ja, leider. Es war für mich ein großes Learning, die Dinge, die ich nicht in der Hand habe, nicht festhalten zu wollen. Für mich war es zum Beispiel wichtig, mir in einer Phase, in der ich traurig war, Hilfe zu holen und zur Therapie zu gehen. Ich weiß, dass es ein Prozess ist. Über mich selbst zu lernen, wie ich gut zu mir bin, hat mir gezeigt, wie ich in meine Kraft komme."

Wie kommst du dorthin?
"Am wichtigsten sind für mich die Menschen in meinem Leben, beruflich und privat. Sie geben mir wahnsinnig viel Kraft. Insgesamt ist es für mich heute wichtig, eine Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu finden, das konnte ich früher nicht. Da habe ich einiges geändert. Auch wenn ich das ständige Auf-Achse-Sein liebe, überrascht es mich selbst, wie gut sich ankommen anfühlt."

Beim Tennis schwitzt man doch sehr, quält sich – das ist für dich Selbstliebe?
"Das mit dem Schwitzen ist wirklich der Teil, den ich am wenigsten mag (lacht). Ich frage mich währenddessen oft, warum ich mir das überhaupt antue. Gleichzeitig liebe ich es, durchzuhalten und die Zähne zusammenzubeißen. Tennis macht mich manchmal wahnsinnig, weil es mir nicht auf Anhieb gelingt, einen guten Schlag zu machen, das spornt mich extrem an. Ich möchte besser werden. Dazu gehört für mich auch, fleißig zu sein. Hinterher gibt’s dann Muskelkater und das finde ich gut."

Du magst Muskelkater?
"Ja, dann weiß ich wenigstens, dass ich Muskeln im Körper habe und dass die gerade wachsen. Diesen Perspektivwechsel anzunehmen, habe ich erst lernen müssen. Fragen wie 'Was entsteht da gerade?' oder 'Was möchte ich eigentlich?' gehören dazu. Ich kann mir nicht immer die Rosinen rauspicken. Beruflich und privat gibt es Momente, die auch mal nicht gut laufen, in denen man schwitzt – aus welchen Gründen auch immer."

"Ich akzeptiere mich mit Licht und Schatten"

Was tust du in solchen schwitzigen Phasen?
"Die Situationen, in denen ich voll gegen die Wand gefahren bin, sind für mich im Nachhinein die spannenden. Da geht es um was. Es kommt mir dann so vor, als stünde ich vor einer Weggabelung und muss mich für eine Richtung entscheiden. Ich denke mir dann oft: einfach machen. Ohne Angst, einfach los."

Gibt es hier ebenfalls einen Bogen zum Tennis?
"Oh ja! Man sagt, beim zweiten Aufschlag sieht man die Seele eines Menschen. Wenn der erste Aufschlag nichts wird, ist das nicht schlimm. Beim zweiten bist du schnell mal bei einem Doppelfehler, dann wird es crunchy. Da bist du dann entweder die Person, die anfängt zu zittern, oder die, die denkt: Komm, mach einfach, gib alles rein."

Gehst du eigentlich gern ins Training?
"In mir steckt ein ganz großer Schweinehund. Ich ziehe mir dann extra schon daheim mein Sportoutfit an, damit ich mich zumindest etwas sportlich fühle. Dann denke ich an das Gefühl, das ich hinterher haben werde, und das motiviert mich. So stiefele ich dann mit einem Podcast auf den Ohren los."

Wie oft stiefelst du so los?
"Das ist bei mir stark phasenabhängig und kommt darauf an, wie oft ich beruflich auf Reisen oder zu Hause in Hamburg bin. Was ich jedes Mal merke, ist, wie gut es mir tut, Sport zu machen und ich meinen Kopf dadurch freibekomme, deswegen ist mir mittlerweile eine Struktur sehr wichtig. Manchmal gehe ich einfach nur spazieren."

Treibst du auf Reisen dann anderen Sport?
"Es kann schon sein, dass ich mich mal ins Hotel-Fitness-Studio verirre, ich muss aber gestehen, dass ich auch richtig schön faul sein kann. Dann investiere ich die Zeit lieber in Freunde, richtig schön Essen zu gehen, Spaß zu haben. Faul sein ist gar nicht so einfach für mich."

Was gibt es in puncto Faulheit denn zu lernen?
"Na ja, ich stand schon mit 5 Jahren auf der Bühne. Ich wollte Primaballerina werden und habe dafür fast täglich trainiert. Es ging oft um Leistung und da habe ich viel rausgezogen, weil mich Erfolge glücklich gemacht haben. Dann ist mein Traum geplatzt, aus gesundheitlichen Gründen. Die Ärzte meinten, dass ich, wenn ich so weitertrainiere, mit 25 vielleicht im Rollstuhl sitze. Das als Kind gesagt zu bekommen, ist hart. Heute achte ich mehr auf mich und finde Regeneration wichtig. Für den Körper und den Kopf. Immer das Gefühl zu haben, etwas leisten zu müssen, um glücklich zu sein, ist nicht gut. Das ist Selbstverheizung auf Zeit."

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Bereit für alle Lebenslagen

Egal, ob beruflich oder privat, Janin haut so leicht nichts um. Dabei helfen ihr Dinge, die andere vermutlich nicht von der Wahl-Hamburgerin erwartet hätten. Selbst gemachte Klöße mit Rouladen und Rotkohl essen oder stundenlang in die Weite starren gehören zum Beispiel dazu.

Du moderierst aktuell die Dating-Show "Make love, Fake love" und hast den Podcast "Female Finance" entwickelt. Warum so unterschiedliche Projekte?
"Ich kann verstehen, dass das auf den ersten Blick unterschiedlich aussieht. Doch es gibt Parallelen. Wie wir Frauen uns aufstellen, sowohl im Dating-Game als auch finanziell, ist entscheidend. Wie lassen wir uns behandeln? Was akzeptieren wir oder vielleicht auch nicht mehr, wie stark stehen wir für uns selbst ein? Klar kann man sagen 'Make Love, Fake Love' ist doch nur eine Reality-Show. Für mich ist es mehr als das. Ich möchte ganz klar aufzeigen, wo wir als Frauen im Verhalten innerhalb von Beziehungen genauer hinschauen können. Und dass wir in Situationen, in denen wir nicht gut behandelt werden, nicht hilflos sind, sondern selbst entscheiden können, was der nächste Schritt ist. Das ist Selbstermächtigung für mich."

Wieso ist Selbstermächtigung beim Thema Finanzen wichtig für dich?
"Ich bin mit meiner alleinerziehenden Mutter und meiner Schwester in einem Plattenbau in Erfurt aufgewachsen. Geld war ein großes Thema bei uns, weil wir keins hatten. Der Satz 'Über Geld spricht man nicht' ist hängen geblieben. Irgendwann habe ich mich gefragt, warum eigentlich nicht? Ich möchte mit dem Tabu brechen und finde es wichtig, dass wir Frauen finanziell unabhängig sind."

"Veränderungen nehme ich mit offenen Armen auf"

Auf welche Werte setzt du?
"Mir ist es wichtig, einigermaßen nachhaltig zu leben. Ich vermeide es zum Beispiel seit Jahren, innerdeutsch zu fliegen, habe kein Auto und achte immer mehr darauf, welche Produkte ich benutze. Beautyprodukte zum Beispiel sollten ohne Neuplastik auskommen. Die Marke, mit der ich zusammenarbeite, wurde von Cruelty Free International ausgezeichnet. Diese Organisation setzt sich für die Abschaffung aller Tierversuche ein. Das sind Werte, um die wir, aber vor allem auch die Firmen zum Glück nicht mehr herumkommen."

Großartig! Kaufst du nur recycelte Produkte?
"So weit bin ich leider noch nicht, da bin ich alles andere als immer korrekt. Es lohnt sich, achtsam zu sein und genau hinzugucken und mal zu lesen, was da hinten auf der Verpackung draufsteht. Das mache ich auch immer mehr. Auch bei Lebensmitteln. Vor nicht allzu langer Zeit war ich meistens draußen essen, weil ich nicht kochen konnte. Das hat mich irgendwann gestört, weil ich nicht wusste, was da eigentlich alles in meinem Essen drin ist. Dann habe ich angefangen, kochen zu lernen."

Du kochst selbst?
"Jetzt schon (lacht). Ich habe meine Freundinnen gefragt, was ihre Lieblingsgerichte sind und ob sie mir die beibringen können. Das war der größte Spaß, weil ich sie dabei noch ein Stück besser kennenlernen durfte. Seitdem gibt’s bei mir zu Hause unter anderem Pasta à la Toni."

Was ist dein Top-Gericht?
"Definitiv Klöße, Rotkohl und Rouladen. Das könnte ich jeden Tag essen. An Weihnachten koche ich es immer traditionell mit meiner Schwester und meiner Mutti zusammen. Das liebe ich, weil es so etwas Gemütliches hat."

Du bist also auch beim Kochen keine klassische Einzelspielerin?
"Die Menschen, die mir am nächsten stehen, sind die besten Menschen, die ich kenne. Sie haben mich in den schönsten und in den herausforderndsten Lebenssituationen begleitet und ich sie. Ich löse mich aber mittlerweile auch schneller, wenn ich merke, dass mir jemand nicht guttut. Da verlasse ich mich zu tausend Prozent auf mein Bauchgefühl. Keine Zeit für Bullshit. "

Das kostet aber auch Mut!
"Am Anfang hatte ich ein bisschen Angst vor Veränderungen. Mittlerweile sind sie ein ganz großer Treiber. Auch wenn es manchmal wehtut, genau hinzuschauen, ist vieles, was einem Angst macht, das, was einen weiterbringt im Leben. Durch die Angst zu gehen, so viel wie möglich dabei zu lernen, erfordert Mut. Darum nehme ich Veränderungen mittlerweile mit offenen Armen auf."

Worauf bist du gerade besonders stolz?
"An einem Punkt zu sein, an dem ich mich mit Licht und Schatten akzeptiere. Ist doch toll, sich dabei zuzusehen, wie man sich weiterentwickelt."

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Mehr Support fürs eigene Ich

Laut Janin müssen Frauen endlich netter werden – zu sich selbst! So geht’s:

1. Highlight-Recherche

"Nicht jeder Tag ist der schönste meines Lebens. Aber in jedem Tag steckt etwas Schönes. Ich überlege jeden Abend, was das heute war, das kann ein Telefonat mit meiner Schwester gewesen sein."

2. Projekt-Portionierung

"Früher habe ich mich von großen Dingen abschrecken lassen. Heute lebe ich nach dem Motto: Guck dir nicht die Treppe an, sondern nimm erst mal die erste Stufe. Das macht alles leichter."

3. Binge-Watching

"Ich muss nicht 1000 Sachen gleichzeitig machen. Wenn ich mit dem Zug von Hamburg nach München fahre, starre ich sechs Stunden lang aus dem Fenster. Es ist fantastisch, wie die Welt vorbeifliegt!"

4. Alltags-Entzug

"Einmal im Jahr detoxe ich für eine Woche, ernährungstechnisch und digital, mein Handy bleibt aus. Meistens bin ich dann in den Bergen. Das ist toll, bis auf den Koffeinentzug am Anfang. Ich liebe Kaffee."

Janin Ullmann in natürlicher Nahaufnahme
Andra

Mit Haut und Haar happy

Mit Pragmatismus zur Perfektion: Janins Pflegetipps, die zum 'Gut zu sich selbst sein' inspirieren:

  1. "Sind meine Haare frisch blondiert, macht mir das immer gute Laune. Das fühlt sich für mich an, als würde der Sommer starten, selbst im Winter."
  2. "Ich wünschte, ich wäre schon mit 20 darauf gekommen, regelmäßig Sonnenschutz zu benutzen, egal zu welcher Jahreszeit. Das gehört zur Eigenverantwortung dazu." Janin Ullmann nutzt das Vitamin C Fluid Glow LSF 50+ von Garnier Skin Acitve.
  3. "Nach dem Eincremen eine weiche Haut zu haben, ist das beste Gefühl. Ich creme aber nicht nach jeder Dusche, der Körper reguliert das selbst gut."
  4. "Ich werde oft gestylt, daher gönne ich meinen Haaren immer mal wieder eine Kur, damit sie gesund bleiben. Richtig regelmäßig, also zum Beispiel einmal die Woche, mache ich das aber nicht, weil ich dafür viel zu vergesslich bin." Janin Ullmann nutzt die Reiswasser Ritual 1-Minute-Haarkur von Garnier.
  5. "Ich habe nicht 100 verschiedene Produkte für jedes Körperteil. Wenn ich eine gute Marke für mich gefunden habe, dann bleibe ich dabei. Die Hauptsache ist, es riecht angenehm und zieht gut ein."
  6. "Abends abschminken ist Pflicht, kann aber auch mal sein, dass ich es ein- oder zweimal im Jahr nicht schaffe."

Ob beim Sport oder bei der Beauty-Routine: Janin Ullmann geht die Dinge mit Spaß und Motivation an. Lass dich von ihr inspirieren, tu, was du kannst, sei gut zu dir selbst – und sieh dir zu, wie du dich weiterentwickelst!