Freundschaft mit dem Ex: Macht das überhaupt Sinn?

Freunde bleiben
Freundschaft mit dem Ex: Wann sie sinnvoll ist – und wann du besser loslässt

ArtikeldatumZuletzt aktualisiert am 31.07.2025
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So klappt die Freundschaft mit dem Ex
Foto: GettyImages / miniseries

"Lass uns Freunde bleiben" – kaum ein Satz sorgt nach einer Trennung für so viel Unsicherheit. Was in deinen Ohren vielleicht erst einmal vernünftig klingt, kann auch zur emotionalen Dauerbaustelle werden. Ob echte Freundschaft mit dem Ex möglich ist oder du dir damit nur selbst schadest, hängt von klaren Faktoren ab.

Hier findest du alle Argumente und klare Strategien für einen Neustart auf platonischer Ebene – oder den finalen Schlussstrich.

Was bedeutet "Freunde bleiben" überhaupt?

Eigentlich geht es hier eher darum, Freunde zu werden als zu bleiben. Denn in den meisten Fällen wart ihr bisher etwas anderes. Ihr seid euch irgendwo begegnet – im Club, bei Tinder, an der Käsetheke im Supermarkt oder wer weiß, wo – fandet einander super (wahrscheinlich vor allem sexuell attraktiv), habt Dates gehabt, und daraus ist dann eine Beziehung entstanden.

Mit klassischer Freundschaft hat das in den meisten Fällen also eher wenig zu tun. Deshalb ist "Freunde bleiben" für viele ein Downgrade und nicht nur schmerzhaft fürs Ego, sondern oft auch ziemlicher Blödsinn.

Wann Freundschaft mit dem Ex gefährlich wird

Natürlich hat dieser Mensch auch seine guten Seiten, er kann eine Hilfe und Stütze sein, natürlich kannst du dich super mit ihm unterhalten oder herumblödeln. Es kann sich eine tolle Freundschaft herausbilden, innerhalb derer ihr in 10 Jahren gemeinsam über eure frühere Verliebtheit lachen können. (Weitere spannende Frage: Friends with Benefits: Kann das gut gehen?)

Aber direkt nach der Trennung brauchst du erst einmal Abstand, um dich wirklich von ihm zu lösen, deine Wunden zu lecken, das gebrochene Herz zu reparieren und dich wieder ins Leben zu stürzen. Dabei steht dir der Ex nur im Weg. Eine Freundschaft bedeutet, ganz selbstverständlich Kontakt zu haben, eine Trennung bedeutet genau das Gegenteil.

Dennoch scheinen vor allem Männer den Drang zu verspüren, ihre Ex-Partnerin auch nach der Trennung mit ihrer Anwesenheit im Leben der Verflossenen zu beglücken. Warum eigentlich?

Warum will er nach der Trennung befreundet bleiben?

Trotz der sichtbar schwierigen Lage beharren Männer immer wieder darauf, den Kontakt zur Ex zu halten. Eine Studie der Oakland University gibt dir Recht, wenn du es schon immer seltsam gefunden hast, nach der Trennung noch mit dem Ex-Partner befreundet zu bleiben: Der Untersuchung zufolge liegt der Grund für dieses Bedürfnis nämlich in seinen "dunklen Persönlichkeitszügen" wie Narzissmus, Heuchelei und sogar Psychopathie.

Denn Menschen bleiben dieser Untersuchung zufolge vor allem gern aus praktischen und sexuellen Gründen mit ihrem Ex-Partner befreundet. Sprich: Da ist kein menschliches Interesse, sondern in erster Linie egoistisches Kalkül. Wenn du das Gefühl hast, dass das seine Beweggründe sind, dann lehne rundheraus ab. Oder du sagst "Jaja", änderst deine Nummer und meldest dich dann nie wieder.

Aber natürlich kann es auch sein, dass er dich auf menschlicher Ebene so schätzt, dass er sich ein Leben nicht vorstellen kann, in dem du komplett fehlst. Vielleicht geht es dir umgekehrt ja genau so? Nur du kannst entscheiden, wie weit du ihm da traust und wie weit du ihn in Ihrer Nähe ertragen kannst und willst.

Diese Vorteile kann eine Freundschaft mit dem Ex haben

Laut einer Studie der Partnerbörse ElitePartner pflegen trotz möglicher Widrigkeiten rund 26 Prozent der Deutschen eine Freundschaft mit mindestens einem ihrer Ex-Partner. Es kann also auch ganz harmonisch gehen.

Natürlich bedeuten die oben erwähnten Studienergebnisse nicht, dass alle Ex-Freunde schreckliche Menschen sind, die dich nur zu ihrem eigenen Vorteil "behalten" wollen. Oder vielleicht siehst du ja für dich die gleichen Vorteile...? Die Oakland University hat 7 Gründe definiert, warum ehemalige Paare nach der Trennung befreundet bleiben:

1. Vertrautheit

Während einer langen Beziehung wird der Partner oft zum engsten Vertrauten und gibt dir viel Halt. Diese Sicherheit aufzugeben, fällt vielen schwer. Ihr habt gemeinsam viel erlebt und wollt einander einfach nicht verlieren – wenn auch nur als Freunde.

2. Weil es so schön praktisch ist

Eine weitere Sache, an die sich viele Menschen in einer Beziehung gewöhnen, ist, dass ein Partner alles Mögliche für einen tun kann. Er ist vielleicht ein guter Handwerker, hat einen LKW-Führerschein oder ein großartiger Koch und Gastgeber? Klar, dass du da gern befreundet bleiben möchtest.

3. Weil noch Gefühle da sind

Autsch! Bei fast jeder Trennung gibt es eine(n), der oder die mehr leidet. Oft eine(n) Verlassene(n) und eine(n) Verlassende. Wenn du noch Gefühle für deinen Ex hegst, liegt der Versuch nahe, über die Alibi-Freundschaft mit ihm verbunden zu bleiben – in der Hoffnung, dass er seine Meinung doch noch ändert. Da gilt, wie gesagt: doofe Idee. (Vielleicht interessant: Was glückliche Singles anders machen.)

4. Wegen der Kinder

Es ist ein wahres Klischee: Sobald Kinder im Spiel sind, ändert sich alles. Da besteht geradezu eine Verpflichtung der Elternteile, weiterhin miteinander auszukommen und Kontakt zu haben. Zum Glück muss eine Trennung vom Partner nicht bedeuten, dass die Kinder mit nur einem Elternteil aufwachsen. In diesem Fall gilt natürlich: je freundschaftlicher das Verhältnis zum Ex, desto besser.

5. Wegen des gemeinsamen Freundeskreises

Wenn sich ein Paar trennt, ist es für die gemeinsamen Freunde unangenehm, zwischen die Fronten zu geraten. Viele ziehen daher eine platonische Beziehung zu ihrem Ex-Partner vor, um ihre sozialen Kontakte nicht auch noch zu verlieren.

6. Ganz einfach für Sex

Du hast ja sicher schon etwas von "Friends with Benefits" gehört. Nicht? Letztlich heißt das, ihr bleibt einander freundschaftlich verbunden und steht euch für sexuelle Gefälligkeiten zur Verfügung. Letztlich ist auch das eine praktische Überlegung: Wenn die Gefühle passé sind, der Sex aber gut, entscheiden sich manche für eine ganz unromantische, körperliche Freundschaft. Sogar Studien zeigen, dass das guttun kann. Funktioniert für einige besser als Sex Toys.

Wichtig ist hier, dass ihr beide die gleiche pragmatische Haltung habt, und nicht eine:r nur mitmacht, weil er oder sie heimlich immer noch auf eine Wiederbelebung der Beziehung hofft. Das kann ganz schnell zu Bitterkeit oder einer unschönen On-off-Beziehung führen. Dann lieber gleich einen klaren Schlussstrich ziehen.

Manche dieser Gründe sind sicher nicht besonders gut, aber dennoch verständlich. Es gibt aber auch ehemalige Paare, bei denen eine rein platonische Freundschaft tatsächlich klappt, ohne Hintergedanken. Wie machen die das bloß?

5 klare Regeln, wenn du mit deinem Ex befreundet bleiben willst

Ist es möglich eine gesunde, rein freundschaftliche Beziehung zum Ex-Partner zu haben? Für viele Paare wahrscheinlich nicht. Manchmal klappt es allerdings doch. Wenn ihr diese Dinge beachtet:

Zuerst Abstand gewinnen

Nach einer Trennung, egal wie einvernehmlich sie war, möchtest und solltest du deinen Ex erst einmal nicht wiedersehen, um dir über die eigenen Gefühle klar zu werden. Wenn du lange und viel Zeit mit einem Partner verbracht hast, musst du erst wieder "lernen" alleine zu sein, dein Revier abstecken, dich komplett neu organisieren. Also gilt die Ansage: in dieser Zeit keine Anrufe, Nachrichten oder Social-Media-Kontakte. Wie lang? Das musst du entscheiden, aber ein Monat sollte Minimum sein.

Sortiere deine Gefühle

Mach dir Gedanken. Kannst du eine echte Freundschaft nach der Trennung wirklich aushalten? Auch dann noch, wenn dir dein Ex-Freund eine neue Liebschaft vorstellt oder dich gar in Liebesdingen um Rat fragt? Wenn ihr wirklich befreundet bleiben wollt, musst du dir darüber im Klaren sein, dass so etwas kommen kann und dass eure Beziehung nicht mehr dieselbe sein wird.

Gehe es langsam an

Damit aus einer Ex-Liebe eine Freundschaft werden kann, braucht es vor allem Zeit. Niemand erwartet von dir, dass du von jetzt auf gleich das Kapitel schließen kannst. Abstand wird dir guttun und dabei helfen, Gedanken neu zu sortieren und dir deiner Gefühle bewusst zu werden. Aber auch wenn der Kontakt wieder auflebt, braucht es Zeit und eine langsame Wiederannäherung.

Respektiert einander

Egal, wie hart die Trennung war: Das Leben geht weiter. Und das Leben deines Ex-Partners geht ohne dich weiter. Zumindest ohne dich als Hauptbezugsperson. Vielleicht trifft er Entscheidungen, die du nicht verstehst. Damit muss in erster Linie er zurechtkommen, du musst sie aber akzeptieren. Das gilt aber auch umgekehrt, und da musst du ihm ganz klar Grenzen setzen. Er hat sich nicht mehr einzumischen.

Akzeptiert eure neuen Partner

Früher oder später wird der Tag kommen, an dem er dir seine neue Freundin vorstellt. Das ist der ultimative Test, ob du wirklich mit deinen romantischen Gefühlen für ihn abgeschlossen hast. Das gilt natürlich umgekehrt auch für deine neue Liebe (interessant übrigens auch, was der von dieser Freundschaft hält).

Wenn ihr befreundet bleiben wollt, verliere besser kein schlechtes Wort über seine Neue, und verbitte dir umgekehrt Kommentare von ihm. Wenn du deine "Nachfolgerin" nicht erträgst und/oder er an deinem neuen Partner dauernd herummäkelt, ist das vielleicht auch wieder ein guter Grund, die Idee mit der Freundschaft zu beerdigen...

5 Fragen zur Selbstreflexion: Bin ich bereit, für eine Freundschaft mit dem Ex?

Bevor du eine Freundschaft mit deinem Ex eingehst, solltest du dir diese Fragen stellen und ehrlich reflektieren:

  • Habe ich keine romantischen Gefühle mehr?
  • Fühle ich mich emotional stabil in seiner Nähe?
  • Wäre es okay für mich, wenn er eine neue Partnerin hat?
  • Könnte ich mit ihm über seine neue Beziehung sprechen?
  • Will ich wirklich eine Freundschaft, oder ist es die Hoffnung auf ein Liebes-Comeback?

Häufige Fragen zur Freundschaft mit dem Ex

Fazit: Freundschaft mit dem Ex kann funktionieren – aber nicht um jeden Preis

Wichtig ist, dass ihr beide emotional abgeschlossen habt und neue, klare Rollen definieren könnt. Wenn du allerdings merkst, dass die Verbindung dir mehr Energie raubt, als gibt, darfst du ohne Schuldgefühle einen Schlussstrich ziehen. Deine emotionale Gesundheit steht immer an erster Stelle.