Warum gelten Pornos eigentlich immer noch als so ein "Männerding"? Schon klar – die Hemmungen zuzugeben, dass auch wir Frauen hin und wieder Pornos schauen sind groß. Auch weil wir von dem, was wir da sehen, nicht immer besonders angetan sind:
Vollbusige, superschlanke Blondinen, die mit lüsternem Blick jeden Männertraum erfüllen, Orgasmen vortäuschen und bei dem ganze Getue kaum selbst auf ihre Kosten kommen. Pornos stecken voller Klischees, frauenfeindlicher Praktiken und ausschließlich männlichen Vorstellungen von "gutem" Sex. Warum sollten Frauen das erregend finden? Aber hey, es gibt ja längst ganz andere Pornos. Und die mögen auch Frauen. (Und was machen sie dabei? So masturbieren Frauen am liebsten.)
Eine weibliche Porno-Vorliebe: Sex unter Frauen
Ausgerechnet eine Pornowebsite überrascht da mit erstaunlichen Zahlen. Eine von Pornhub veröffentlichte Statistik der Such-Trends zeigt, dass die weiblichen Nutzer der Seite eine ganz klare Vorliebe haben: Sex unter Frauen. Frauen suchen auf dem kostenlosen Portal am häufigsten nach "Lesben" und haben eine stärkere Präferenz für Sexfilme mit ausschließlich weiblichen Hauptdarstellerinnen als Männer.
Wie kann das sein? Die Statistik unterscheidet zwar nicht nach sexueller Orientierung, aber anzunehmen, die große Mehrheit der Pornhub-Nutzerinnen sei homosexuell, erscheint unrealistisch. Äußern sich in den Suchtrends also heimlich Phantasien? Oder können sie einfach keine grunzenden Muskelmänner mehr ertragen?
Nun, es ist etwas komplizierter, erklärt Sexualtherapeutin Megan Fleming: "Pornos sind ein sicherer Weg herauszufinden, was Sie anturnt. Das bedeutet aber nicht, dass Sie diese Phantasien auch tatsächlich ausleben wollen", sagt sie.
Wer Lesben-Pornos mag, muss lesbisch sein – stimmt das?
Was hat es zu bedeuten, wenn Frauen gern Lesbenpornos sehen? Expertin Fleming meint, in vielen Fällen habe das weniger mit der sexuellen Orientierung oder heimlichen Phantasien von Sex mit einer anderen Frau zu tun, sondern viel mehr mit der Tatsache, dass Lesbenpornos meist genau das zeigen, worauf Frauen stehen und was in den meisten Hetero-Pornos einfach zu kurz kommt: "In den meisten Pornos, in denen Frauen untereinander Sex haben, liegt ein starker Fokus auf Oralsex und der Stimulation der Klitoris", erklärt sie.
Die Filme mit 2 weiblichen Darstellerinnen sind zudem oft sinnlicher, intimer und zeigen eher den Sex, den sich Frauen wünschen, während Mainstream-Pornos hauptsächlich Männerphantasien zeigen und den Fokus auf Erniedrigung, Unterwerfung und die direkte Penetration legen. Ergo: Solange Sexfilme mit männlicher Beteiligung sich nicht auch nach den weiblichen Bedürfnissen richten, schauen die meisten Frauen lieber nur Frauen beim Sex zu.
Darum kritisieren viele Frauen Mainstream-Pornos
Der Markt reagiert längst auf diese Ansprüche. "Pornos müssen sich ändern", meint etwa die schwedische Filmmacherin Erika Lust. Nicht nur, weil Mainstream-Pornos die weiblichen Bedürfnisse ignorieren, sondern weil sie Pornografie auch als Teil der sexuellen Aufklärung versteht. Da muss etwas passieren, damit Jugendliche das eingeölte Rein-Raus-Gerammel nicht als Abbild der Realität verstehen.
Studien zeigen, dass Teenager heute bereits Pornos schauen noch bevor sie überhaupt Sex haben und Oralsex für viele Jugendlichen zwischen 16 und 18 fast ausschließlich Blowjobs bedeutet. Als gäbe es da nichts anderes! Doch anstatt nur die meist von Männern gedrehten Mainstream-Pornos zu kritisieren, dreht die Schwedin einfach eigene, feministische Pornos. Mit Sex zwischen Männern und Frauen, bei dem alle auf ihre Kosten kommen. Und die sind alles andere als prüde. "Der Sex darf schmutzig sein, aber die Werte sollten sauber sein", so Lust. Neugierig geworden? Wie du sicher und anonym auf Porno-Websites surfst, liest du übrigens hier.
Natürlich schauen Frauen Pornos, aber eben oft nicht die gleichen wie Männer. Deswegen richtet sich ihr Blick auf die sinnlicher gemachten Filme von und mit Frauen, auch auf lesbische.
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