Er schreibt dir mitten in der Nacht, aber über Zukunftspläne redet ihr nie? Willkommen in einer Situationship. Dieser Beziehungsstatus zwischen "alles offen" und "nichts geklärt" kann aufregend und befreiend sein – solange ihr klare Regeln habt. Denn unverbindliche Beziehungen, egal wie hip sie sind, bergen Risiken und keine Situationship kommt ohne Absprachen aus. Welche das sind und wie dich der Dating-Trend glücklich machen kann, erklären wir dir hier.
Situationship: Mehr als Bettgeflüster, weniger als die große Liebe
Die Antwort auf die Frage "Was ist eine Situationship?" ist schwieriger als gedacht. Denn das Wort steht weder für eine Liebesbeziehung noch für eine Affäre. Diese Art von Zusammensein beschreibt keinen One-Night-Stand, keine Partnerschaft und auch keine Freundschaft Plus (Englisch: Friends with benefits). Im besten Fall ist sie:
Mehr als Bettgeflüster, aber weniger als die große Liebe!
Ein Zwischenzustand also, der heutzutage hervorragend zu den modernen und schnelllebigen Dating-Trends passt, die durch Tinder etc. begünstigt werden. Die englische Wortschöpfung* beschreibt übrigens das unverbindliche Ausprobieren, ob jemand auch in der Realität so gut zu einem passt, wie zum Beispiel auf den Dating-Plattformen angegeben.
*Wortschöpfung Situationship: Definition und BegriffsklärungSituationship steht auf Deutsch für situationsabhängige Beziehung. Es setzt sich aus den englischen Wörtern Situation und Relationship (Beziehung) zusammen.
Warum unverbindliche Beziehungen immer häufiger werden
Von Friends with benefits bis zur Situationship – in unserer modernen Welt, die zunehmend von Social Media und Dating-Apps geprägt wird, verändern sich Dating-Trends rasant. Offene Beziehungsmodelle gewinnen an Bedeutung und spiegeln moderne Bedürfnisse wider.
Wertewandel: Was früher ein No-Go war, gilt heute als cool oder hip. Mit dem Wertewandel der Gesellschaft kommt es zu immer neuen Begriffen, die frühere negativgeprägte Begriffe wie zum Beispiel Affäre, Verhältnis, Liebelei, Seitensprung etc. ablösen und gesellschaftsfähig machen.
Modebegriff: Einer der spannendsten Begriffe ist derzeit die Situationship. Der Begriff beschreibt Beziehungen, die Freiheit und Nähe zugleich erlauben. Ob diese unverbindlichen Beziehungen von Dauer sein können und glücklich machen, wird derzeit weltweit von Experten untersucht.

Spiel aus Nähe und Distanz – genau das macht den Reiz einer Situationship aus.
Expertenmeinungen zum Dating-Trend
Sowohl die US-amerikanische Therapeutin Saba Harouni Lurie, als auch die Beziehungs- und Online-Dating-Expertin Jess Carbino sind sich einig, dass es sich bei Situationships um eine Art der romantischen Beziehung handelt. Doch dann gehen ihre Meinungen über den neuen Dating-Trend auseinander:
- Für Saba Harouni Lurie ist das Hin- und Wieder-Treffen bzw. gelegentlich Sex haben eine Vorstufe zu einer echten Beziehung. Ein Herantasten und Abchecken, ob die andere Person zu einem passt. Der Weg zu einer echten Beziehung also, die, wenn der Funke nicht überspringt, beendet werden sollte. Geschieht dies nicht, besteht die Gefahr, dass man sich mit dieser unverbindlichen Beziehung ohne echte Liebe und Verantwortung für den anderen zufriedengibt.
- Jess Carbino betont in ihren Forschungen hingen, dass viele Menschen heute bewusst auf die Normen und Erwartungen einer echten Beziehung verzichten. Die Entscheidung gegen eine feste Partnerschaft und für eine unverbindliche Beziehung wird ganz bewusst getroffen. Gründe dafür sind der Wunsch nach Selbstbestimmung, Flexibilität im Alltag und die Angst vor emotionaler Abhängigkeit.
- Die Senior Matchmakerin beim Dating-Anbieter Three Day Rule in Los Angeles Christie Tcharkhoutian geht sogar noch weiter. Sie behauptet, dass der Situationship ein Paradox ist: Alle suchen nach Bindung, aber niemand möchte sich richtig binden. "Wir haben so viele Optionen, dass es schwer ist, sich auf die Person genau vor uns zu konzentrieren. Denn wenn sie nur kurz auf die Toilette geht, können wir einfach weiter swipen."
Sind unverbindliche Beziehungen Errungenschaften unserer Zeit oder resultieren sie aus unserer Unfähigkeit, uns festzubinden? Sind sie ein fauler Kompromiss, weil wir uns nicht mehr binden können und wollen? Fest steht: Ob dich eine Situationship glücklich macht oder nicht, kannst nur du selbst entscheiden. Die folgenden Punkte helfen dir, die Vor- und Nachteile dieses Beziehungsstatus genauer unter die Lupe zu nehmen.
Chancen und Risiken einer Situationship
"Wir haben eine Situationship!" Dieser Satz hört sich irgendwie nett an, oder etwa nicht? Nach einem gesunden Mix aus Freundschaft und Beziehung, nach spaßigen Situationen, wenig Verantwortung und ganz viel unverbindlichem Sex. Genauer gesagt: nach einem Beziehungsstatus ohne große Gefühle. Und genau da liegt der Haken: Alle aufgezählten Vorteile können auch den gegenteiligen Effekt haben, dann nämlich, wenn die eine Partei mehr für die andere empfindet und sich eine tiefere Beziehung wünscht.
- Vorteile: Freiheit, Flexibilität, Selbstbestimmung
- Nachteile: Unsicherheit, emotionale Belastung, unklare Erwartungen
Tipp: Damit eine Situationship gelingt, müssen die Spielregeln für diese Form der unverbindlichen Beziehung vorab geklärt werden.

In der Situationship kann die Haustür die Grenze sein: Dein Zuhause bleibt dein privater Rückzugsort – eine klare Regel schützt deine Freiheit.
3 Situationship-Regeln: So navigierst du durch die Grauzone
Eine Situationship hat nichts mit einer heimlichen Affäre oder einer Freundschaft Plus zu tun. Im besten Fall legen beide Partner ihre Karten offen auf den Tisch. Sie besprechen den Status ihrer Beziehung und es herrscht größtmögliche Transparenz. Und damit sind wir bereits bei einer der ersten Regeln für das Gelingen einer unverbindlichen Beziehung:
- Klare Kommunikation statt Missverständnisse: Damit eine unverbindliche Beziehung funktioniert, müssen sich die Beteiligten auf Augenhöhe begegnen und ihren Beziehungsstatus gemeinsam definieren. Welche Erwartungen sind okay und ab wann wird es zu viel? Eine klare Kommunikation und größtmögliche Transparenz beugen Missverständnissen, Enttäuschungen und Konflikten vor.
- Grenzen setzen und persönliche Bedürfnisse wahren: In einer Situationship darfst du den anderen nicht ausnutzen oder mit den Gefühlen des anderen spielen. Ähnlich wie in einer Freundschaft gibt es berechtigte und unberechtigte Erwartungen oder Verantwortlichkeiten. Wenn du mehr für die andere Person empfindest, solltest du dies klar kommunizieren und nicht aus Angst, den anderen zu verlieren, deine Gefühle verstecken. Das Gleiche gilt umgekehrt: Wenn du merkst, dass dein Gegenüber mehr Gefühle entwickelt und eine intensivere Bindung möchte, die dir zu viel wird, solltest du die Situationship entweder in eine feste Beziehung umwandeln oder beenden.
- Richtig mit Ghosting umgehen: Ghosting beschreibt die Nicht-Kommunikation über WhatsApp und ähnliche Kanäle. Wenn sich der Situationship-Partner oder die Partnerin plötzlich nicht mehr meldet, ist das eine klare Aussage: Er oder sie hat das Interesse verloren und möchte Abstand. Es ist schade, dass sich diese Person auch nach ein- oder zweimaligem Nachfragen nicht mehr meldet, aber es bleibt dir nichts anderes übrig, als diese Feigheit zu akzeptieren.
Wann eine Situationship funktionieren kann – und wann nicht
Solange niemand ernsthaft unter der unverbindlichen Beziehung leidet, ist sie völlig in Ordnung. Manchmal kann es sogar richtig angenehm sein, undefinierte Beziehungen zu führen, denn sie nehmen den Druck heraus. Sie können Spaß machen, sexuell befriedigend und sogar befreiend wirken. Außerdem gibt dir eine Situationship die Möglichkeit, jemanden kennenzulernen, ohne dich unter Druck gesetzt zu fühlen. Problematisch wird es nur dann, wenn eine Partei plötzlich mehr will. Dieses "Mehr wollen" kann sogar eine physiologische Reaktion** sein, die durch Nähe entsteht. Insofern gleicht eine unverbindliche Beziehung immer auch ein wenig dem Spiel mit dem Feuer.
**Das macht Nähe mit dir! Die Beziehungsexpertin Abby Medcalf hat die körperliche Reaktion auf Nähe untersucht. Demnach macht Nähe und Intimität nicht nur Spaß, sie macht auch etwas mit dir und sie macht süchtig. Wenn du mit jemandem intim wirst, findet tatsächlich eine physiologische Reaktion statt, die über bloße Erregung oder wohliges Empfinden hinausgeht. Beim Sex, Kuscheln oder bereits beim Umarmen wird das Bindungshormon Oxytocin freigesetzt. Laut einer amerikanischen Studie wirkt sich die Ausschüttung dieses Hormons positiv auf die Gesundheit, den Stresslevel und das Immunsystem aus. Wird dieses Hormon ausgeschüttet und nicht befriedigt, schlägt die Situationship um und wird unangenehm.
Passt eine Situationship zu mir?
Keine Erwartungen, keine Pläne, keine Eifersucht und kein Klammern – dafür guter Sex, nette Dates und Spontanität. Wenn sich das für dich perfekt anhört, ist eine Situationship genau das Richtige für dich.
Wenn dich die Frage "Seid ihr jetzt eigentlich fest zusammen?" nervt oder dich der Kommentar deiner Mutter "Lass dich nicht ausnutzen!" explodieren lässt, solltest du überdenken, ob eine Situationship passend für dich ist.
An den folgenden Punkten erkennst du, dass dich eine Situationship unglücklich macht:
- Du träumst von der großen Liebe.
- Du möchtest einen Partner und Kinder.
- Du sehnst dich nach Nähe und Liebesschwüren.
- Du bist hoffnungslos romantisch und schwer verliebt.
- Du möchtest dich auf den anderen verlassen können.
- Du magst keine One-Night-Stands.
- Du liebst gemeinsame Picknicks und Pläne.
- Du möchtest Hand-in-Hand spazieren gehen.
- Du möchtest nicht ständig deine Gefühle verstecken.
- Du möchtest, dass sich der andere um dich kümmert, wenn du krank bist oder Probleme hast.
- Du kannst mit unklaren und undefinierten Beziehungen nicht umgehen.
- Du möchtest deinen Situationship-Partner als deinen Freund oder deine Freundin vorstellen.

Zuvorkommend und immer für dich da. Wenn das für dich wichtige Attribute deines Partners sind, bist du in einer festen Beziehung vermutlich besser aufgehoben.
An den folgenden Punkten erkennst du, dass dich eine Situationship glücklich macht:
- Du möchtest möglichst unabhängig sein.
- Du liebst Abenteuer.
- Du strebst Intimität ohne Verpflichtung an.
- Du hast gerade eine Trennung/Scheidung hinter dir.
- Du hast keine Zeit für eine feste Partnerschaft.
- Du suchst keinen Lebenspartner.
- Du hast Angst vor zu viel Nähe.
- Du magst und verspürst keine Eifersucht.
- Du bist ein Freigeist und bist gerne allein.
- Du hasst es, wenn jemand neben dir schnarcht oder seine Zahnbürste in deinen Zahnputzbecher stellt.
- Du bist nicht kompromissfähig.
- Du möchtest keine Kinder.
- Du glaubst nicht an die große Liebe oder an die Ehe.
Checkliste: Haben wir eine Situationship? Oder geht da noch mehr?
"Seid ihr jetzt fest zusammen?" "Nein, wir haben eine Situationship." Dein Freundeskreis akzeptiert diese Antwort, aber wie sieht es mit dir aus? Zu Beginn kann man eine Situationship leicht mit der normalen Kennenlernphase verwechseln. Doch es gibt Anzeichen, an denen du erkennen kannst, ob aus der unverbindlichen Beziehung irgendwann noch eine feste Partnerschaft entstehen kann oder nicht.
So erkennst du eine unverbindliche Beziehung
- Es kommt zu körperlicher und emotionaler Nähe aber zu keinem echten Commitment.
- Es gibt keine natürliche Entwicklung, kein Wachstum, keine Vertiefung der Gefühle und keine Meilensteine: Du lernst weder Eltern noch Freundeskreis des anderen kennen.
- Du erfährst von anderen, dass dein "Partner" oder deine "Partnerin" nicht monogam ist.
- Es gibt keine längerfristigen, gemeinsamen Pläne wie eine gemeinsame Reise oder ein gemeinsames Weihnachtsfest.
- Es gibt keine regelmäßigen Treffen oder Verabredungen. Du verbringst die Wochenenden immer wieder allein.
- Andere Aktivitäten oder Menschen sind wichtiger als du.
- Du selbst hast keine Lust, den anderen ständig zu sehen oder zu treffen.
- Ihr zahlt im Restaurant getrennt.
- Ihr interessiert euch nicht für das Innenleben oder die Gedankenwelt des anderen.
- Du traust dich nicht, "mehr" zu erwarten.
- Du langweilst dich mit dem anderen.
- Dir sind andere Dinge, Menschen und Ereignisse wichtiger.
Tipp: Nicht jeder oder jede ist für eine unverbindliche Beziehung geschaffen. Zieh die Reißleine, bevor du dich verletzen lässt.
Hart aber herzlich! So beendest du eine unverbindliche Beziehung
Wenn du merkst, dass du mit einer Situationship nicht glücklich bist, solltest du diese besser früher als später beenden. Spiele auch hier mit offenen Karten:
- Kommuniziere das Ende der "Beziehung" ehrlich und direkt.
- Betone, dass du eine gute Zeit hattest, dir eine Situationship aber (viel) zu wenig ist.
- Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende: Beende die unverbindliche Beziehung so schnell es geht, um dir und deinem Gegenüber unnötiges Leid zu ersparen.
Besser als so manche Situationship: Selbstbefriedigung mit Sex Toys
Alles klar – der Typ ist kein Heiratsmaterial, sondern nur dein Lover. Aber kannst du damit umgehen, dass du in seinen Augen auch nicht fürs Heiraten in Frage kommst? Wenn dich dieser Gedanke belastet, gibt es Alternativen, bei denen du trotzdem auf deine Kosten kommst. Entdecke Sex Toys, die Spaß machen, ohne deine Gefühle zu verletzen.
- Der Satisfyer Pro 2 kann es dank Druckwellenvibrationen mit den meisten Liebhabern aufnehmen – und das in jeder Situation.
- Der Klitoris-Sauger Womanizer Premium hat auch einige ziemlich heiße "Situations" zu bieten.
Die häufigsten Fragen zu Situationship: Anzeichen und Regeln
Eine Situationship ist eine moderne Form des Beziehungsstatus, die irgendwo zwischen Freundschaft und Partnerschaft liegt. Sie ist oft von Nähe, Intimität und regelmäßigen Treffen geprägt, ohne dass klare Grenzen oder Verpflichtungen definiert sind. Für viele bietet sie Flexibilität und Freiheit, für andere wiederum Unsicherheit und fehlende Verbindlichkeit. Der Begriff beschreibt also eine Verbindung, die sich nicht eindeutig als Beziehung oder Affäre einordnen lässt und gerade dadurch ein typischer Dating-Trend unserer Zeit ist.
Eine Situationship funktioniert am besten, wenn beide Beteiligten ähnliche Erwartungen haben und offen damit umgehen. Ehrlichkeit, Kommunikationsfähigkeit und emotionale Reife sind entscheidend, damit keiner enttäuscht wird. Wer aktuell keine feste Beziehung sucht, aber dennoch Nähe und Intimität genießen möchte, bringt gute Voraussetzungen mit. Wichtig ist außerdem die Fähigkeit, Grenzen zu setzen und mit Unklarheit umzugehen. Nur so bleibt die Verbindung leicht und unverbindlich, ohne dass Missverständnisse oder Verletzungen entstehen.
Klare Regeln wie in einer Partnerschaft gibt es bei einer Situationship meist nicht – gerade das macht sie so flexibel. Dennoch ist es hilfreich, gewisse Absprachen zu treffen, etwa über Exklusivität, Kommunikation oder Erwartungen. Eine unausgesprochene Regel ist, ehrlich zu sein und die andere Person nicht hinzuhalten, wenn sich die eigenen Gefühle ändern. Auch gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme sind wichtig, um eine gesunde Basis zu schaffen. So bleibt die Verbindung unkompliziert und für beide Seiten angenehm.
Fazit: Situationships mit klaren Regeln sind gute Alternativen gegen das Alleinsein
Unverbindliche Beziehungen können locker, aufregend und unkompliziert sein – solange klare Grenzen existieren. Fehlen diese, lauert die Gefahr, emotional verletzt zu werden. Deshalb ist es besonders wichtig, dass du dir selbst treu bleibst und offen aussprichst, was du brauchst. Am Ende liegt die Entscheidung bei dir: Genießt du die lockere Dynamik oder sehnst du dich nach mehr? Wenn das "Nur-Lover"-Prinzip nicht mehr passt, haben allerdings beide Seiten jederzeit die Freiheit, die Situationship zu beenden – ganz ohne Schuldgefühle.
Erwähnte Quelle:
- Sheldon Cohen et al. (2014): Does hugging provide stress-buffering social support? A study of susceptibility to upper respiratory infection and illness. Sci., https://doi.org/10.1177%2F0956797614559284, zuletzt abgerufen am 14.10.2024