Wer sich beim Essen Zeit lässt, hat bessere Chancen, abzunehmen – das zeigt eine japanische Studie der Kyushu-Universität in Fukuoka. Über 50.000 Teilnehmer wurden dabei in drei Gruppen eingeteilt, je nach ihrer Essgeschwindigkeit. Die Ergebnisse sprechen für sich: Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Geschwindigkeit des Essens und Übergewicht.
Die Auswertung ergab, dass langsam essende Personen im Durchschnitt einen BMI von 22 hatten, während Schnellesser bei 25 lagen. Das bedeutet: Je schneller jemand isst, desto höher ist das Risiko, an Gewicht zuzulegen. Viele hilfreiche Tipps, wie du die Angewohnheit des Schnellessens loswirst, findest du im Buch von Barbara Plaschka ("Kau dich schlank", Piper Verlag, 18 Euro) und hier, in unserem Interview mit der Autorin.
Worum geht es in Ihrem Buch "Kau dich schlank"?
Natürlich um das "WIE wir essen". Das Thema haben wir die letzten Jahrzehnte leider stiefmütterlich behandelt. Es ging immer nur um das, WAS wir essen. Beziehungsweise was wir lieber NICHT essen sollten, um abzunehmen und gesund zu sein. Es wimmelt nur so von Verboten und Regeln, und viele, die abnehmen wollen, haben völlig den Überblick und auch die Motivation dafür verloren. Dank "Kau dich schlank" lernt man wieder, mit dem Geschmackssinn gemeinsam die Abnehmreise zu starten. Man lernt, dem Bissen mehr Beachtung zu schenken, und wird mit einem besseren Gespür für die eigenen Sättigungssignale belohnt. Natürlich werden dadurch die Portionen kleiner, die man isst – aber ohne sich auf Kalorien- oder Punktezählerei zu konzentrieren. Die Essenz des Buches lautet: Genuss rauf – Gewicht runter.
Essen denn viele Menschen, rein technisch gesehen, falsch?
Ja, leider. Dank weicher Brötchen, Smoothies und Shakes haben unsere Zähne kaum mehr was zu tun. Hinzu kommt, dass wir dem Essen oft sehr wenig Beachtung schenken. Es muss schnell gehen – bei der Zubereitung, aber auch beim Verzehr. Daher ist das Schlingen weitverbreitet. Man beobachte mal die Menschen in der Umgebung oder das eigene Essverhalten. Wie schnell schluckt man runter? Wie viel schmeckt man von dem, was man gerade isst? Das schnelle Runterschlucken ist vergleichbar damit, als würde man sich im Kino nur den Trailer eines Films anschauen. Man bekommt die Highlights mit, aber die Höhen und Tiefen der ganzen Story – auf die verzichtet man.
Heißt das, man muss wieder richtig kauen lernen? Kann das nicht jeder?
Kauen kann natürlich jeder. Wer jetzt denkt, dann muss ich ja einfach nur mehr kauen, den möchte ich warnen. Da wir unsere bisherige Kaugewohnheit seit einigen Jahrzehnten pflegen, lässt sie sich nicht mit einem bloßen Vorsatz dauerhaft ändern. Die Challenge besteht nämlich darin, nicht zu früh zu schlucken. Der Schluckreflex ist ein vorgeburtlicher Reflex, den wir natürlich nicht abstellen können. Aber wir können trainieren, dass die Zunge zum Aufpasser wird und uns dabei hilft, nur noch das zu schlucken, was eben schon gut gekaut wurde. Mit der richtigen Strategie und einer genussvollen Trainingseinheit lässt sich auch eine jahrzehntelange Gewohnheit wieder ändern. Ganz genussvoll und ohne Schweißperlen auf der Stirn.
Dann ist es also wichtiger, wie wir essen, als was? Warum?
Weil wir über das "WIE wir essen" einen positiven Einfluss auf die anderen 3 Säulen des Wohlfühlgewichts haben: das "wie viel", das "wann" und das "was wir essen". Wenn wir dem "WIE wir essen" mehr Beachtung schenken, dann müssen wir bei der Portionsgröße nicht mehr Kalorien zählen oder Punkte qualvoll jonglieren. Denn wer genauer kaut, spart kostbare Zeit ein – Zeit, in der man die eigenen Sättigungssignale wieder wahrnehmen und die Mahlzeit beenden kann, selbst wenn noch Reste im Topf oder auf dem Teller sind. Außerdem merkt man, ob man wirklich Hunger hat oder ob es gerade andere Gründe sind, warum man nach etwas Essbarem Ausschau hält. Das ist ein sehr großer Hebel, wenn man dauerhaft abnehmen möchte.
Ein wichtiger Begriff dabei ist Food-Pairing. Was ist das, und wie kann es uns unterstützen?
Food-Pairing ist wie Zauberei auf unserer Zunge, bei der unser Geschmackssinn einen Freudentanz vollführt. Denn es werden gezielt Lebensmittel miteinander kombiniert, die anhand ihrer Aromen besonders gut zusammenpassen. Wie eine Art Partnerbörse für Lebensmittel. Dass Vanilleeis mit heißen Himbeeren gut zusammenpasst, wissen wir längst. Aber hätten wir uns an Blauschimmelkäse mit Schokolade gewagt? Wohl eher kaum. Ich wünsche mir, dass wir selbst beim alltäglichen Abendbrot viel mehr in die Welt der Aromen eintauchen und unseren Gaumen nicht nur in edlen Sternerestaurants besonders umschmeicheln. Der Alltag darf wieder zum Genuss werden. Selbstverständlich mit ganz einfachen Tipps und Tricks.
Momentan ist sehr viel die Rede von einer ganz anderen Methode, um Gewicht zu verlieren: der Abnehmspritze. Was ist davon zu halten?
Spritze rein, schlank sein – klingt zwar wunderbar, sieht in der Realität aber doch anders aus. Erstens ist mit hohen Kosten monatlich zu rechnen, und laut Hersteller soll die Spritze auch nur eingebettet in ein Ernährungs- und Bewegungsprogramm genutzt werden. Die Eigeninitiative ist also auch hier gefragt. Den unterstützenden Sättigungseffekt erlebt man nur, solange man die Spritze anwendet – gleichzeitig scheint nach einem Jahr Anwendung auch ein Peak erreicht zu sein. Und dann? Spätestens dann steht man wieder vor der Frage, wie man das Gewicht dauerhaft unten hält. Warum also nicht gleich das körpereigene Sättigungshormon GLP-1 nutzen, das durch längeres Kauen vermehrt ausgeschüttet wird? So hat man geschmacklich mehr von seiner Speise, fördert den körpereigenen Hunger- und Sättigungsmechanismus, schont den eigenen Geldbeutel und sorgt dafür, dass das Medikament für die Menschen vorrätig ist, die darauf angewiesen sind, wie zum Beispiel Typ-2-Diabetiker oder Menschen mit Adipositas.
Gibt es das eine oder andere Abnehm-Gerücht, das sie gern endgültig vom Tisch hätten?
Mit meiner Arbeit möchte ich den Menschen helfen, endlich aus der Diätspirale auszubrechen und einen genussvollen Weg einzuschlagen, um die Pfunde dauerhaft zu verlieren. Dabei stoße ich immer wieder auf den Mythos, dass man ganz viel Disziplin braucht, um abzunehmen. Mit meinen Klienten und Kursteilnehmern erlebe ich es regelmäßig, dass es nicht die Disziplin ist, sondern dass es ganz andere Dinge sind, die zum Erfolg führen: die Art und Weise, wie wir essen, und der liebevolle Umgang mit dem eigenen Körper. Außerdem darf sich der Glaube ändern, dass Süßigkeiten beim Abnehmen tabu sind und sich bei schlanken Menschen immer nur Kleinstportionen auf dem Teller finden. In meinen Augen ist nichts verboten, die Menge macht's – und natürlich der Genuss.
Fazit: Langsames, aber vor allem bewusstes Essen wirkt sich auf dein Gewicht aus
Für ein nachhaltiges Wohlfühlgewicht spielt beim Essen eine Rolle, wie du isst, nicht nur was und wann. Wenn du bewusst darauf achtest, nicht zu schlingen und dir mehr Zeit lässt, dein Essen zu genießen, ist das viel wichtiger als einen strengen Diätplan einzuhalten. Die perfekten Rezepte für dein Wohlfühlessen findest du in unserem Women's-Health-Ernährungscoaching.